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Die Rohstoff-Woche - KW 02: Investmentchancen allenthalben

11.01.2009  |  Tim Roedel (Rohstoff-Woche)
Der Wechsel an der Spitze der bisherigen Weltmacht Nummer 1 - den USA - steht unmittelbar bevor. Am 20. Januar wird Barrack Obama das Amt des US-amerikanischen Präsidenten von seinem Vorgänger George W. Bush übernehmen. Obama steht dabei vor kaum lösbaren Aufgaben. Ein Beispiel ist die Gewährleistung des Fortbestehens der amerikanischen Automobilindustrie. Obwohl sich viele Experten einig sind, dass das Milliardenpaket, das den drei großen Autobauern Ford, GM und Chrysler zur einstweiligen Fortführung ihres Geschäfts zugebilligt wurde bei weitem nicht ausreichen und weitere Hilfspakete nach sich ziehen wird, ist sich Obama natürlich auch im Klaren, dass es sich bei der amerikanischen Autoindustrie erstens um ein Prestigeobjekt handelt, welches man nicht so einfach sterben lassen kann und zweitens von eben dieser Industrie Millionen Arbeitsplätze direkt oder indirekt abhängen - gerade nach den ernüchternden Arbeitsmarktdaten von dieser Woche.

Der Automobillobby selbst muß nun ebenfalls klar sein, dass sie ihre jeweiligen, bisherigen Geschäftsmodelle hin zu umweltfreundlichen, Kosten-sparenden Produktionsserien umstellen muß, um erstens überhaupt noch in der Lage zu sein, Fahrzeuge unters Volk bringen zu können und zweitens weitere Kredite bewilligt zu bekommen.

Obama wird besonders ein Auge darauf haben, die USA mehr und mehr von der Abhängigkeit vom Erdöl loszulösen, also in nahezu allen Bereichen auf alternative Energien zu setzen - wie es etwa bereits in Kalifornien erfolgreich versucht wird zu praktizieren.

Die Rohstoff-Woche wird sich ab der nächsten Ausgabe verstärkt diesem Thema widmen dabei Möglichkeiten für Investments aufzuzeigen, wie man als Anleger im Rohstoffbereich von der neuen grünen Welle profitieren kann.

Wenn der anhaltende Gasstreit zwischen Russland und der Ukraine eines zeigt, dann die Tatsache, dass weite Teile Europas quasi die Geisel des russischen Bären sind. Seit dem Fall der Mauer machte man sich immer stärker abhängig von russischem Öl und Gas und versucht auch bisher nicht spürbar etwas dagegen zu unternehmen. Das zeigt sich unter anderem daran, dass man lieber den Bau einer Ostsee-Pipeline plant, anstatt nach alternativen Energieerzeugungsmöglichkeiten in Europa selbst zu forschen. Diese Möglichkeiten gäbe es zur Genüge! Auch zu diesem Thema werden wir ab der nächsten Woche eine Serie zu Investmentchancen in (Erd-)Gas und alternativen Energieerzeugungsmöglichkeiten innerhalb des europäischen Raums starten.

Wie nahe die Auf und Abs innerhalb des Rohstoffsektors beieinander liegen zeigte in dieser Woche das Beispiel Rio Tinto. Der Minengigant vermeldete zum Einen die Reduzierung seiner Kohleproduktion in der australischen Kestrel-Mine um 15 Prozent. Als Grund wurde vor allem die gesunkene Nachfrage nach Koks-Kohle angegeben.

Auf der anderen Seite startet Rio Tinto (immerhin zweitgrößter Eisenerzförderer weltweit) nach einer mehrwöchigen Zwangspause wieder den Betrieb in elf Eisenerzminen in Australien. Mit der Betriebsschließung Mitte Dezember wurde die Förderung um rund 10% vermindert, um der geringeren Nachfrage aus China entgegen zu steuern.

Eine Prognose zur Fördermenge für 2009 war von Rio Tinto indes nicht zu bekommen, die Konjunkturaussichten seien noch zu ungenau um exakte Schätzungen abzugeben, hieß es aus Managementkreisen.

Rio Tinto hatte bereits im Dezember 2008 angekündigt, 14.000 Arbeitsplätze abbauen und 5 Mrd. USD sparen zu wollen. Der Grund für diese Maßnahme liegt wohl vor allem in der Tatsache, dass den Konzern noch hohe Verbindlichkeiten aus Schuldverschreibungen belasten, welche nun im Zuge der angekündigten Sparmaßnahmen in ein ansehnliches Cashpolster umgewandelt werden sollen.

