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Die Rohstoff-Woche - KW 48: Der Schein trügt nicht!

28.11.2008  |  Tim Roedel (Rohstoff-Woche)
Der Schein trügt nicht, der Rohstoffsektor liegt am Boden! Ein Blick auf die wichtigsten Rohstoffarten genügt und selbst der Laie erkennt, dass das Jahr 2008 als ein rabenschwarzes für den kompletten Sektor in die Geschichte eingehen wird. Für den kompletten Sektor? Nein, ein kleiner aber feiner Rohstoff trotzt bis heute noch immer allen Rezessionsgespenstern und bewegt sich als einziger der 23 wichtigsten Rohstoffe seit Jahresbeginn in seiner Preisentwicklung noch immer im Plusbereich: Zucker!

Während alle anderen Rohstoffe, allen voran die Industriemetalle Nickel (Preisentwicklung seit Jahresbeginn: -59%), Blei (-53%), Zink (-46%) und Kupfer (-43%) teils kräftig von ihrem Preisniveau von Jahresbeginn hinuntergeprügelt wurden, weist Zucker einen Preisanstieg von 9% seit dem 01.01.2008 auf. Dies hängt wohl auch ein bisschen damit zusammen, dass ein großer Teil der weltweiten Zuckerernte postwendend zu Biokraftstoffen verarbeitet wird. Dies ist wohl auch ein Grund dafür, dass beispielsweise Mais mit –22% Preisentwicklung noch einer der „besseren“ Rohstoffe ist.

Zwischen die bereits erwähnten absoluten Verlierer in diesem Jahr, die Basismetalle, reihen sich ganz unten in der Tabelle auch Benzin (-52%), Palladium (-48%), Platin (-43%) und die Rohölsorten Brent (die für Europa wichtigste Rohölsorte (-42%)) und WTI (die für Amerika wichtigste Ölsorte West Texas Intermediate (-43%)) ein. Dass wir diese Unterschiede an der Zapfsäule nicht bemerken hängt unter anderem mit der Dollarentwicklung (Rohöl und der US-Dollar korrelieren im Allgemeinen negativ miteinander, das heißt tendenziell steigt der Rohölpreis wenn der USD fällt und umgekehrt) und der hohen Steuerlast (vor allem in Deutschland durch die dreistufige Ökosteuer) zusammen. Berechnungen zu diesem Thema finden sich unter anderem in den Rohstoff-Woche-Ausgaben 37 und 38.

Nach Zucker konnte sich Gold noch am besten halten. Es gab seit Jahresbeginn lediglich 2,5% ab und wird damit seinem Ruf als stabile “Währung“ vermeintlich gerecht.

Wohin geht der Goldpreis? – fragen sich viele Anleger, die in der aktuellen Lage auf das gelbe Metall als Instrument des Werterhalts und Spekulationsgut gesetzt haben. Über die Entwicklung des Goldpreises gibt es eine ganze Bandbreite an Prognosen, wobei die große Mehrzahl der Experteneinschätzungen allerdings in Richtung Norden geht, also von einem steigenden Goldpreis ausgeht.

So ist etwa die angesehene australische Organisation Resource Capital Research der Meinung, dass Gold bis zum Ende diesen Jahres weiterhin zwischen 750 und 850 USD pendeln und im ersten Halbjahr 2009 auf über 900 USD je Unze ansteigen wird.

Weitaus optimistischer sind da einige Experten der Citigroup, die von einem ähnlichen Goldpreisanstieg wie in den Jahren 1976 bis 1980 ausgehen und einen Goldpreis von 2.000 USD je Feinunze für möglich halten. Es soll dabei nicht verschwiegen werden, dass es sich hierbei um einen langfristig orientierten Wert handelt.

Die Experten der Deutschen Bank gehen ebenso von einem weiteren Goldpreisanstieg aus, ordnen den rasanten Schub, den der Goldpreis in den letzten Tag erfahren durfte, eher in den Bereich der Spekulation ein. Sollte der Dollar gegenüber den wichtigsten Weltwährungen nicht wieder schwächer werden, so stünde der neuerliche Anstieg auf sehr wackligen Beinen und das aktuelle Niveau könnte wohl nicht gehalten werden.

Neben den Edelmetallen Platin und Palladium, die wie oben dargestellt bereits in den letzten Wochen und Monaten kräftig an Boden verloren haben, erwischte es jetzt auch Blei. Einer der gewichtigsten Gründe für diese Preisrückgänge ist wohl – wie bereits in einer unserer letzten Ausgaben dargelegt – der Produktionseinbruch in der Automobilindustrie. Blei fließt hier vor allem in Batterien ein.

An diesem Samstag treffen sich einmal mehr die OPEC-Staaten zu einer außerordentlichen Sitzung. Thema: der sinkende Ölpreis und wie man diesem entgegenwirken kann. Eine weitere Kürzung der Fördermengen scheint zum jetzigen Zeitpunkz unwahrscheinlich, da bereits für die nächste, dann ordentliche Sitzung am 17. Dezember, eine Kürzung um 1 bis 1,5 Millionen Barrel pro Tag als ausgemacht gilt.

Die Experten der Deutschen Bank erwarten beim Öl derweil eine weiterhin fallende Nachfrage und damit verbunden auch sinkende Preise. Nach Experteneinschätzung wird die OPEC zwar ihre Fördermengen ab dem nächsten Jahr sogar um - im Durchschnitt - 5 Millionen Barrel pro Tag kürzen, jedoch wird laut der Deutschen Bank diese Angebotsverminderung keinen gravierenden Effekt auf die gesunkene und weiterhin sinkende Nachfrage nach dem schwarzen Gold haben.

Die Bevölkerung Chinas steigert von Tag zu Tag ihren Wohlstand. Dies macht sich nicht nur in einem erhöhten Verkehrsaufkommen auf den Straßen Pekings oder Shanghais oder steigenden Tourismuszahlen bemerkbar, sondern auch in einer erhöhten Nachfrage nach Fleischprodukten aller Art.

Nun bedingt die Erzeugung von Fleisch den Einsatz großer Mengen von pflanzlichen Rohstoffen wie Mais, Weizen oder Soja. Womit wir wieder bei China wären. China steigerte den Import von Mais seit Anfang diesen Jahres gegenüber dem Vorjahreszeitraum um 67%, während der Export von Mais nahezu eingestellt wurde (-96%). Und auch bei Soja bildet sich ein ähnliches Bild. Der Import des ohnehin schon größten Sojaimporteurs China legte in den ersten 10 Monaten dieses Jahres um weitere 26% zu.

China spielt innerhalb einer leicht sinkenden globalen Nachfrage nach den beiden genannten pflanzlichen Rohstoffgütern eine immer entscheidendere Rolle. Weitere Schwellenländer wie etwa Indien werden in den nächsten Jahren folgen.
Im Allgemeinen sollte dem Anleger in Agrarprodukten weniger Bange vor der begonnenen Rezession werden, denn wie sagte ein Experte der Commerzbank Anfang November in München auf der Edelmetallmesse: “Auch in einer Rezession muß man essen“.

Die Rohstoffexperten der Deutschen Bank rechnen in ihrer neuesten Rohstoff-Studie übrigens mit einer Rezessionsdauer bis etwa Oktober 2009. Historisch gesehen begannen die Rohstoffmärkte im Durchschnitt sechs Monate vor dem Ende der jeweiligen Rezession wieder zu steigen, was laut den Analysten der Deutschen Bank dann etwa ab dem Beginn des zweiten Quartals in 2009 soweit sein sollte.


© Tim Roedel
Die Rohstoff-Woche





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