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Die Rohstoff-Woche - KW 01/2009: (K)ein Rohstoffjahr?!

02.01.2009  |  Tim Roedel (Rohstoff-Woche)
Das Börsenjahr 2008 ist Geschichte, mit dem neuen Jahr stehen uns einige Herausforderungen bevor.

Im Dezember 2008 versuchten wir Ihnen einen Überblick über die erfolgreichsten Rohstoffe des letzten Jahres zu geben. Aus der Gruppe der 20 wichtigsten Rohstoffe konnten wir einzig und allein Zucker ermitteln, das seit dem 01. Januar 2008 eine positive Performance aufzeigen konnte. Mittlerweile – und über das gesamte Jahr gesehen ist klar, dass es im Jahr 2008 wahrlich nur ein einziger der 20 wichtigsten Rohstoffe geschafft hat, preismäßig nicht negativ zu performen. Während Zucker zum Ende des Jahres doch noch in den Minusbereich rutschte, konnte ein Metall das Blatt noch wenden und sich in den Plus-Bereich retten: GOLD!

Sie werden nun sicherlich sagen: ja, ein weiterer Gold-Guru, der einem Gold als (vermeintlich?) sichere Anlage in stürmischen Zeiten anpreisen will. Nun gut, zumindest im Jahr 2008 konnte Gold seinen Ruf als sicherer Hafen rechtfertigen, konnte es doch auf Dollarbasis dreieinhalb Prozent und auf Eurobasis gar über 10% seit dem 01. Januar 2008 zulegen. Dass Gold über Jahrzehte gesehen nicht unbedingt eine sinnvolle Investition sein muß, darüber lässt sich natürlich streiten.

Nun gehen aber auch für das neue Jahr viele Experten von einem Goldpreisanstieg aus. Wenn, dann wohl erst ab der zweiten Hälfte, da der Goldpreis in der Regel Inflation als Steigeisen braucht und die wird sich wohl erst gegen Ende der aktuellen Rezessionsphase wieder sehen lassen. Nämlich dann, wenn die ersten Vorboten eines neuerlichen Aufschwungs wieder anziehen werden. Rohöl zum Beispiel, oder auch Frachtraten.

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Abbildung: Vergleich BDI vs. Gold

In einer unserer letztjährigen Ausgaben haben wir Ihnen den Baltic Dry Transportindex (Baltic Exchange Dry Index (BDI)) als sehr zuverlässigen Frühindikator für wirtschaftliche Auf- und Abschwünge vorgestellt. Dieser Baltic Dry Transportindex verlor vom 20. Mai 2008, seinem Höchststand bei 11.793 Punkten (Schlussstand) bis zum 5. Dezember 2008 mit einem Schlussstand von 663 Punkten 94,4 Prozent seines Werts und fiel damit in etwa auf das Niveau von 2002 zurück.

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Abbildung: Entwicklung des BDI

Über 90 Prozent des Welthandels, fast 95 Prozent des Außenhandels der Europäischen Union und nahezu 70 Prozent des deutschen Im- und Exports werden über den Seeweg abgewickelt. Die vom BDI erfassten Massengutfrachter (Schüttgutfrachter) besitzen einen Anteil von 55 Prozent am Schiffsmarkt. Besonders trockenes Schüttgut wie beispielsweise Eisenerz, Kohle und Zement wird am Anfang eines Produktionsprozesses benötigt, sodass der Baltic Dry Index allgemein als führender Wirtschafts-Frühindikator angesehen wird. Von seinem Schlussstand vor genau vier Wochen konnte der BDI mittlerweile wieder etwa 20% auf knapp 800 Punkte zulegen, was allerdings noch nicht als Indikator für einen baldigen Aufschwung gesehen werden kann. Es zeigt aber, dass die frühindikatorische Talsohle wohl bereits durchschritten wurde.

