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Die Rohstoff-Woche - KW 43: Von sicheren Häfen und sinkenden Schiffen

24.10.2008  |  Tim Roedel (Rohstoff-Woche)
Die aktuell ihrem Ende entgegensteuernde Woche kann wohl aus der Sicht der allermeisten Rohstoffmärkte als eine mittelschwere Katastrophe angesehen werden.

Im Allgemeinen brachen nahezu alle Metalle, wie auch Öl ein, die einen weniger, die anderen, wie allen voran Gold und Silber, dafür umso mehr. Dabei hat sich vor allem beim Gold seit unserer letzten Ausgabe nicht viel geändert, es gibt einfach keines mehr zu kaufen. Dies wurde uns heute auf Anfrage, diesmal bei den Volks- und Raiffeisenbanken nochmals bestätigt, es werden keinerlei Bestellungen mehr angenommen.

Der Goldpreis ist jedoch mittlerweile auf der Marke von 680 USD aufgeschlagen, Silber bei unter 9 USD. Wie kommt’s? Nun ja, einen Lösungsansatz für dieses - für einen Laien wie ein Mysterium anmutendes - irrationales Verhalten haben wir ja bereits in der letzten Ausgabe der Rohstoff-Woche angeführt.

Wie lange soll dieses Spiel nun aber noch so weitergehen? Nun ja, sollten genügend Halter von Gold-Long-Kontrakten auf eine physische Auslieferung bestehen so würde das über kurz oder lang zum Zusammenbruch des COMEX Gold-Marktes führen, weil die Börse nicht in der Lage sein wird ausreichend physische Ware zu liefern. Zur Erklärung: Comex ist die Abkürzung für Commodity Exchange Incorporated mit Sitz in New York. Sie ist die größte Terminbörse für Edel- und Buntmetalle. Daneben werden auch Geldmarktpapiere gehandelt. Bricht nun die COMEX zusammen, kommt es fast zwangsläufig zu einem Sprung bei Gold.

Bislang unbestätigten Gerüchten zufolge wurde in dieser Woche in Toronto eine Goldtransaktion in Millionenhöhe zu einem Preis von 1.075 USD je Unze durchgeführt. 1.075 USD, nicht 700 USD, wie uns aktuell vorgegaukelt wird!!!

Es wird so langsam spannend beim Gold, lassen Sie sich nicht von den aktuellen “offiziellen“ Goldpreisen verunsichern, halten Sie Ihre physischen Goldbestände, Sie werden eines Tages dankbar für jedes Gramm sein! Gold wird dann kein Rohstoff mehr sein, sondern eine Währung!

Übrigens: Der Future für den S&P 500 Index an der Chicago Mercantile Exchange, kurz CME, wurde heute wegen der “Limit Down“-Regel vom Handel ausgesetzt, um mögliche Verluste bereits vor Börsenbeginn zu begrenzen und eine totale Panik zu vermeiden. Was sagt uns das? - Richtig, Papier löst sich so langsam in Luft auf.

Was sagen uns denn nun eigentlich sogenannte Frühindikatoren über den weiteren Verlauf der Weltwirtschaft? Einer der wichtigsten Frühindikatoren ist dabei der Baltic Dry Index (BDI).

Wikipedia schreibt zum BDI folgendes: Der Baltic Dry Index wird von der Baltic Exchange in London veröffentlicht und ist ein wichtiger Preisindex für das weltweite Verschiffen von Hauptfrachtgütern (hauptsächlich Kohle, Eisenerze und Getreide) auf Standardrouten.

Ein Zusammenhang besteht von Frachtraten mit Rohstoffpreisen und der Nachfrage nach Metallen, Treibstoffen und Nahrungsmitteln. Je größer die Anzahl der zu verschiffenden Güter ist, desto größer ist die Nachfrage und desto höher der Verschiffungspreis. Über 90 Prozent des Welthandels, fast 95 Prozent des Außenhandels der Europäischen Union und nahezu 70 Prozent des deutschen Im- und Exports werden über den Seeweg abgewickelt. Besonders Trockenschüttgut wie beispielsweise Eisenerz, Kohle und Zement werden am Anfang eines Produktionsprozesses benötigt, sodass der Baltic Dry Index oft als führender Wirtschaftsindikator angesehen wird.

