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Alter Hase mit großen Plänen!

26.06.2008  |  Rohstoff-Spiegel
Interview mit Dr. Klaus Zeitler, Präsident von Amerigo Resources Ltd.

ROHSTOFF-SPIEGEL: Guten Tag Herr Dr. Zeitler und vielen Dank, dass Sie sich die Zeit für das Interview genommen haben. Sie blicken auf interessante Jahrzehnte in der Ressourcenindustrie zurück, erst bei der Metallgesellschaft, dann waren Sie Mitbegründer der später Inmet Mining Corp. Zuletzt hatten Sie eine leitende Position bei Teck Cominco inne. Erzählen Sie uns etwas mehr über Ihren Werdegang.

AMERIGO RESOURCES: Ja, den allergrößten Teil meiner beruflichen Laufbahn habe ich im Bergbau zugebracht, obwohl dies nicht mein Studienfach war. Ich habe in dieser Zeit Bergbauprojekte weltweit mit einer Gesamtinvestitionssumme von über 4 Milliarden Dollar mitgestaltet, finanziert und verwirklicht. Jedes dieser Projekte hat seinen Besitzern hohe Renditen gebracht.

ROHSTOFF-SPIEGEL: Deutschland besitzt im Vergleich zu Kanada oder Chile nur wenig Rohstoffe. War dies der Grund für Sie, im Ausland aktiv zu werden ? Was reizt Sie und was fordert Sie heraus ?

AMERIGO RESOURCES: Das ist richtig. Ich habe damals meinen Arbeitgeber überzeugt, im außereuropäischen Ausland zu investieren. Ich war von früher Jugend an ein “Weltbürger“ und fühlte mich in anderen Kulturen sehr wohl. Ich liebe Neues und schrecke vor schwierigen Aufgaben nicht zurück. Aufgaben, an die sich andere nicht heranwagen, haben mich schon immer gereizt.

ROHSTOFF-SPIEGEL: In Südamerika sieht man zur Zeit in mehreren Ländern Bestrebungen, die Gewinne der Minenunternehmen zu beschneiden oder ganze Projekte zu verstaatlichen. Venezuela ist nur das Extrembeispiel. Denken Sie, dass sich dieser Prozess fortsetzen wird und dass auch Chile, wo Amerigo tätig ist, in Mitleidenschaft gezogen werden könnte ?

AMERIGO RESOURCES: Nein, ich glaube nicht, dass Chile dieser offenen oder schleichenden Verstaatlichung verfallen wird, und zwar deshalb, weil es Chile in den vergangenen Jahrzehnten im Unterschied zu vielen anderen südamerikanischen Staaten gelungen ist, eine bedeutende Mittelschicht zu kreieren, die die Vorteile einer freien Marktwirtschaft und des privaten Eigentums am eigenen Leib erlebt haben. In Chile wird sogar im Augenblick darüber diskutiert, ob und wie man die staatliche Bergbaugesellschaft privatisieren kann.

ROHSTOFF-SPIEGEL: Für historisch Interessierte: Wo entdecken Sie Gemeinsamkeiten zwischen Amerigo Vespucci, dem bekannten italienischen Seefahrer und Erforscher Südamerikas im 15. Jahrhundert und Amerigo Resources heutzutage ? Es muß ja einen Grund für diese Namensgebung geben.

AMERIGO RESOURCES: Genau so wie Amerigo Vespucci ein Pionier in Südamerika war, sehe ich Amerigo Resources als Pionier mit ihrem Geschäftsmodell in Südamerika.

ROHSTOFF-SPIEGEL: Jetzt aber zu den Infos, die Anleger interessieren. Amerigo ist kein Produzent oder Explorer im klassischen Sinne. Das Unternehmen verarbeitet die Produktionsrückstände (Tailings) der El Teniente- Kupfermine von CODELCO in Chile. Erläutern Sie uns kurz Ihr Geschäftsmodell.

AMERIGO RESOURCES: Ja, das ist richtig, Amerigo besitzt keinen eigenen Bergbau. Wir verarbeiten die Schlämme der El Teniente- Grube. Dieses Geschäftsmodell hat auch bei niedrigeren Kupferpreisen funktioniert. Voraussetzung sind allerdings große und langlebige Lagerstätten, die hohe Durchsatztonnagen erlauben, oder auch Lagerstätten mit extrem hohen Metallgehalten sowie eine kostenoptimale Auslegung der Produktionsanlage.

ROHSTOFF-SPIEGEL: El Teniente produziert seit 1904 und die Ressourcen werden noch etliche Jahrzehnte reichen. Amerigos Geschäft hängt von den Tailings ab. Warum verarbeitet CODELCO die Tailings nicht selber? Sind das für dieses Großunternehmen nur Brosamen?

