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Die Rohstoff-Woche - Kalenderwoche 31

01.08.2008  |  Tim Roedel (Rohstoff-Woche)
Die Kalenderwoche 31/2008 steht weiterhin im Zeichen der noch immer schwelenden Immobilienkrise. Im Mittelpunkt standen dabei vor allem die beiden “Großen“ der Branche - Fannie Mae und Freddie Mac. Trotz der Zusage der US-Regierung beide Gesellschaften direkt oder indirekt mit hohen Milliardenbeträgen zu stützen, beeinflussen die Ausläufer der Krise noch immer auch den Rohstoffsektor - und hier besonders die Minenwerte.

Trotz der Tatsache, dass Finanzmarktkrisen den Rohstoffbereich - und hier speziell den Bereich der Edelmetalle eher beflügeln sollten - da die Anleger in derartigen Phasen vermehrt Sicherheit in - über Jahrtausende bewährten - Häfen, wie Silber und Gold suchen, herrscht auch im Rohstoffsektor teilweise heillose Panik. Vor allem im Explorer-Bereich scheint eine Hälfte der Anleger der Meinung zu sein, dass man sich einfach in einer Ausverkaufsphase befände und mitmachen muss, während die andere Hälfte von noch Schlimmerem ausgeht.

Hätten wir nicht sowieso alle - hielten wir uns an die alten Börsengurus - spätestens im Mai unsere Depots leerräumen und bis zum Herbst bei einer guten Tasse Tee genüsslich abwarten müssen? In Zeiten starker globaler Vernetzung scheint dieses Verhalten doch äußerst fragwürdig, zumal moderne Nachrichtenkanäle, Börsenforen, Handelsplattformen und technische Raffinessen oftmals starke Übertreibungsreaktionen hervorbringen, von denen sich ein Wert vielmals erst nach Monaten wieder erholt. Doch wie sieht es denn nun aus, inmitten der Jahrhundertbaisse des Jahres 2008? Steht der Rohstoffsektor wirklich so schlecht da, wie er auch angesichts der Hypothekenkrise gemacht wird?

Im Allgemeinen notieren fast alle Metall- sowie Energie-Preise aktuell unter dem Stand der Vorwoche.

Gold musste in den vergangenen Tagen über 5% abgeben, genauso wie Silber, das die 18 US$ - Marke nicht halten konnte. Dazu passt die Meldung, dass AngloGold Ashanti eine Ausdehnung der Goldproduktion bis in Tiefen von zunächst knapp 3.800 Metern und später bis in Tiefen von über 4.500 Metern plant, eigentlich so gar nicht ins Bild. Und das bei den immer höher steigenden Abbaukosten, vor allem im Bereich des Untertageabbaus! Läuft AngloGold Ashanti jetzt in sein Verderben? - Sicherlich nicht, eine gesunde Konsolidierung beim Gold hat noch keinem geschadet und kann auch nur ein Zwischenschritt in Richtung des All-Time-Highs vom März diesen Jahres sein, zumal Gold sich bisher im Vergleich zu vielen anderen Rohstoffen sehr gut gehalten hat. Nichts desto trotz halten Experten kurzfristige Konsolidierungen auf bis zu 850 US$ bei Gold und 16,00 US$ bei Silber für möglich. Spätestens ab diesen Schwellen dürfte aber die Nachfrage nach den beiden Metallen wieder entscheidend zunehmen.

Allen Unkenrufen zum Trotz hielt sich auch der Ölpreis zunächst auf hohem Niveau bei 135 US$ je Barrel, musste diese Woche aber einen Dämpfer auf rund 120 US$ hinnehmen, nachdem OPEC-Präsident Chakib Khelil den Ölpreis als zu hoch einstufte. Laut Khelil seien sogar langfristige Preise unterhalb der 80 (!) Dollar Marke möglich, wenn nicht gar wahrscheinlich. Als Gründe dafür führte Khelil vor allem den sich erholenden Dollar und die Verbesserung der geopolitischen Lage an. Ob der Dollar an Stärke gewinnen wird (erst einmal sollte er versuchen an Schwäche zu verlieren) darf dank heißlaufender Pressen in den Geldschein-Druckereien der USA zunächst einmal bezweifelt werden.

Schließlich erwarten die USA für das kommende Jahr ein Rekord-Haushaltsdefizit von 482 Milliarden Dollar - das muss erst einmal geschlossen, respektive gedruckt werden. Darüber hinaus sollte das Dauerthema Iran für große Unterstützung beim Thema Ölpreis sorgen, trug der Iran vergangene Woche im Atomstreit ja nicht gerade zu einer Entspannung bei, indem er einen Stopp der Urananreicherung kategorisch ausschloss. Sieht so geopolitische Entspannung aus? Da hören sich weitere Gründe für einen hohen Ölpreis, wie die bevorstehende heiße Phase der Hurrikane-Saison oder die jüngste Ankündigung Russlands, dass man das absolute Fördermaximum erreicht hätte, schon fast wie Schnee von gestern an. Die Pessimisten und “Rezessionisten“ scheinen aktuell zumindest erst einmal Oberwasser zu gewinnen, das Gros wechselt von der Long- auf die Short-Seite.