Der Index wurde am 4. Januar 1985 erstmals unter dem Namen Baltic Freight Index (BFI) mit einem Basiswert von 1.000 Punkten veröffentlicht. Am 31. Juli 1986 markierte er mit 554 Punkten ein Allzeittief. Die Umbenennung in Baltic Dry Index erfolgte am 1. November 1999. Zwischen 1985 und 2003 verblieb der Index in einer Handelsspanne von 500 bis 2.500 Punkten. In den folgenden Jahren stieg der BDI aufgrund eines enormen Bedarfs an Rohstoffen in der Volksrepublik China und Indien stark an. Wichtige Meilensteine in seiner Entwicklung waren der 9. Januar 2004, als der Index mit 5.046 Punkten erstmals über der 5.000-Punkte-Marke schloss und der 10. Oktober 2007, als der Index mit 10.218 Punkten das erste Mal über der Grenze von 10.000 Punkten schloss.

Einen Allzeithöchststand markierte der Baltic Dry Index am 20. Mai 2008 mit einem Schlussstand von 11.793 Punkten. Nach einer Zuspitzung der Finanzkrise im Frühjahr 2008 begann der Index wieder zu sinken. Am 13. Juni 2008 schloss der BDI mit 9.646 Punkten wieder unter der Marke von 10.000 Punkten. Am 11. September 2008 wurde mit einem Schlussstand von 4.893 Punkten auch die 5.000-Punkte-Grenze unterschritten. Einen neuen Tiefststand erzielte der BDI am 21. Oktober 2008, als er den Handel mit 1.292 Punkten beendete. Seit dem Allzeithöchststand vom 20. Mai 2008 entspricht das einem Rückgang um 89,0 Prozent oder 10.501 Punkten. Das ist der größte Sturz in der Geschichte des Baltic Dry Index.

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Der Baltic Dry Index ist also als ein Frühindikator für die weltweite Wirtschaftslage anzusehen und brach innerhalb der letzten fünf Monate um nahezu 90% ein. Einen großen Anteil an diesem Rückgang hat sicherlich auch China, das in den letzten Jahren mit der Massenproduktion von Textilien, Spielzeug und weiteren Billigprodukten sowie der enorm gestiegenen Nachfrage nach Rohstoffen einen großen Anteil an den weltweiten Frachtraten einnahm.

Chinas Nimbus als Konjunkturmotor scheint also so langsam zu verfliegen, große Auftraggeber aus dem Ausland, wie beispielsweise Matell ziehen sich zurück, Chinas Spielzeughersteller verstricken sich immer mehr in Giftskandale und müssen ihre Produktion stilllegen. Dasselbe auch bei Milchprodukten und Textilien. Mit dem Imageschaden durch Reklamationen und Giftmischerei werden immer mehr ökonomische Folgen einhergehen.

China hat es nach Zwangsverknappung von Produktionskapazitäten vor und zu den Olympischen Spielen nach Beendigung derselben nicht mehr geschafft die blockierte Wirtschaft wieder substantiell anzukurbeln. Sollte es China nicht schaffen, seine Wirtschaft wieder zu alter Stärke und altem Wachstum zu bringen, droht neben dem ökonomischen auch ein soziales Chaos, da viele Wanderarbeiter plötzlich auf der Straße stehen und ihrem Ärger mehr und mehr Luft machen werden. Ähnlich der Montagsdemonstrationen 1989 in Leipzig werden sich irgendwann einmal die Massen bewegen und die werden dann auch von China nicht mehr zu kontrollieren sein.

China ist also gezwungen zu reagieren. Mehrere Billionen USD in Cash liegen dafür bereit. Jedoch wird dieser Versuch wiederum auf mehr staatliche Kontrolle hinauslaufen (müssen) um kapitalistisch motivierte Exzesse wie die Streckung von Milch mit Melanin und damit verbunden einen Image- und Vertrauensverlust und in der Folge einen Verlust von Aufträgen im Keim zu ersticken.

Jetzt wo es mit der chinesischen Wirtschaft in Richtung Stagnation hinläuft, sind plötzlich auch wieder die bösen, den Dalai Lama und Tibet - liebenden Deutschen recht. Man verhandelt wieder mit der Kanzlerin und deutschen Großkonzernen. Und Deutschland hilft gerne, trotz Industriespionage und tausendfachem Patent- und Technikklau in der Vergangenheit. In der Not kommt man sich eben gern näher, ob im Kleinen oder im Großen.

In diesem Sinne eine ruhige Zeit!


© Tim Roedel
Die Rohstoff-Woche





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