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Gasförderung im Herzen Europas - Interview mit European Gas Ltd.

25.09.2008  |  Rohstoff-Spiegel
Die Reduzierung von Gaslieferungen aus Russland nach Europa im Jahr 2007 und immer wieder auftretende Zufuhrunterbrechungen durch Explosionen an wichtigen Ost-West-Pipelines schrecken Europa zwar immer mal wieder auf, scheinen sich in den Köpfen der Bevölkerung aber nicht sonderlich festgesetzt zu haben. Erkannt wurde das zunehmende Risiko der Abhängigkeit von außereuropäischem Gas jedoch von der französichen Regierung, die mit allen Mitteln versucht, eigene Reserven zu erschließen und sich damit von Importen weitestgehend unabhängig zu machen. Die führende Firma auf diesem Gebiet, die Frankreichs Kohlegasreserven zu einem großen Teil zusammengeführt hat, ist European Gas Limited. Wir sprachen mit Managing Director Tony McClure sowohl über die Vorteile Europas, aber auch dessen Abhängigkeit von Gasimporten und wollten wissen, wie uropean Gas Limited zu einer gewissen Entspannung der aktuellen Lage beitragen kann.

Rohstoff-Spiegel: Ihr Unternehmen European Gas Ltd. exploriert, entwickelt und produziert Gas auf insgesamt sieben Projekten in Frankreich, Italien und den Benelux-Staaten. Was macht gerade Westeuropa so interessant für European Gas?

European Gas: European Gas hieß früher Kimberley Oil NL und war eine Firma, die eigene Vermögenswerte im Canning-Becken in Westaustralien fortentwickelte. Das damalige Management lenkte die Firma verstärkt in Richtung konventioneller Kohlenwasserstoffe inklusive einer kleinen Ölproduktion, war damit aber nicht sonderlich erfolgreich. Das war die Zeit, bevor wir das Ruder übernahmen, Board und Management austauschten und den kompletten Geschäftsplan umkrempelten. Zu dieser Zeit änderten sich Kimberley Oils Interessen hin zu konventionellen Öl- und Gas-Assets. All diese Projekte, die eine Fläche von etwa 30.000 km² einnahmen, wurden letztendlich an eine Firma namens Arc Energy verkauft, European Gas Limited hält daran nur noch Royalties von 2% bis 3%. In 2003 schauten wir uns dann nach weniger riskanten Optionen um, unter anderem auch nach Coal-Bed.Methane (CBM),also Flözgas-Projekten.

Der Grund dafür lag darin, dass wir erkannten, dass 10% der gesamten Gasproduktion der USA aus CBM-Projekten stammt. Diese Art der Gasförderung war damals bereits auch in Australien und Kanada sehr weit verbreitet, während China, Indien, das Vereinigte Königreich und andere Länder mit der Entwicklung, Gas aus Kohle zu extrahieren noch ganz am Anfang standen. So sahen wir uns nach Projekten in Australien, Teilen Asiens und Osteuropa um und entschlossen uns aus ein paar simplen Gründen, nach Europa zu gehen:

Um Gas von der Förderanlage ins internationale Energienetz zu bringen, benötigt man gute Transportmöglichkeiten. In Australien hat man aber das Problem, dass die nächste Pipeline einige 100 km entfernt verlaufen kann, was ein Problem ist, das man in Europa nicht kennt. Der nächste Punkt sind die europäischen Gaspreise, die etwa fünf bis sieben Mal so hoch sind wie die australischen.

Australien beherbergt viele erfolgreiche Firmen mit exzellenten Gasfeldern, die allerdings alle Probleme haben, ihre Reserven auch verkaufen zu können. Sie benötigen alle Flüssiggasterminals, um das Gas nach Asien oder Europa verschiffen zu können. Alle diese notwendigen infrastrukturellen Entwicklungsarbeiten werden in den nächsten Jahren circa acht Milliarden AUD kosten - sofern sie überhaupt verwirklicht werden. Europas Infrastruktur existiert dahingehend bereits. Der europäische Markt ist sehr stark, bietet hohe Verkaufspreise und besitzt einen positiven Marktausblick.


Rohstoff-Spiegel: Welche Strategie verfolgen Sie in Westeuropa?

European Gas: Unser vorrangiges Ziel ist das Auffinden und die Kommerzialisierung von CBM und Coal Mine Methane (CMM) - also Gasvorkommen, die aus alten Gruben austreten - in Europa. Das heißt also nicht, dass wir uns lediglich auf Westeuropa fokussieren. In Zukunft wollen wir auch in Belgien und Deutschland aktiver werden und vielleicht auch in Osteuropa, wie zum Beispiel in Polen, das sehr große, gasenthaltende Kohlevorkommen besitzt. Das interessanteste Entwicklungspotential in Europa stellen dabei die hier vorhandenen geopolitischen Einflüsse dar. Europa ist hochgradig von russischen Gasverkäufen abhängig. Dies stellt ein hohes geopolitisches Risiko für die (west-)europäischen Gesellschaften dar.