Bei Kupfer wurde innerhalb der ersten vier Monate 2008 weltweit ein Produktionsdefizit von 108.000 Tonnen verzeichnet. Als Hauptgrund dafür werden vor allem geringere Abbaumengen in Australien, Chile, Indonesien und Mexiko gesehen, die auf Grund von schlechten Wetterverhältnissen, Arbeitsniederlegungen und allgemeinen Produktionsproblemen entstanden sind. Erste Vorboten waren bereits diese Woche zu spüren, als Xstrata einen Rückgang seiner Kupferproduktion um 1,1% für das erste Halbjahr 2008 vermeldete. Der zehntgrößte Kupferproduzent Kazakhmys vermeldete gar einen Rückgang von 1,4% für das zweite Jahresquartal. Kupfer machte erst einmal einen Satz von über 5% und bleibt damit über der 8.000 Dollar Marke.

Beim Eisenerz steht noch immer das Dauerthema der Übernahme von Rio Tinto durch BHP im Raum. Dass beide im Juni Preiserhöhungen von 85% für ihr gefördertes Eisenerz durchsetzen konnten, trägt zusätzlich zu weiteren Übernahmespekulationen bei und dürfte auch kleineren Eisenerzproduzenten weiterhelfen.

Auch im Bereich der Kohleproduktion gibt es interessante Entwicklungen, die Anlegern wieder Appetit auf Kohle bringen dürften. Zum Einen hat der weltgrößte Stahlhersteller Arcelor Mittal, Concept Grout aus West-Virginia übernommen, der immerhin auf 57 Millionen Tonnen Kohle-Reserven sitzt und 2007 etwa 800.000 Tonnen Kohle produzierte. Und zum Anderen haben in Kolumbien Arbeiter mehrerer größerer Kohlenminenbetreiber angekündigt, ab dieser Woche in einen unbefristeten Streik zu treten, um ihren Forderungen nach besseren Arbeitsbedingungen Nachdruck zu verleihen. Ein Produktionsdefizit ist vorprogrammiert ... meint man!

Auf kurzfristige Sicht wohl schon, jedoch gibt es auch andere Töne, z.B. aus Australien, wo ein Konsortium Kohle-abbauender Unternehmen der Regierung von New South Wales mitteilte, dass man die Kapazitäten des Export-Terminals in Newcastle bis 2013 verdoppeln wolle. Das Ganze obwohl man auch in Australien von zunehmenden Wetterkapriolen und Energieproblemen nicht verschont geblieben ist. Auch hier bleibt es spannend.

Absoluter Outperformer bleibt Blei, das nach Spekulationen über größere Shortpositionen seit dem 04. Juli 2008 bereits 40% auf zuletzt 2.200 US$ zulegen konnte.

Nickel befindet sich weiterhin im Abwärtstrend, konnte aber zuletzt die 20.000 Dollar Marke mehrmalig verteidigen. Experten zu Folge wird der Abwärtstrend spätestens ab Ende des Jahres gestoppt werden, die Nachfrage werde das Angebot derart übersteigen, dass der jährliche Nachfragezuwachs spätestens ab 2009 kein adäquates Angebot mehr finden wird. Auch hier gibt es bereits erste Vorboten, so vermeldete Xstrata für das letzte halbe Jahr einen Produktionsrückgang von satten 6,1%.

Nachdem Platin einen Rücksetzer um 10% hinnehmen musste, konnte zunächst ein Teil der Verluste wieder wett gemacht werden, um zuletzt nun doch wieder um die Marke von 1.700 US$ zu kämpfen. Größere Bewegungen, die so deutliche Abschläge rechtfertigen würden, waren auf dem Gebiet der Platinmetalle jüngst nicht zu verzeichnen. Platin passte sich dem allgemeinen kurzfristigen Trend der Edelmetallgruppe an.

Im Bereich der Agrarrohstoffe blieb es vergangene Woche weitestgehend ruhig. Der Pottasche-Hype ist zunächst etwas abgeflaut, die meisten der auf den Trend aufgesprungenen kleineren Explorationsgesellschaften mussten Federn lassen. Grund hierfür sind, neben der erwähnten notwendigen Korrektur, vor allem Bohrverzögerungen. Auf lange Sicht führt sicherlich kein Weg an Kalisalz vorbei, zumal die Nachfrage nach Dünger in den letzten Jahren vor allem in Asien kräftig gestiegen ist und weiter steigen wird. Bei der Auswahl geeigneter Werte sollte man aber gezielt auf den jeweiligen Fortschritt und die korrespondierende Marktkapitalisierung der Unternehmen achten. Im Zweifelsfall sollte man auf bereits produzierende Unternehmen zurück greifen, da ausschließlich diese vom anhaltend hohen Marktpreis für Kalisalz profitieren.

Während die Preise für die meisten Rohstoffgruppen aktuell fallen oder ihr Niveau halten können, verlieren viele der vor allem kleinen Explorationswerte weiterhin immens an Boden. Neben der Angst vor weiteren Enthüllungen im Rahmen der Hypothekenkrise und einer möglichen Rezession in den USA inklusive weltweiter Auswirkungen, steht vor allem die Angst, dass gerade kleinere Gesellschaften keine Geldgeber mehr finden.

Fazit: der Rohstoffmarkt an sich steht besser da als er dargestellt wird. In Zeiten hoher Inflation werden Anleger früher oder später in sichere Häfen wie Gold und Silber strömen. Die Frage ist nur wann. Die teilweise ungerechtfertigt niedrigen Kurse - auch von bereits produzierenden Firmen - sollten Anleger vermehrt zum Einstieg nutzen, auch, wenn wir uns gerade erst inmitten des nur noch bedingt geltenden Sommerlochs befinden.


© Tim Roedel
Die Rohstoff-Woche





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