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Die Rohstoff-Woche - KW 48/2010: Goldkauf - aber richtig!

26.11.2010  |  Tim Roedel (Rohstoff-Woche)
Alle Welt rät ständig zum Kauf von Gold und Silber. Aber, befolgt diesen Ratschlag eigentlich irgendjemand? Haben Sie schon Edelmetalle gekauft? - In physischer Form natürlich? Haben Sie sich denn eigentlich schon mal Gedanken darüber gemacht, wie Sie dies anstellen wollen? Wo Sie Ihr Gold lagern wollen? Auch über Themen, die Ihnen keiner der Gold- und Silber-Poeten mit beleuchtet? Was ich damit meine?

Nun, wie sieht es denn eigentlich mit der steuerlichen Komponente des Edelmetallkaufs aus? Damit sollte man sich beim Kauf von physischen Edelmetallen durchaus einmal seine Gedanken machen. Denn sonst kann der Gold- oder Silberkauf auch gern mal zur Falle werden.

Bei Gold muss man in der Regel keine zusätzliche Mehrwertsteuer bezahlen. Dies gilt dabei sowohl für Goldmünzen als auch für Goldbarren, allerdings mit kleinen Einschränkungen. Eine EU-Richtlinie aus dem Jahr 1998 besagt, dass Gold in Barren- oder Plättchenform mit einem von den Goldmärkten akzeptierten Gewicht und einem Feingehalt von mindestens 995 Tausendstel, unabhängig davon, ob es durch Wertpapiere verbrieft ist oder nicht grundsätzlich steuerfrei ist.

Barren oder Plättchen mit einem Gewicht von höchstens einem Gramm können die EU-Mitgliedstaaten von der Regelung ausnehmen. Goldmünzen müssen, um steuerfrei gehandelt werden zu dürfen, üblicherweise einen Feingehalt von mindestens 900 Tausendstel aufweisen, nach dem Jahr 1800 geprägt worden sein, in ihrem Ursprungsland gesetzliches Zahlungsmittel (gewesen) sein und zu höchstens 180% des Offenmarktwert ihres Goldgehalts gehandelt werden. Hört sich kompliziert an und gilt auch nur für Goldmünzen aus EU-Staaten. In der Regel ist es so, dass alle gängigen, außereuropäischen Gold-Anlagemünzen steuerfrei handelbar sind. Dies gilt im Falle von Anlagegold auch in der Schweiz.

Bei physischem Silber gilt folgende, einfache Regel: Silbermünzen werden in Deutschland mit dem reduzierten Steuersatz von 7% versteuert, Silberbarren mit dem normalen Mehrwertsteuersatz von 19%. Das liegt unter anderem daran, dass Silber vor allem als Industriemetall gilt und dadurch mit dem bundeseinheitlichen normalen Steuersatz gehandelt werden muss. In Österreich zahlt man sowohl bei Silbermünzen als auch bei Silberballen 20% Mehrwertsteuer. In der Schweiz generell 7,6%. In der Theorie kann man übrigens auch als Österreicher bei einem deutschen Edelmetallhändler Silber kaufen, um sich die Differenz von 13% Mehrwertsteuer zu sparen (Regelungen des innereuropäischen Binnenmarktes). In der Praxis müssen Sie größere Mengen Edelmetalle beim Grenzübertritt natürlich anmelden und versteuern.

Neben der Komponente der Einkommensteuer gibt es natürlich auch noch weitere Steuern, die Fallstricke beim Gold- und Silber-Kauf bieten können. So zum Beispiel bei Schenkung, Erbschaft und Goldtrading oder auch in Zukunft eventuell bei Wiedereinführung der Vermögenssteuer. Weiterführende Informationen zu diesem Thema finden Sie in der aktuellen Ausgabe von \"Wahrer Wohlstand\" auf www.wahrer-wohlstand.de.

Kommen wir zum nächsten Punkt: Der Frage nach der geeigneten Stelle für den Kauf von Gold und Silber.

Denn wie auch bei anderen hochpreisigen Artikeln finden sich ebenso bei Gold immer mehr Plagiate, also Fälschungen. Anzuraten ist demnach der Edelmetallkauf bei Banken oder Sparkassen (was jedoch eine Registrierungspflicht nach sich zieht, die im Falle einer möglichen, zukünftigen Goldenteignung wie in den USA der 1930er Jahre negative Einflüsse auf Ihre \"Goldbestände\" haben könnte) oder bei einschlägig bekannten, zertifizierten Edelmetallhändlern. Eine recht gute Online-Plattform, die die Preise der unterschiedlichen Edelmetallhändler vergleicht ist \"Silber-Investor\".

