Chinas BP - der Umweltskandal bei Zijin Mining
Dabei geht es um eine Gold- und Kupfermine des chinesischen Bergbau-Giganten Zijin Mining in der Provinz Fujian. Nach starken Regenfällen war dort ein Becken mit giftigen Abwässern übergelaufen. Mindestens 10 Millionen Liter giftige Brühe ergossen sich daraufhin ins Grundwasser und in den nahe gelegenen Tingjiang Fluss, der an seinem Unterlauf viele Städte mit Trinkwasser versorgt. Der ökologische Schaden ist beträchtlich. Das augenscheinlichste Ergebnis sind tausende Tonnen toter Fische, die inzwischen aus dem Fluss gezogen wurden.
Das Desaster wäre auch in diesem Fall vermeidbar gewesen. Fotos der Unglückstelle belegen, dass das Becken mit den giftigen Chemikalien lediglich mit einer etwas dickeren Teichfolie abgedichtet war. Hinzu kam, dass Zijin Mining den Vorfall erst bekannt machte, nachdem die ersten Umweltschäden offensichtlich geworden waren. Angeblich soll die örtliche Leitung der Mine anschließend sogar versucht haben, die angereisten Journalisten zu bestechen.
Unfälle, lasche Sicherheitsvorschriften und ein sorgloser Umgang mit der Umwelt sind in Chinas Minensektor fast schon an der Tagesordnung. Die Verpestung des Flusses Tingjiang sprengte aber den gewohnten Rahmen; sie war die schlimmste Umweltkatastrophe in China seit vielen Jahren. Hinzu kam, dass sich der Vorfall nicht - wie so häufig - in einer kleinen oder gar illegalen Mine ereignete, sondern in einem Betrieb eines börsennotierten und internationalen Großkonzerns.
Trotz - oder auch wegen - der Finanzkraft von Zijin Mining und der vielfältigen Verbindungen des Konzerns in Wirtschaft und Politik hat sich Chinas Regierung dazu entschlossen, hier öffentlichkeitswirksam durchzugreifen. Der Chef der Mine wurde inzwischen ebenso wie der dortige Vize und der Umweltbeauftragte des Unternehmens verhaftet. Daneben mussten auch mehrere lokale Politiker mittlerweile ihren Hut nehmen. Die Mine selbst, die zu den wichtigsten des Unternehmens zählt, wurde bis auf weiteres stillgelegt. Daneben dürften empfindliche Strafzahlungen auf Zijin Mining zukommen.
Wie im Fall von BP hat die Aktie von Zijin Mining deutlich abgegeben, seit das Desaster bekannt wurde. Zijin Mining verloren in der Spitze 30 Prozent an Wert. Und wie bei BP gibt es auch hier viele Anleger, die auf dem sichtlich zurückgekommenen Niveau jetzt den Einstieg erwägen.
In der Tat war die Aktie von Zijin Mining schon vor dem Umweltschaden nicht gerade teuer. Der Konzern verfügt über erhebliche gesicherte Reserven und arbeitete stets hochprofitabel. Jetzt liegt das KGV auf Basis des für 2010 erwarteten Gewinns nur noch im hohen einstelligen Bereich. Allerdings sind in diese Prognosen noch nicht die Strafzahlungen und zu erwartenden Förderausfälle mit einberechnet. Dennoch: Der Goldpreis ist auch in diesem Jahr weiter gestiegen. Möglicherweise muss Zijin Mining deshalb trotz erheblicher Belastungen noch nicht einmal einen Gewinnrückgang hinnehmen.
Allerdings ist nicht davon auszugehen, dass Chinas Rohstoffunternehmen im Bereich Sicherheit und Umweltschutz künftig so weitermachen können wie bisher. Die Regierung wird in den kommenden Jahren deutlich höhere Standards festlegen und auch stärker überwachen. Minengesellschaften, die diese Investitionen nicht schultern können, werden schon jetzt ohne viel Federlesens geschlossen. Letztlich wird diese Entwicklung den großen und kapitalstarken börsennotierten Betreibern in die Hände arbeiten. Und fest steht auch, dass Chinas Rohstoffhunger in den kommenden Jahren weiterhin für gute Geschäfte in diesem Sektor sorgen wird.