AMERIGO RESOURCES: Hierfür gibt es verschiedene Gründe. Zum ersten ist es wirtschaftlich gesehen rentabler für El Teniente, den Erzdurchsatz zu maximieren anstatt das Ausbringen zu optimieren. Dies führt zu einer “win - win“ Situation für El Teniente und Amerigo. Diese Strategie maximiert bei El Teniente den Gewinn und erlaubt Amerigo die rentable Gewinnung zusätzlichen Kupfers und Molybdäns. Voraussetzung hierfür ist, wie gesagt, die Langlebigkeit der El Teniente- Grube, die trotz einer über 100 jährigen Geschichte noch für viele Jahrzehnte Erzreserven hat. Zum anderen ist es natürlich auch so, dass Codelco als größter Kupferproduzent der Welt kein Interesse an kleineren Produktionsstätten hat, die ihr Produktionsvolumen um nur 1 Prozent erhöhen würde.

ROHSTOFF-SPIEGEL: Wie sieht Amerigos Vertragsgestaltung aus, d.h. können Sie langfristig die Tailings verarbeiten und so, unter der Voraussetzung ausreichend hoher Preise für Kupfer und Molybdän, mit sicheren Umsätzen rechnen? Welche Zahlungen sind an CODELCO zu leisten?

AMERIGO RESOURCES: Amerigo hat über ihre Tochter, die Minera Valle Central einen langfristigen Vertrag, der uns im Augenblick die Lieferung der Schlämme mindestens bis zum Jahre 2021 sichert. Wie ich schon sagte, arbeitete dieses Geschäftsmodell auch bei niedrigeren Kupferpreisen wirtschaftlich erfolgreich. Für Codelco ist dies ebenfalls ein gutes Geschäft, denn abgesehen von der Gewinnmaximierung in ihrer eigenen Anlage profitiert sie noch von den Royalty Zahlungen, die sie von Amerigo für die Bereitstellung der Schlämme erhält. Diese Royalty Zahlungen belaufen sich im Augenblick auf zweistellige Millionen Dollar Beträge pro Jahr.

ROHSTOFF-SPIEGEL: Amerigo wird also auf absehbare Zeit die Tailings verarbeiten können, muss sich über „Ressourcen“ keine Gedanken machen und kann den Cash ernten ? Die Strategie geht offensichtlich auf, das Unternehmen hat in den letzten Jahren sehr gut verdient und zahlt sogar Dividende. Ist es die Philosophie des Unternehmens, die Aktionäre am Gewinn zu beteiligen, oder haben Sie schlicht und einfach keine nutzbringenden Investitionsmöglichkeiten gesehen ?

AMERIGO RESOURCES: Ja, wir sind die kanadische Bergbaugesellschaft mit der höchsten Dividendenrendite. Unser Aufsichtsrat hat bei Einführung der Dividendenzahlungen beschlossen, mindestens ein Drittel des Unternehmensgewinns den Aktionären als Dividende zukommen zu lassen. Dies liegt auch in meinem eigenen Interesse, da ich ein nicht unbedeutendes Aktienpaket von Amerigo besitze.

ROHSTOFF-SPIEGEL: Amerigo hängt jetzt von den Preisen von Kupfer und Molybdän ab. Haben Sie Pläne, das Unternehmen weiter zur Risikominimierung zu diversifizieren ? Was wäre, wenn Kupfer und Molybdän im Preis deutlich sinken ? Tätigen Sie Hedge zur Absicherung ?

AMERIGO RESOURCES: Nein, wir haben von Anbeginn gesagt, dass wir keine Hedge-Positionen eingehen werden. Andere Firmen, selbst sehr große wie die frühere Phelps Dodge, haben dies getan und sind dabei schwer auf die Nase gefallen. Ich bin der Auffassung, dass auch längerfristig die Preise für Kupfer und Molybdän auf hohem Niveau verbleiben werden.

ROHSTOFF-SPIEGEL: Eine mögliche Diversifizierung sind die Beteiligungen an Candente Resources und Los Andes Copper. Warum haben Sie sich an Explorern beteiligt und gerade diese Unternehmen gewählt ?

AMERIGO RESOURCES: Unsere Beteiligungen an Candente und Los Andes zeigen, dass wir an die Zukunft von Kupfer glauben. Außerdem lassen uns diese Beteiligungen an den Wertsteigerungen von Explorationsgesellschaften teilhaben, das heißt, wir werden dadurch sowohl eine “value“ als auch eine Wachstumsaktie. Wir haben diese Firmen gewählt, weil wir Chile und Peru gut kennen und die Lagerstätten dieser Firmen gute Chancen haben, zur nächsten Generation der neuen zu bauenden Kupferminen zu gehören.


ROHSTOFF-SPIEGEL: Für mich persönlich wird die Story von Amerigo durch das viel gelobte und leider auch in Verruf geratene „Blue Sky Potential“ der Explorer noch wesentlich interessanter. Sind hier weitere Beteiligungen geplant, ggf. auch an Gold- und Silberexplorern ?

