Russische Aktien (ADR): Umtausch in Originalaktien möglich - Handlungsbedarf!
Clearstream hat als internationaler Verwahrer angekündigt, den Umtausch der Hinterlegungsscheine (ADRs / GDRs) ab dem 18.07.2022 wieder aufzunehmen. Die Pressemitteilung ist abrufbar unter:
https://www.clearstream.com/clearstream-en/products-and-services/settlement/a22079-3114440
Der Umtausch der ADRs in russische Originalaktien soll bis einschließlich 31.07.2022 möglich sein.
Die Russian Central Securities Depository (NSD - russischer Wertpapierverwahrer) hat angekündigt, in diesem Zeitraum keinerlei Gebühren zu erheben. Damit entsteht für die NSD auch kein wirtschaftlicher Vorteil aus dem Umtausch und somit kein Verstoß gegen "EU-Sanktionen“.
Bekanntlich wurde der Handel mit russischen ADRs an westlichen Börsen als Teil der Sanktionen eingestellt. Dass diese "Sanktionen“ meist nur Kleinanleger trafen, wollen wir nur noch einmal am Rande erwähnen.
Diese Ankündigung bedeutet, dass die europäischen ADR nun in die Originalaktien der russischen Unternehmen (z.B. Norilsk Nickel, Gazprom, Lukoil, Sberbank) zumindest bis zum 31. Juli 2022 umgewandelt werden können bzw auch sollten. Für den Umtausch muss man sich als Anleger an ihre Depotbank wenden und den Umtausch beauftragen. Die meisten Depotbanken versenden dazu auch elektronische Hinweise. Wir würden - Stand heute - den Umtausch empfehlen.
Westliche Sanktionen verhinderten bislang die Umwandlung dieser ADRs in die zugrunde liegenden Originalaktien, die in Moskau notiert sind. Man muss zum Schluss kommen, dass alle westlichen Sanktionen westliche Anleger unverhältnismäßig und zudem zu Unrecht trafen. In Russland bewirken diese Handelsverbote russischer ADRs (die eh nur Ausländer besitzen) rein gar nichts! Im Gegenteil: Die gesperrten ADR boten der russischen Regierung eine hervorragende Gelegenheit, sich nun öffentlich für den Schutz westlicher Sparer einzusetzen, indem man diesen den kostenlosen Umtausch anbietet!
Noch besser: Es scheint, dass Russland mehr für ausländische Investoren übrig hat, wie die Regierungen in der EU, die ihre Anleger in russischen ADRs einfach mit einem "Totalverlust dank Handelsverbot“ bislang im Regen stehen hat lassen.
Die SdK hat dazu auch ein YouTube-Video mit Swen Lorenz veröffentlicht:
https://www.youtube.com/watch?v=CO-8uOI5eFA
Unsere Einschätzung:
Man sollte seine ADR in die russischen Aktien umtauschen. Denn niemand kann heute sagen, ob sich das Zeitfenster nach dem 31. Juli wieder schließt und die EU dann wieder die eigenen Anleger/Bürger in Geiselhaft nimmt. Man sollte daher zu seiner Bank/Depotbank gehen und nachfragen, ob man die ADR in die Original-Stammaktien umtauschen kann, sofern man nicht selbst auf das Umtauschangebot von der Depotbank aufmerksam gemacht wird (was in der Regel der Fall ist; schauen Sie eventuell auch in ihr elektronisches Postfach bei ihrem Onlinebroker).
Wenn der Umtausch erfolgt ist, wird man zwar die Aktien in Moskau (vermutlich) auch (noch) nicht handeln können. Aber man besitzt dann zumindest die Originalaktien.
© Sascha Opel
Rohstoffraketen.de - Auszug aus dem deutschsprachigen Börsenbrief für Rohstoff-, Gold- und Minenaktien