Cash, welches man auch für die Übernahme interessanter Basis- und Edelmetall-Explorationsgesellschaften auf dem schwarzen Kontinent verwenden könnte. Zum Beispiel auch in einem der wohl umstrittensten Länder für Investitionen in Afrika: der Demokratischen Republik Kongo. Das Land, das sowohl von Amerikanern, Chinesen, Europäern, aber auch der weltweiten Medienlandschaft immer wieder gern für die eigenen Interessen ausgeschlachtet wird, konnte nun in dieser Woche den Abschluss des bereits mehrfach erwähnten Reviewing-Prozesses, also der Vertragsüberprüfung von 61 mehr oder minder legal vereinbarten Minenkontrakte, vermelden. Genau genommen wurden nur 55 der 61 Vertragsvereinbarungen komplett abgewickelt, da sich vor allem große Firmen wie Freeport-McMoRan Copper & Gold Inc. zunächst vom Verhandlungstisch zurückzogen.

Nichts desto trotz konnte man in dieser Woche nach Bekanntgabe einzelner Details aus dem Reviewing intraday-Gewinne von teilweise über 40% mit Firmen einfahren, die einen positiven Bescheid vom kongolesischen Minenministerium erhielten.

Indes vermeldete Camec (Central African Mining & Exploration Co.), dass man seine Kupfer- und Kobalt-Minen in Katanga, der südlichsten und zugleich rohstoffreichsten kongolesischen Provinz ab spätestens April wieder in Betrieb nehmen wird. Grund dafür sei die gute Performance, die beide Metalle in den letzten Wochen hinlegten und eine spürbare Nachfrageerhöhung. Seit November mußten auf Grund schlechter Absatzzahlen über 100.000 Minenarbeiter in der DRC ihre Arbeit niederlegen.

Der Kongo ist und bleibt ein hochriskantes Investitionspflaster, ohne Frage. Die Machtverhältnisse in dem zentralafrikanischen Land sind sehr unübersichtlich. Während China versucht mit Infrastrukturmaßnahmen Minenprojekte zu ergattern, finanzieren viele westliche Staaten Rebellen wie Nkunda, um China wieder aus dem Markt zu drängen. Alles in allem ein heißes Pflaster, das gerade eben wegen dieser unsicheren und unübersichtlichen Parteienbildung auch exzellente, wenn auch riskante Investmentmöglichkeiten bietet.

Zum Abschluss der heutigen Ausgabe der Rohstoff-Woche noch eine Story abseits der Welt der Rohstoffe, die Aussenstehende zum Schmunzeln bringen sollte, die die Betroffenen allerdings lebenslang in den Schuldenturm bringen dürfte:

Die Firma Brisconnections baut aktuell in Brisbane/Australien eine mautpflichtige Straße. Die Finanzierung des Projekts erfolgte teilweise über die Ausgabe von Aktien. Unmittelbar nach dem Börsengang fiel der Kurs ins Bodenlose, bis er irgendwann bei einem Zehntel Australischen Cent aufschlug - dem niedrigsten Kurs den ein Wert an der australischen ASX “erreichen“ kann. Dies lockte nun viele Anleger an, die sich dachten, dass man ja eh nichts verlieren könne, wenn es tiefer nicht mehr gehen kann und dazu eine Dividende von knapp sechs australischen Cent zu erwarten sei. Einige Anleger kauften nun - die Dollarzeichen vor den Augen - teilweise hunderttausende oder gar Millionen Aktien auf einen Schlag, scheinbar ohne sich über ihr Investment zu informieren. Denn die Brisconnections-Anteile weisen ein Detail auf, welches zwar ziemlich einmalig sein dürfte, allerdings auch legal ist: sie müssen in drei Raten bezahlt werden. So müssen nun die Aktionäre Ende April 2009 und Ende Januar 2010 für jede Aktie die sie besitzen jeweils einen Australischen Dollar nachzahlen.

Zahlreiche Aktionäre stehen damit am finanziellen Abgrund. Stellen Sie sich vor sie würden für 1.000 Dollar eine Million Aktien kaufen, deren Börsenwert nicht mehr sinken kann. Maximal möglicher Verlust also 1.000 AUD, während die Chance auf nahezu unendliche Kurszuwächse besteht und sie sich zum Geschäftsjahresende auf jeden Fall auf fast 60.000 AUD Dividende freuen können. Aus Mangel an eigener Recherche werden Sie nun aber in Kürze aufgefordert eine Million Dollar nachzuzahlen, und in einem Jahr die selbe Summe nochmals nachzuschießen.

Wie man sich nun vorstellen kann, ist es derzeit so gut wie unmöglich die Anteile wieder loszuwerden. Brisconnections selbst zeigt sich natürlich unnachgiebig und will das Geld auf jeden Fall eintreiben.

Dieser Fall zeigt nun zwei der fundamentalsten Dinge auf, die man auf dem Börsenparkett unbedingt beachten sollte:

Erstens: Die Gier sollte niemals das eigene Hirn fressen, und zweitens: machen Sie sich bei allem was Sie auch immer über Investmentchancen lesen ihre eigenen Gedanken und führen Sie vor allem eine gründliche Eigenrecherche durch!


© Tim Roedel
Die Rohstoff-Woche





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