In welcher Form soll ich aber nun Gold und Silber kaufen? Gut, da hatten wir gerade eben ja schon die wichtige steuerliche Komponente genannt. Silber-Barren sind tabu! Silbermünzen kosten 7% Mehrwertsteuer-Aufschlag. Also doch nur Gold? Auch hier sollten Sie abwägen. Denn was wäre, wenn tatsächlich einmal der Fall eintreten sollte, dass unser Papiergeld nichts mehr wert wäre. Wie wollen Sie dann die alltäglichen Dinge des Lebens mit einem Barren Gold bezahlen? Wer soll Ihnen den wechseln?

Ohne jetzt zu sehr in den Bereich der Verschwörungstheorien abdriften zu wollen oder apokalyptische Szenarien zu propagieren: die Möglichkeit eines Zusammenbruchs der bekannten Währungsstrukturen oder gar großer Teile sozialer und gesellschaftlicher Strukturen besteht dennoch immer. Dabei bedarf es meist nur eines kleinen Auslösers. Dann könnten Gold und Silber plötzlich – ähnlich der Situation nach dem Zweiten Weltkrieg - tatsächlich zu einem der wichtigsten Zahlungsmittel werden. Und da helfen dann 5kg-Barren nicht viel weiter.

Daher sollte man vor allem auf kleinere Stückelungen, um auch für den Fall der Fälle gerüstet zu sein, setzen. Also nicht nur hochpreisige Goldstücke kaufen, auch ein paar Unzen Silber in Form von Münzen zurücklegen! Silber besitzt gegenüber Gold übrigens noch einen gewaltigen Aufholbedarf. Der Wert von 1 zu 15 wäre dabei sicherlich angemessen. Aktuell stehen wir bei gerade einmal 1 zu über 50! Das ist jedoch ein Thema für sich. Sollten Sie dahingehend mehr wissen wollen, empfehle ich Ihnen das sehr lesenswerte Buch \"Silber - das bessere Gold\" von Thorsten Schulte.

Ein weiterer, sehr unterschätzter und häufig auch am wenigsten beachteter Faktor beim physischen Gold- und Silberkauf ist die Lagerung. Ich rate Ihnen: kaufen Sie nur physische Goldbestände, an die Sie dann auch jederzeit rankommen können! Denn was nützen Ihnen Ihre Edelmetallbestände, die Sie per ETF irgendwo in der angeblich sicheren Schweiz liegen haben? Im Fall der Fälle nichts, selbst wenn immer propagiert wird, dass man sich seine physischen Bestände jederzeit liefern lassen kann. Machen Sie sich vor einem Investment in physisches Gold und Silber genaue Gedanken über das „Wie" und die Folgen. Einige Anregungen dazu habe ich Ihnen geliefert.

Als kleiner Absacker noch ein paar Zeilen für alle Uran-Freunde: In der vergangenen Woche ist es nun tatsächlich passiert: der Preis für ein Pfund Uranoxid U3O8 stieg über die Marke von 60 USD. Preistreiber ist weiterhin China, das mittlerweile schon Lieferverträge für mehr als das Fünffache seines jeweiligen Jahresbedarfs abgeschlossen hat. Und sollte man chinesischen Medien Glauben schenken dürfen, so wird dies noch lange nicht das Ende der Fahnenstange gewesen sein. China wird nun endgültig zur Nuklearmacht, während wir in Mitteleuropa zurück ins Kohlezeitalter fallen (oder den Strom in Zukunft eben aus Frankreich importieren müssen, wo er auch aus Atomkraftwerken kommt).


Das Zitat der Woche:

\"Die Händler sind im Grunde die einzigen Kunden, die das Unternehmen hat. Es ist daher ein Gebot des gesunden Menschenverstandes, sich genau anzuhören, was sie zu sagen haben.\" - Lee Iacocca (Lido Iacocca; * 15. Oktober 1924 in Allentown, Pennsylvania, USA) - Sohn italienischer Einwanderer – ist ein wichtiger Manager in der Automobilindustrie, der für verschiedene amerikanische Unternehmen arbeitete.


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© Tim Roedel
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