AMERIGO RESOURCES: Auf Grund des langjährigen Erfahrungsschatzes unseres Managements kennen wir die Kupferbergbauwelt sehr gut und sind daher laufend dabei, sowohl produzierende als auch Explorationsgesellschaften zu analysieren. Ich würde daher weitere Beteiligungen oder auch Fusionen nicht ausschließen. Allerdings wird auch in Zukunft die Amerigo im wesentlichen eine Kupfergesellschaft bleiben, wobei wir durchaus auch an Kupfer-Gold oder Kupfer-Silber Projekten interessiert sind.

ROHSTOFF-SPIEGEL: Im gesamten Jahr 2006 fuhr Amerigo einen Nettogewinn von satten 39,7 Mio. USD ein, 2007 waren es 24,3 Mio. USD. Dem Leser fallen deutlich gestiegene Produktionskosten auf, ein Fakt, mit dem jetzt alle Minenunternehmen weltweit zu kämpfen haben. Was können Sie zur Kostendämpfung unternehmen ?

AMERIGO RESOURCES: Das ist richtig, insbesondere die stark gestiegenen Energie-, Stahl- und Schwefelsäurepreise bereiten vielen Bergwerken und Projekten großes Kopfzerbrechen. In unserem Fall sind es die extrem hohen Elektrizitätspreise in Chile, die unsere Kosten stark erhöht haben. Wir haben aber bereits wichtige Schritte unternommen, um dieses Problem zu lösen. Wir haben Generatoren zur eigenen Stromerzeugung gekauft und werden diese noch vor Ende dieses Jahres in Betrieb nehmen. Dies wird uns ermöglichen, unsere derzeitigen Energiekosten auf die Hälfte zu verringern, was pro Jahr zu Einsparungen in Höhe von über 20 Millionen Dollar führen wird. Die Investitionen hierfür sind zum größten Teil schon bezahlt.

ROHSTOFF-SPIEGEL: Anleger suchen immer nach Wachstum und Perspektiven. Wie sieht ihre strategische Planung für die nächsten Jahre aus ? Welche Produktionssteigerungen sind anvisiert ?

AMERIGO RESOURCES: Wir haben in den letzten Jahren über 60 Millionen Dollar zur Erhöhung unserer Produktionskapazität investiert. Dies wird uns erlauben, die Produktion in den nächsten 2 - 3 Jahren um 50 - 100 Prozent zu erhöhen.

ROHSTOFF-SPIEGEL: Also zurück zum Wachstumspfand. Der Investor hört es gern. Denken Sie, dass die Story von Amerigo schon ausreichend verstanden ist ? Immerhin handelt es sich hier um einen Produzenten und quasi unerschöpflichen Ressourcen, der zudem noch profitabel produziert!

AMERIGO RESOURCES: Ja, wir haben nicht nur eine lange Zukunft von den täglich von El Teniente produzierten Schlämmen vor uns, sondern auch auf Grund der Tatsache, dass in unmittelbarer Nachbarschaft zu unserer Produktionsstätte mehrere 100 Millionen Tonnen alter Schlämme aus der El Teniente- Produktion der letzten 100 Jahre gelagert sind. Hier sind wir im Augenblick dabei, die Produktion aus diesen viel höherhaltigen Schlämmen aufzunehmen und in den kommenden Jahren stark auszubauen. Dies wird zu einer Erhöhung der Produktivität beitragen, d.h. wir haben nicht nur eine lange, sondern auch eine bessere Zukunft vor uns.

ROHSTOFF-SPIEGEL: Das hört sich alles sehr gut an. Wir werden Amerigo weiter beobachten und regelmäßig über das Unternehmen berichten. Mit dieser Story sollte es nicht schwerfallen, in Deutschland neue Anleger zu finden. Zum Abschluß noch eine allgemeine Frage. Sie sind, sehen Sie mir die Formulierung nach, ein alter Hase in der Branche. Wie schätzen Sie den aktuellen Bullenmarkt der Rohstoffe ein und was erwartet uns in den kommenden Jahren ?

AMERIGO RESOURCES: Alte Hasen leben oft zu sehr in der Vergangenheit und sehen nicht unbedingt die neuen Trends. Für lange Zeit haben sogenannte Experten nicht den Einfluss gesehen, den z.B. China auf die Rohstoffnachfrage haben wird. Ich glaube, dass wir auch in Zukunft im Rohstoffbereich mehr Bullen als Bären sehen werden. Dies hängt damit zusammen, dass weltweit hunderte von Millionen Menschen in die Mittelklasse aufsteigen und dadurch die Nachfrage nach “weißer Ware“ und Mobilität sehr groß sein wird und dies wiederum hohe Infrastrukturinvestitionen nach sich zieht. All dies ist äußerst rohstoff- und insbesondere kupferintensiv.
Auf der Angebotsseite ist aus verschiedenen Gründen mehr und mehr mit Produktionsausfällen und Verzögerungen bei neuen Projekten zu rechnen.

© Rohstoff-Spiegel


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