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Die Rohstoff-Woche - KW 41/2010: Gold gerade für europäische Anleger ein Kauf!?

08.10.2010  |  Tim Roedel (Rohstoff-Woche)
Gold schießt aktuell von einem Hoch zum nächsten. Und das schon beinahe börsentäglich. Dennoch zahlen europäische Anleger nicht mehr für eine Unze Gold als vor ein paar Monaten. Wie kann das sein? Die Erklärung dafür ist relativ einfach: der schwächelnde US-Dollar begünstigt europäische Goldanleger. Mussten deutsche und österreichische Anleger als Gold bei 1.250 USD stand schon mal knapp über 1.000 Euro je Unze bezahlen, so sind es aktuell nur etwa 960 Euro. Für europäische Anleger scheint ein Investment in Gold also nicht unbedingt weniger sinnvoll als noch vor ein paar Monaten, als der Euro einen medienwirksamen Einbruch erlebte.

Inwieweit der Goldpreis seinen Höhenflug fortsetzen wird, darüber streiten sich die Gelehrten weiterhin heftig. Während viele vom Kauf abraten, gehen andere davon aus, dass die Luft bis zur Marke von 1.500 USD rein sein dürfte. Der Anstieg der letzten Tage und Wochen wird dabei vor allem Spekulanten zugeschrieben, die auf kurzfristige Gewinne aus sein könnten. Spekulanten haben jedoch immer eine bestimmte Marke im Auge, bei der sie für sich einen Ausstieg aus einem Investment sehen. Im Falle des Goldes könnte diese Marke durchaus bei der runden Marke von 1.500 USD oder knapp darunter stehen.

Dies hängt vor allem auch von einem weiterhin schwächelnden USD ab. Die Zusammenhänge und Korrelationen zwischen Öl, Gold und USD hatte ich Ihnen ja bereits in der letzten Ausgabe der Rohstoff-Woche näher gebracht. Die Chance, dass der USD gegenüber dem Euro weiter an Boden verliert stehen indes nicht schlecht, wenn man sich einmal vor Augen führt, dass FED-Chef Bernanke zwar vor einer weiteren Verschuldung warnt, gleichzeitig aber die US-Wirtschaft mit frischem Geld ankurbeln will.

Mehr Dollarnoten als tatsächliche Güter und Dienstleistungen bedeuten über kurz oder lang steigende Inflation. Steigende Inflation bedeutet Geldentwertung. Und steigende Geldentwertung bedeutet Verarmung. Sofern man nicht vorher schon in Sachwerte wie Gold, Silber, Immobilien, Grundstücke oder Ähnliches flüchtet. Der kurzfristige Kursverlauf des Goldes steht in den Sternen. Mittel- bis langfristig dürfte die Angst vor Geldentwertung dem gelben Metall jedoch weiteren Auftrieb verleihen. Und das relativ unabhängig von Wechselkursschwankungen.

Eine weitere Meldung, die sich im Bereich des aktuellen Gold-Mainstream-Bereichs tummelt, ist, dass JP Morgan jetzt auf Grund des scheinbar massiven Aufkaufens von Gold durch Privatanleger (welch Überraschung!) seine Speicherkapazitäten für physisches Gold erweitern muss. Laut einer Meldung des Spiegels hat JP Morgan jetzt einen "eingemotteten" Speicher mitten in Manhattan wiedereröffnet. Und das, obwohl man vor kurzem bereits in Singapur eine ähnliche Lagerstätte geschaffen hatte! Weiter heißt es in der Meldung, dass den Banken schlichtweg der Platz für das gelbe Metall ausgehen würde. Wow! Sensationell!

Ich frage mich nur, was noch alles so als Goldspeicher geöffnet werden muss. Immerhin besitzt alles jemals geförderte Gold die Form eines Würfels mit nicht viel mehr als einer Kantenlänge von 20 Metern. Diese Menge würde ich in meinem Garten unterbringen. Wozu dann zig Investmenthäuser neue "riesige" Lagerplätze ausmotten müssen ist mir schleierhaft. Zumal ein Großteil der weltweiten Goldreserven doch bereits in Fort Knox eingelagert sein müsste. Die USA, die Schweiz, Deutschland usw., alle haben sie ihr Gold in Fort Knox liegen. Also wozu braucht's dann noch andere riesige Speicher? Alles billige Gold-Push-Propaganda, oder was?

