Die Rohstoff-Woche - Ausgabe 07/2011: Neue Studie zu Seltenen Elementen offenbart kritische Lage
Wir waren in der vergangenen Ausgabe der Rohstoff-Woche zu dem Schluss gekommen, dass man von einem signifikanten Abbau von Seltenen Erden außerhalb Chinas aktuell noch weit entfernt sei. Dies vor allem deswegen, weil man sich in der Vergangenheit zu sehr auf den vermeintlich unendlichen und vor allem sicheren Lieferungen aus dem Reich der Mitte ausgeruht hatte und selbst kaum in diese Richtung hin aktiv geworden ist.
Ein reiner Abbau von Seltenen Erden findet momentan lediglich auf der Mountain Pass Mine im US-Bundesstaat Kalifornien statt. Das dort momentan noch gewonnene Erz stammt jedoch von noch vorhandenen Abraumhalden. Diese waren dort seit 1953 angehäuft worden, nachdem es immer wieder massive Probleme mit kontaminiertem Grundwasser gab. So traten beispielsweise im Jahre 1977 aus einer Abwasser-Pipeline mehr als zwei Millionen Gallonen radioaktives Wasser aus und verseuchten das gesamte County. Seit 2002 darf auf Mountain Pass kein aktiver Bergbau mehr stattfinden. Seitdem werden nur noch die alten Abraumhalten nach Seltenen Erden durchsucht und entsprechend verwertet.
Doch die Zeit des Umdenkens scheint nun endgültig gekommen. Auch die USA haben mittlerweile die gestiegenen Preise der Seltenen Erden als auch die drohende Abhängigkeit vom Wohlwollen Chinas erkannt und versuchen dem nun fieberhaft mittels Etablierung eigener Minen auf der westlichen Hemisphäre entgegenzuwirken. So hat Molycorp, der Betreiber der Mountain Pass-Mine mittlerweile das "GO" für eine Neuauflage der Produktion erhalten. Das Unternehmen arbeitet bereits an der Modernisierung der vorhandenen Verarbeitungsanlagen und der Mineninfrastruktur. Zudem wird für mehr als eine halbe Milliarde USD eine Fabrik zur Weiterverarbeitung der Seltenen Erden in Magneten etc. gebaut. Besonders interessiert zeigten sich dabei vor allem die stark von China abhängigen Japaner. So konnten zwei wichtige Deals mit japanischen Unternehmen geschlossen werden.
Und auch in West-Australien arbeitet man fieberhaft an einem baldestmöglichen Produktionsstart auf Lynas Mount Weld Projekt. Ähnlich wie in Kalifornien soll auch dort ab 2012 die Produktion von Seltenen Erden eingeläutet werden. An die Förderraten der Chinesen – allen voran der weltgrößten Seltene Erden-Mine Bayan Obo - wird man zunächst nicht herankommen, etwas Entlastung für die dann bereits angespannte Situation auf dem Seltene Erden-Markt dürften diese beiden Minen jedoch auf jeden Fall bringen. Zumindest, wenn man den heutigen Nachfragewert zu Grunde legt. Da die Nachfrage in den kommenden Jahren aber steigen wird, muss man sich noch weitaus mehr einfallen lassen, um ein Angebotsdefizit zu verhindern.
So erscheint es nicht verwunderlich, dass momentan eine Vielzahl weiterer Bergbaugesellschaften, die sich dem Auffinden, der Entwicklung und Ausbeutung von Seltene Erden-Vorkommen verschrieben haben, aus dem Boden schießt. Und das vor allem auf dem nordamerikanischen Kontinent, möglichst nahe am großen Seltene Erden-Verbraucher USA. Besonders ergiebige Vorkommen an Seltenen Erden wurden dabei in den letzten Jahren in den kanadischen Provinzen British Columbia und Quebec entdeckt.
Dementsprechend sind auch gerade in diesen Regionen - auch wenn einige der Projekte sehr nahe an Nationalparks liegen - viele neue Unternehmen zu Gange. Die allermeisten davon besitzen aktuell weder eine Ressourcenbasis noch eine vernünftige Explorationsgrundlage in Form von brauchbaren historischen Bohrergebnissen oder Ressourcenschätzungen. Die, die eine solche Ressourcenbasis bereits vorzuweisen haben, sind jedoch noch mindestens drei Jahre von einer möglichen Produktion entfernt.
Dennoch scheint eine Trendwende auf dem Seltene Erden-Sektor eingeläutet. Ein gewisses Umdenken ist im Gange, auch wenn dieses einige Jahre zu spät kommen dürfte. Denn die allermeisten Seltenen Erden-Projekte sind noch meilenweit vom Status eines Produzenten entfernt. Doch gerade das Beispiel der Mountain Pass Mine zeigt deutlich, dass man in Regierungskreisen mittlerweile verstanden hat, dass die eigene Wirtschaft ohne eine gewisse Mindestmenge an verfügbaren Seltenen Erden auf Dauer nicht (über-)lebensfähig ist.
Die akuten Umweltbedenken sind dabei gegenüber wirtschaftlichen Interessen längst in den Hintergrund getreten. Wie ernst man es in Washington mit der Entwicklung des kommenden Boom-Sektors Seltene Erden zu nehmen scheint, zeigt allein schon die Tatsache, dass in den kommenden Wochen mehrere Vorstände von Unternehmen mit strategischen Seltene Erden-Ressourcen in Washington vorstellig werden und ihre jeweiligen Projekte den US-Experten vorstellen müssen.
Die Preise für die allermeisten der Elemente der Seltenen Erden dürften in den kommenden Jahren weiter ansteigen, so viel scheint sicher. Im Endeffekt regeln jedoch auch hier Angebot und Nachfrage den Preis. Da die so genannten Seltenen Erden innerhalb der Erdkruste nicht wirklich selten sind, dürfte es nur eine Frage der Zeit sein, bis auch außerhalb Chinas genügend Seltene Erden-Minen etabliert und die Schere zwischen Angebot und Nachfrage wieder schließen werden. Es gilt also der Grundsatz, dass vor allem die Unternehmen vom Seltenen Erden-Boom profitieren werden, die möglichst rasch mit der Produktion beginnen können.
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Das Zitat der Woche:
"Um nach vorne zu kommen und dort zu bleiben, kommt es nicht darauf an, wie gut Du bist, wenn Du gut bist, sondern wie gut Du bist, wenn Du schlecht bist." - Martina Navrátilová, geboren als Martina Šubertová (* 18. Oktober 1956 in Řevnice, Tschechoslowakei) ist eine zunächst tschechoslowakische, für den größten Teil ihrer Laufbahn US-amerikanische Profi-Tennisspielerin. Sie gilt als eine der besten Tennisspielerinnen aller Zeiten.
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© Tim Roedel
Die Rohstoff-Woche
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