Wie es nun genau weitergeht wird sich an Gradmessern wie dem BDI, ansteigenden Preisen für erwähntes Schüttgut (Eisenerz, (Koks-)kohle, Zement etc.), steigenden Rohölpreisen oder auch den Auftragseingängen der Industrie ablesen lassen.

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Abbildung: Vergleich BDI vs. Rohöl

In der Regel sind es gerade diese Kennzahlen, die einen groben Trend in die eine oder andere Richtung erkennen lassen.

Pünktlich zum Jahreswechsel konnten einige Rohstoffe beachtliche Preisanstiege verzeichnen. So legte beispielsweise Nickel um über 20% zu, Rohöl holte vom Tief bei rund 35 USD ebenfalls fast 20% auf (nicht zuletzt wohl wegen neuem Zündstoff im nahen Osten zwecks des Konflikts um Gaza) und auch Kupfer, Zink, Blei und Silber zeigten eine Performance wie selten zuvor. Rohöl und Palladium zeigen darüberhinaus auch aus charttechnischer Sicht Chancen für die kommenden Tage und Wochen auf.

Neben den Rohstoffpreisen selbst erreichten auch viele Aktien von Produzenten und Explorationswerten teils beachtliche Kurssprünge im zweistelligen Prozentbereich. Die Gründe hierfür sind sicherlich vielgeschichtet. Zum Einen haben einige Firmen trotz schwächelnder Konjunktur einen enormen kurstechnischen Aufholbedarf, viele notieren noch immer unter ihrem Cashbestand! Zum Anderen dürfte vor allem in Deutschland die Einführung der Abgeltungssteuer zum 01.01.2009 nochmals verstärkt einen wahren Kaufrausch ausgelöst haben. Und last but not least haben sicherlich die anziehenden Rohstoffpreise selbst dafür gesorgt, dass Anleger verstärkt in ausgewählte Rohstoffunternehmen investierten.

Ein großes Sorgenkind könnte zukünftig Platin bleiben. Chinesischen Wissenschaftlern scheint nun der Durchbruch für den Platin-freien Katalysator gelungen zu sein. Platin, das sehr abhängig von der Automobilbranche ist und dort vor allem in Katalysatoren eingebaut wird, könnte damit einer seiner wichtigsten Märkte wegbrechen. Anstatt Platin einzusetzen wird aktuell verstärkt mit Nickelkomponenten geforscht, einem Metall, das aktuell nur etwa ein 70stel dessen kostet, was man für Platin bezahlen muss.

Alles in Allem scheint der Boden bei den allermeisten Rohstoffen nun erreicht zu sein, sofern aus der Rezession nicht wirklich eine MEGA-Rezession wird, denn dann haben wir wohl gerade erst die Einstiegsrunde hin zu weiteren Untiefen mitgemacht. Die weltweiten Gelddruck-Maßnahmen scheinen allerdings zunächst einmal gegriffen und das Schlimmste verhindert zu haben. Angekündigte und bald anlaufende Konjunkturprogramme sollten weiterhin stützend auf die verschnupfte Weltwirtschaft wirken. Alles entscheidend wird aber dennoch das Wiedererstarken der chinesischen Volkswirtschaft und derer einiger anderer Länder sein.

Der Eingangs erwähnte Baltic Dry Transportindex konnte seinen Wert von 2002 bis 2008 nur verzehnfachen, weil vor allem China und einige andere Billiglohnländer die weltweite Massenproduktion vieler Branchen übernahmen, ausbauten und die Waren in alle Welt verschifften. Mit dem Sprung vom Agrarstaat zur Industrienation geht normalerweise ein gewisser Wohlstandsgewinn einher, der in China und anderen aufstrebenden Nationen bis dato noch nicht in der breiten Masse der Bevölkerung angekommen ist. Dieses Szenario wird zwangsläufig auf uns zukommen – einhergehend mit einem weiteren kräftigen Boom des Rohstoffsektors.


© Tim Roedel
Die Rohstoff-Woche





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