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Die Rohstoff-Woche - KW 49: Von vollen und von leeren Lagern

08.12.2008  |  Tim Roedel (Rohstoff-Woche)
Die LME baut an. Die Londoner Metallbörse LME mußte nach eigener Aussage auf Grund weiterhin steigender Lagerbestände im Bereich der Industriemetalle die Liste ihrer lizensierten Lagerhäuser kräftig erweitern um der aktuellen Situation Herr zu werden.

Vor allem die Lagerbestände an Aluminium nahmen in den letzten 6 Monaten um etwa 50% zu. China, das bisher eine Exportsteuer von 15% auf Aluminium erhob, kündigte an, dass man diese Quote auf 5% senken werde. In Expertenkreisen wird jedoch bereits gemutmaßt, dass China auf Grund eigener gesunkener Aluminiumnachfrage, die Exportsteuer auf Aluminium komplett streichen könnte. Diese Maßnahme wäre auf Grund der aktuell schlechten konjunkturellen Lage sicherlich zu prüfen.

Auch in der abgelaufenen Woche vermeldeten wieder einige Unternehmen, dass sie ihre jeweiligen Förder - beziehungsweise Produktionsquoten kürzen werden.

So kündigte der brasilianische Minengiganten Vale an, dass man die eigene Nickelproduktion in der kanadischen Copper Cliff Süd Mine bis auf Weiteres komplett einstellen werde - immerhin 8.000 Tonnen Jahresproduktion. Weitere Projektentwicklungen würden erst einmal auf Eis gelegt. Xstrata stellt derweil die Förderung in seiner Falcondo Nickel Mine in der Dominikanischen Republik ein. Auch die Zinkproduktion Xstratas in Australien werde drastisch gekürzt, so ein Unternehmenssprecher.

Das gleiche Bild offenbart der Stahlmarkt. Arcelor Mittal verkündete für das vierte Quartal 2008 eine Kürzung der Produktion um 35% und kündigte gleichzeitig 3% seiner Mitarbeiterschaft. Baoshan Steel, Chinas größter Stahlproduzent kündigte daraufhin Preissenkungen von bis zu 20% für warmgewalzte Stahlprodukte an. Das alles nachdem sich innerhalb der letzten sechs Monate in Nordamerika die Preise für eben jene Produkte um 40% und in Europa um rund 20% nach unten bewegt hatten.

Nippon Steel, der zweitgrößte Stahlproduzent der Welt, ist unterdessen mit seinen Lieferanten in Verhandlungen, die Liefermenge an Eisenerz und Kokskohle zu reduzieren. Und Brasiliens Eisenerzexporte sind laut Handelsministerium im November im Vergleich zum Vorjahr um 20% gefallen. Das alles spricht letztendlich nun auch für Preisrückgänge bei Eisenerz und Kokskohle, beides eminnent wichtig für die Stahlproduktion.

Die chilenische Kupferproduktion sank im Oktober um 7% gegenüber dem Vorjahr. Der Hauptgrund hierfür liegt ausnahmsweise einmal nur periphär an der wirtschaftlichen Lage: die beiden größten Kupferminen des Landes, Escondida und Chuquicamanta hatten zuletzt mit rückläufigen Vererzungsgraden und größeren technischen Problemen zu kämpfen. Während in nahezu allen Bereichen des Industriemetallsektors wirtschaftlich bedingte Produktionskürzungen angekündigt wurden, blieb es im Bereich Kupfer bis dato noch relativ ruhig. Wie lange diese Zurückhaltung noch andauern wird, bleibt abzuwarten.