Zumal es ja mittlerweile bereits so zu sein scheint, als dass nicht mehr die Zentralbanken den Großteil des Goldes in Händen halten, sondern sich der Goldbesitz längst in Richtung der Privatanleger gedreht zu haben scheint. Das vermeldet der Spiegel übrigens auch. Ich persönlich bin übrigens der Meinung, dass es nicht unbedingt Sinn macht, Institutionen, die mitverantwortlich für die weltweite Banken- und Wirtschaftskrise waren und sind, sein schwer verdientes Gold anzuvertrauen. Wobei man zugeben muss, dass immerhin alle Anleger des BlackRock iShares Gold Trust (der verwaltet immerhin 100 Tonnen Gold im Wert von 4,2 Milliarden USD) JP Morgan vertrauen. Oder aber sie wissen es einfach nicht besser und stehen zwischen Hoffen und Bangen, dass sie ihr physisches Gold überhaupt jemals wiedersehen.

Nun gut, vergessen wir alle Verschwörungstheorie um Gold-ETFs und ihre geheimen Machenschaften und wenden wir uns einem anderem Thema zu – dem Rohöl. Dessen Preis stieg in den vergangenen Tagen ebenfalls bis in die Nähe der 85 USD-Marke. Eine fundamentale Begründung scheint es dafür nicht zu geben. Getrieben wird der Rohölpreis aktuell wohl eher von Spekulanten, die das schwarze Gold einmal mehr als Spielwiese entdeckt haben.

Interessant ist in Hinblick auf Rohöl allenfalls die Meldung, dass der Irak wohl auf weitaus mehr Öl sitzt, als bisher bekannt. So gehen neueste Schätzungen davon aus, dass der Irak wohl auf den dritthöchsten Rohölvorkommen weltweit sitzt. Lediglich Saudi-Arabien und Venezuela haben mehr Öl im Boden (genau genommen auch Kanada, wenn man Ölsandvorkommen mitzählt). Demnach geht die OPEC davon aus, dass Saudi-Arabien noch etwa 264,5 Milliarden Barrel Rohöl besitzt. Venezuela folgt mit 211,1 Milliarden Barrel und danach kommt gleich der kriegsgebeutelte Irak mit 143,1 Milliarden Barrel Öl. Iraks Erbfeind Iran liegt demnach nur noch auf dem vierten Platz mit einem geschätzten Rohölbestand von 137 Milliarden Barrel. Dabei muss man beachten, dass sich die geschätzten Vorkommen des Irak in letzter Zeit um mehr als ein Viertel des bisherigen Bestandes erhöhten.

Zudem scheint gerade der Irak die größten Produktionssteigerungsmöglichkeiten zu besitzen. Aktuell liegt der aktuelle Tagesausstoß bei etwa 1,9 Millionen Barrel. Bis ins Jahr 2017 will man diese Menge mehr als versechsfachen und dann auf 12 Millionen Barrel täglich kommen. Dies würde gleichzeitig bedeuten, dass man fast die tägliche Fördermenge des Nachbarn Saudi-Arabien erreichen könnte. Dies natürlich alles nur unter der Voraussetzung, dass die politischen Verhältnisse im Irak stabil bleiben. Hätte, wenn und aber, sicher ist, dass nichts sicher ist! In diesem Sinne eine erfolgreiche Rohstoffwoche!


Das Zitat der Woche:

"Zwar hat die menschliche Unvernunft nicht zugenommen. Ruinös angestiegen ist jedoch die Zahl der Unvernünftigen." - Hoimar Gerhard Friedrich Ernst von Ditfurth (* 15. Oktober 1921 in Berlin-Charlottenburg; † 1. November 1989 in Freiburg im Breisgau) war ein deutscher Arzt und Journalist. Bekannt wurde Hoimar von Ditfurth jedoch vor allem als Fernsehmoderator und populärwissenschaftlicher Schriftsteller.

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© Tim Roedel
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