Wird die Lieferung von Gas gestört oder gar gestoppt, müssen die jeweiligen Regierungen die Energiereserven rationieren. Daher ist gerade das Auffinden von Möglichkeiten zur eigenen Gasversor-gung in Europa enorm wichtig. European Gas befindet sich quasi an vorderster Front dieser Entwicklungen. Wir bekamen unsere ersten Lizenzen in 2004 zugesprochen, was damals unseren Einstieg nach Frankreich und Europa bedeutete. Heute haben wir die meisten der CBM-Vorkommen Frankreichs unter unserem Dach zusammengeführt.


Rohstoff-Spiegel: Ihr am weitesten entwickeltes Projekt ist das Gazonor-Projekt im Norden Frankreichs, welches sich bereits in der Produktionsphase befindet. Welche Art von Projekt ist Gazonor und welche Entwicklung nahm dieses, seit Sie es im Dezember 2007 übernahmen?

European Gas: Auf Gazonor produzieren wir aktuell CMM aus unterirdischen Arealen alter Minen. Gazonor liegt dabei innerhalb des größten Kohlereviers Frankreichs. Unsere Permits haben eine Länge von etwa 100 Kilometern und erstrecken sich von knapp westlich der belgischen Grenze bis nach Calais. Dieses gesamte Gebiet produzierte bis zu seiner entgültigen Schließung Anfang der 1980er Jahre insgesamt etwa 2,5 Milliarden Tonnen Kohle. Während der langen Abbauphase hatten die Bergleute immer wieder mit den natürlichen Gasvorkommen zu kämpfen, die katastrophale Wirkungen in Form von Explosionen haben konnten.

In den Jahren, bevor wir die Produktionsgenehmigungen und -einrichtungen aufkauften, extrahierte der französiche Staat das Gas und verkaufte es an Ort und Stelle. Unsere aktuelle Jahresproduktion beträgt etwa 80 Mio. m³ Gas mit einem Methananteil von ca. 54%, was bedeutet, dass wir etwa 40 Mio. m³ Methangas pro Jahr produzieren.

Wir glauben jedoch, dass wir die Möglichkeit haben, unsere Produktion signifikant zu erhöhen. Momentan arbeiten wir an einer Machbarkeitsstudie, welche uns Möglichkeiten zur Ausweitung der Produktion aufzeigen wird. Unser Ziel ist es, unsere aktuelle Produktionsrate zu vervielfachen. Des Weitern besitzt Gazonor ein beträchtliches Potential für die Entwicklung von CBM-Ressourcen, auf Grund der Tatsache, dass sich in diesem Gebiet noch immer mehr als 20 Milliarden Tonnen gashaltiger Kohle befinden. Wir sprechen hierbei also von einem substantiellen Target.

Auf der einen Seite werden wir also unsere Produktion von CMM-Gas massiv ausweiten und auf der nderen Seite werden wir längerfristig eine Produktion von CBM-Gas aufbauen und etablieren. Die Machbarkeitsszenarien für die Ausweitung der CMM-Gas-Produktion sind in Bearbeitung.


Rohstoff-Spiegel: Welche Reservenbasis und welche Produktionskapazität besitzt Gazonor im Moment?

European Gas: Gazonor besitzt aktuell 1P-Ressourcen von 1,3 Bm³ (Milliarden Kubikmeter) an Erdgas, 2P-Ressourcen von 3,7 Bm³ und 3P-Ressourcen mit einem Umfang von etwa 10,1 Bm³. Anfang Oktober werden wir für Gazonor darüber hinaus unsere erste CBM-Ressourcenschätzung veröffentlichen. Diese neue zusätzliche Ressource wird vermutlich signifikant sein. Ende letzten Jahres konnten wir Finanzierungen über insgesamt 36 Mio. Euro, durch eine Tochtergesellschaft von Compagnie Nationale à Portefeuille S.A.,einer Firma, die von Baron Albert Frère kontrolliert wird, der neben der französichen Regierung der größte Aktionär von TOTAL und GDF Suez ist, durchführen. Wir sind also mit ausreichend Mitteln zur Weiterentwicklung von Gazonor ausgestattet.


Rohstoff-Spiegel: Ihr zweites, fortgeschrittenes Projekt ist Lorraine, das etwa 15 Kilometer südlich von Völklingen im Saarland, ganz in der Nähe der deutschen Grenze, liegt, inmitten eines bekannten Kohlereviers. Welche Arbeiten werden dort aktuelldurchgeführt und was erwarten Sie sich von diesem Projekt?

European Gas: Lorraine besitzt eine Ressourcenbasis von etwa 28 Bm³ Gas, wobei wir glauben, dass weitaus mehr vorhanden ist. Wir werden diese Ressourcen bis Anfang Oktober neu bewerten und eine erweiterte Ressourcenschätzung dazu veröffentlichen.