Inmitten von Produktionskürzungen und Preisverhandlungen nach unten bricht doch immer mal wieder ein bisschen auch das noch schwache Licht am Ende des Tunnels hindurch. Diesmal sorgt eine Meldung aus der chinesischen Provinz Yunnan für einen Lichtblick. So kündigte die Regionalregierung in Yunnan an, dass man angesichts der schwachen Nachfrage und damit verbunden niedriger Preise, insgesamt eine Million Tonnen Metalle aufkaufen und einlagern werde. Im Einzelnen sollen 150.000 Tonnen Kupfer, 300.000 Tonnen Aluminium, 150.000 Tonnen Blei, 300.000 Tonnen Zink und 100.000 Tonnen Zinn beschafft werden. Dies entspricht etwa 50% der aktuellen LME-Lagerbestände beim Kupfer, 16% beim Aluminium, 350% beim Blei, 145% beim Zink und 2.400% beim Zinn. Das heißt, die chinesische Provinz Yunnan beabsichtigt etwa 24 mal so viel Zinn zu kaufen als aktuell als LME-Lagerbestand ausgewiesen ist. Sollten die Chinesen diese Maßnahme wie angekündigt vornehmen, dann dürfte dies zunächst einmal zu einer Belebung einzelner Metallsektoren führen.

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Übrigens kündigte daraufhin auch Yunnans Nachbarprovinz Guangxi ähnliche Schritte an.

Weiterhin schwach zeigt sich der Rohölmarkt. Der Preis für einen Liter Rohöl der Sorte WTI fiel in dieser Woche zeitweise unter die Marke von 45 USD. Was schlecht für Long-Anleger ist, ist dahingehend erfreulich für die Mehrheit der Bevölkerung, die immer weniger für ihren KfZ-Kraftstoff bezahlen muß. So fiel der Preis für einen Liter Diesel in Deutschland in dieser Woche unter die Marke von 1,10 Euro, Benzin liegt leicht darüber.

Wie kam es nun zu einem weiteren Rückgang des Rohölpreises nach der außerordentlichen OPEC-Sitzung vom letzten Wochenende? Zunächst einmal wurde bekannt, dass es einige OPEC-Länder scheinbar nicht so genau mit der Quotendisziplin nehmen. So wurden laut einer Umfrage von Reuters von der im Oktober 2008 beschlossenen Senkung der Förderrate um 1,5 Mio. Barrel pro Tag bislang nur etwa zwei Drittel umgesetzt. Kuwait und die Vereinigten Arabischen Emirate planen gar wieder eine Erhöhung ihrer Förderquoten ab Januar nächsten Jahres.

Die Lagerbestände an Rohöl und Ölprodukten (Diesel, Benzin, Heizöl) stiegen unterdessen in den USA und China auf neue Rekordstände. Die Lager sind voll, die Nachfrage noch immer rückläufig und der Preis dementsprechend am Boden. Zusätzlich wollen einzelne Erdölexporteure ihre Fördermengen wieder steigern. Zusammengenommen also gute Voraussetzungen für einen weiterhin niedrigen Ölpreis.

Ein Grund für den Ölpreisrückgang ist sicherlich die abnehmende Nachfrage nach Kraftstoffen, die auch aus einem Einbruch des Absatzes an Neuwagen resultiert. Die US-Autoverkäufe lagen im November 37% unter denen des Vorjahres und damit auf dem niedrigsten Stand seit 26 Jahren. Dieser dramatische Absatzeinbruch macht sich - wie der aufmerksame Leser der Rohstoff-Woche mittlerweile weiß - auch stark in den Bereichen Platin, Palladium und Aluminium bemerkbar. Die US-amerikanischen Autobauer haben indes keine staastlichen Hilfen zu erwarten. Über mögliche Gründe berichteten wir ausführlich in unseren letzten Ausgaben.

Ob und wie sich nun der angekündigte massive Aufkauf von Metallen durch hochindustrialisierte Regionen Chinas mittel- bis langfristig auf die aktuell schwache Nachfrage und die Preise auswirken wird bleibt abzuwarten. Kurzfristig sollte sich der Industriemetallsektor jedoch stabilisieren. - Und die LME kann erstmal wieder kapazitätsmäßig aufatmen.


© Tim Roedel
Die Rohstoff-Woche





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