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Die Rohstoff-Woche - Ausgabe 05/2011: PIMCO sorgt für Unterstützung der Edelmetalle, Spekulanten treiben Rohöl weiter

11.03.2011  |  Tim Roedel (Rohstoff-Woche)
Wie geht es bei Gold, Silber und Co. weiter? Nahezu alle Edelmetalle halten sich auf historisch hohen Niveaus. Doch wird dies ewig so weitergehen? Während eigentlich alle auf einen längst fälligen Rücksetzer warten, bekamen die Edelmetalle in dieser Woche unerwartet Schützenhilfe von der Pacific Investment Management Company, besser bekannt unter dem Kürzel PIMCO. Zur Erklärung: PIMCO ist eine Kapitalanlagegesellschaft mit einem Anlagevermögen von mehr als einer Billion USD und gehört damit zu den weltgrößten Unternehmen in diesem Bereich. PIMCO betreut auch den derzeit größten Rentenfonds der Welt und berät in Deutschland beispielsweise die Allianz mit ihren Rentenfonds. Das was PIMCO sagt und tut hat also weltweit Gewicht.

In dieser Woche kündigte PIMCO an, dass man aus eben diesem weltgrößten Rentenfonds namens Total Return Fund, der ein Vermögen von knapp 250 Milliarden USD verwaltet, alle US-Bonds verkauft hat. Das heißt im Klartext nichts anderes, als dass der größte Anleihen-Käufer der Welt praktisch kein Vertrauen mehr in US-Anleihen zu haben scheint. Diese Meldung kommt eigentlich einem finanzmarkttechnischen Erdbeben gleich und dürfte wohl in nicht allzu ferner Zukunft auch Auswirkungen auf mögliche neue Einstufungen der bekannten Rating-Agenturen hinsichtlich der Kreditwürdigkeit der USA haben.

Indirekt sollte diese Meldung Gold und Silber eigentlich einen weiteren Schub ermöglichen. Denn nach der Anfang Januar von US-Finanzminister Timothy Geithner getätigten Aussage, dass die USA in einen Staatsbankrott abdriften könnten, ist PIMCOs Manager Bill Gross nun schon der zweite gewichtige Name, der Zweifel an den Papierversprechen der USA hegt. Und wenn das Papier nicht mehr das wert zu sein scheint, was draufsteht, dann fliehen Anleger normalerweise in reale Werte – wie eben Gold und Silber. Die kommenden Wochen und Monate dürften also auf jeden Fall spannend werden für Gold, Silber und Co.!

Schon jetzt so richtig rund geht es am Öl-Markt. Libyen sei Dank, steigt der Ölpreis von einem Hoch zum nächsten! Wobei das nicht unbedingt daran liegt, dass fehlende Öl-Lieferungen aus Libyen für Engpässe in Europa und damit zu einem fundamental gerechtfertigten Anstieg des Rohölpreises der Sorte Brent Crude führen würden. Nein, wie auch im bislang letzten Rohöl-Boom-Jahr 2008 wird der Preis vielmehr durch die Spekulation auf das, was vielleicht noch passieren könnte, gelenkt.

Denn die aktuellen Zahlen zu den Lagerbeständen vom letzten Mittwoch sprechen eigentlich eine deutliche Sprache. Die Lager in den USA und in Europa sind fast genauso voll wie sie es schon seit fast zwei Jahren sind. Die Reserven in den USA nahmen demnach in der abgelaufenen Woche um 2,5 Millionen Barrel zu. Damit erhöhte sich der US-Lagerbestand auf 348,9 Millionen Barrel. Und auch in Europa sind eigentlich keine signifikanten Änderungen im Lagerbestand zu verzeichnen. Lieferengpässe scheint es aktuell (noch) nicht zu geben. Die Lieferungen aus Libyen, immerhin der sechstgrößte Rohöl-Produzent weltweit, sind zwar rückläufig, können aber wohl noch von anderen Ländern kompensiert werden.

Wobei die Betonung aus Sicht der meisten Rohöl-Spekulanten auf dem Wörtchen \"noch\" liegen dürfte. Denn die spekulieren darauf, dass sich die gewaltsamen Konflikte Nordafrikas weiterhin auch auf noch wichtigere Erdölfördernationen wie etwa Saudi-Arabien ausweiten könnten. Anscheinend rechnet man in Saudi-Arabien auch mit einem derartigen Szenario. Warum sonst erließ man in der vergangenen Woche ein generelles Demonstrationsverbot?

Ein weiterer Grund für die noch immer anziehenden Rohölpreise liegt in der Annahme, dass sich die Weltkonjunktur schneller und massiver erholen und dann zu einem möglichen Lieferengpass zusätzlich noch eine gesteigerte Nachfrage treten könnte. Ein gewisser Anteil des aktuellen Ölpreisanstiegs ist also sicherlich durch Spekulanten verursacht. Ähnlich war dies auch in 2008 zu beobachten. Es stellt sich einem nun allerdings die dringende Frage, inwieweit wir aktuell schon vor einer neuen Öl-Blase stehen. Denn eines ist sicher: steigen die Ölpreise weiterhin unaufhörlich an, dürfte das nicht unbedingt zum Ankurbeln der weltweiten Wirtschaftskraft führen. Eher zum Gegenteil: die Weltwirtschaft könnte wieder an Schwung verlieren und eventuell sogar wieder schrumpfen. Die Folge wäre dann natürlich ein Platzen der neuen Ölpreis-Blase.

Es stellt sich einem in diesem Zusammenhang natürlich immer wieder die Frage, inwieweit man derartige Rohstoff-Spekulationen, die ganz klar und nachhaltig zu Lasten der wirtschaftlichen Erholung gehen können, einschränken oder sogar gänzlich unterbinden sollte. Denn der eigentliche, ursprüngliche Sinn der Terminmärkte wird heute ad absurdum geführt. So ging es in früheren Zeiten vornehmlich um eine gewisse Preisabsicherung der Produzenten und der Kunden von physischen Rohstoffen. Im Zeitalter von Hedgefonds geht es vielmehr darum, den jeweils unterlegten Preis zu „spielen" und möglichst viel Profit damit zu machen. Ob und wie dieses Problem, das übrigens nicht nur den Öl-Sektor betrifft, zu lösen ist, bleibt abzuwarten.


Das Zitat der Woche:

\"Um ein Leben lang erfolgreich zu investieren, braucht man keinen stratosphärischen IQ, ausgefallene Geschäftseinblicke oder Insiderinformationen. Was man braucht ist ein einwandfreier verstandesmäßiger Rahmen zur Entscheidungsfindung und die Fähigkeit, Gefühle davon abzuhalten, diesen Rahmen zu zerstören.\" - Warren Edward Buffett (* 30. August 1930 in Omaha, Nebraska) ist ein amerikanischer Großinvestor und Unternehmer. Mit einem geschätzten Privatvermögen von 47 Milliarden US-Dollar (Forbes, 2010) ist er der drittreichste Mensch der Welt. Der Großteil seines Vermögens ist in dem von ihm aufgebauten Investment-Unternehmen Berkshire Hathaway angelegt. Am 25. Juni 2006 kündigte er an, 85% seines Vermögens nach und nach an fünf Stiftungen verschenken zu wollen. Der Großteil soll an die Bill & Melinda Gates Foundation gehen, ein kleinerer Anteil soll auf die vier Buffett-Familien-Stiftungen verteilt werden.

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© Tim Roedel
Die Rohstoff-Woche





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