In der Vergangenheit hatten die Kohlebergleute massive Probleme, das Gas in den unterirdischen Stollen loszuwerden. Im Laufe der Zeit wurde jedoch mehr und mehr daran gearbeitet, das Gas und seine Eigenschaften besser zu verstehen. Wir selbst arbeiten auf Lorraine aktuell an einem Produktionstestprogramm. Wir sollten innerhalb der nächsten paar Monate in der Lage sein, genauere Informationen über unser weiteres Vorgehen zu veröffentlichen. Für 2009 planen wir in jedem Fall den Start eines Pilotprogramms zur Gasproduktion, welchem bei Erfolg ein weiterentwickeltes Produktionsprogramm in 2010 folgen wird.


Rohstoff-Spiegel: Welche Art von Unterstützung erhalten Sie von der französischen Regierung?

European Gas: Im Laufe der Ära des Kohleabbaus trug der französiche Staat eine hoch qualitative Datenbank an Bohr- und Abbauinformationen zusammen. Das war für uns natürlich eine erhebliche Hilfe, das vorhandene Gas und seine spezifischen Eigenschaften verstehen und einschätzen zu können.

Das französische Interesse an der Entwicklung und Ausbeutung lokaler Gasreserven ist sehr hoch, a man sehr stark von Importen abhängt und noch dazu von recht unzuverlässigen Quellen. Europa ist sich drohender, zukünftiger Probleme mit Gaslieferanten wie Russland, Algerien oder Nigeria durchaus bewusst, da es eine starke Abhängigkeit von Importgas besitzt und diese Abhängigkeit selbst nicht steuern und kontrollieren kann. Die französische Regierung ist daher gegenüber unseren Arbeiten und Fortschritten sehr aufgeschlossen eingestellt und unterstützt uns ungemein bei unserem Ziel, mehr Gas in Frankreich zu produzieren.


Rohstoff-Spiegel: Welche Gründe bewegten Sie zur Akquisition der Tuscany Permits südlich von Florenz und wie ist der aktuelle Status dieses Projekts?

European Gas: Die Tuscany-Permits besitzen ein gewisses Potential, auch wenn sie im Vergleich zu unseren Projekten in Frankreich noch nicht sehr weit entwickelt sind. Als wir Tuscany akquirierten, wussten wir, dass dort gute Kohleablagerungen zu finden sind, allerdings machte uns der langsame Genehmigungsprozess in Italien bisher einen Strich durch die Rechnung. Deshalb konnten wir auf diesem Projekt bis dato auch noch keine größeren Untersuchungen durchführen, hoffen aber in 2009 mit den ersten Arbeiten beginnen zu können.


Rohstoff-Spiegel: Wer sind die führenden Köpfe bei European Gas und welche Erfahrungswerte brachten diese mit in das Unternehmen ein?

European Gas: Momentan haben wir etwa 30 Angestellte, die hauptsächlich vor Ort auf den Projekten tätig sind. Unser komplettes Team wird allerdings weiter ausgebaut werden. Gerade weil wir hier in Europa tätig sind und daher sehr gute Aussichten bieten, sind wir fähig, hochqualifizierte Arbeitskräfte zu erhalten. Aktuell ist es uns besonders wichtig, die Anzahl an hochqualifizierten Ingenieuren und Geologen in unserem Team zu erhöhen. Wir werden außerdem eine ausgesuchte Auswahl an lokalen und externen Beratern einstellen.


Rohstoff-Spiegel: Was macht European Gas Ltd. zum aktuellen Zeitpunkt zu einem lohnenden Investment?

European Gas: Die meisten Anteile an European Gas werden von Europäern gehalten, vor allem von Institutionen. Darüber hinaus besitzen wir eine kleine Retail-Basis in Australien und haben außerdem einen starken Rückhalt in der Schweiz und in Deutschland. Ich möchte an dieser Stelle betonen, dass wir vor allem langfristig orientierte Anleger dazu ermuntern wollen, in European Gas Limited zu investieren.Die Grundentwicklung einer Company mit einer großen Reservenbasis dauert nunmal mindestens drei bis vier Jahre.

Wie Sie wissen, stehen die Märkte aktuell weltweit unter starkem Druck. Sobald sich die Märkte allerdings wieder erholen werden, dann sind wir eine der Firmen mit einem besonders großen und starken langfristigen Potential. Wir befinden uns in einem exzellenten Umfeld und haben in Europa sowohl die notwendige Infrastruktur als auch hohe Gaspreise. Während der nächsten 24 Monate wird European Gas ein enormes Wachstum erfahren. Kurzfristig werden wir unsere Ressourcenbasis für CBM sowohl auf Gazonor als auch auf Lorraine ausweiten und aufwerten können. Wir arbeiten aktuell an einem Testprogramm zur Produktion auf Lorraine und wir werden unsere Produktion auf Gazonor in 2009 drastisch ausweiten. Wir sind der Auffassung, dass European Gas Limited ein exzellentes Investment in die Zukunft der europäischen Energiewirtschaft ist.


© Rohstoff-Spiegel




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