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Metalle - Schluss mit der Leidenszeit?

26.02.2009  |  Rohstoff-Spiegel
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Rohstoff-Spiegel: Rohöl erlebte 2008 ein wahrhaftes auf und ab. Welche Faktoren bewegen derzeit den Markt?

Sven Streitmayer: Aktuell sind dies v.a. der ungebremste Lageraufbau in den USA, welcher die extrem schwache Nachfrageseite repräsentiert sowie die (derzeit bezweifelte) Durchsetzungskraft der OPEC auf der Angebotsseite.


Rohstoff-Spiegel: Im Bereich von 35 bis 40 USD hat WTI-Rohöl seit einigen Wochen einen Boden ausgebildet, das Ziel der OPEC liegt jedoch fast beim doppelten! Wie sehen Sie die Rolle der OPEC in den nächsten Monaten? Wird es zu weiteren Förderkürzungen kommen bzw. werden die angekündigten überhaupt eingehalten?

Sven Streitmayer: In unserem Hauptszenario wird sich die OPEC bei ihrem nächsten turnusmäßigen Meeting am 15. März auf eine weitere Drosselung der Ölproduktion um 1 mbpd verständigen. Damit hätte die OPEC die Rohölförderung seit September (zumindest formal) um insgesamt 5,2 mbpd zurückgefahren. Rein rechnerisch ergibt dies, bei Beibehaltung der Förderquoten bis zum Jahresende und unter der Annahme konstanter Produktion der Nicht-OPEC-Länder sowie einem weltweiten Nachfragerückgang von 1,5 mbpd, ein Gesamtmarktdefizit von mind. 2,5 mbpd im laufenden Jahr. Selbst wenn die OPEC-Beschlüsse (mit Blick auf die Angebotsdisziplin ihrer Mitgliedsländer) nicht zu 100% umgesetzt werden sollten, dürften die Förderkürzungen den Ölmarkt signifikant verknappen.

Eine ähnliche Konstellation wie heute gab es übrigens zuletzt in den Jahren 2001/2002. Damals hat die OPEC die Förderung in vier Schritten um insgesamt 5 mbpd reduziert, um dem zunehmenden Ölpreisverfall entgegenzuwirken. Letzten Endes führte die Strategie aus OPEC-Sicht zum Erfolg. So kam es - ungeachtet eines schlechten Konjunkturumfelds - binnen sechs Monaten ab der letzter Quotensenkung zu einer deutlichen Erholung des Ölpreises. Eine ähnliche Entwicklung erwarten wir für 2009.


Rohstoff-Spiegel: Der Ölpreis notiert immer noch im Super-Contango, welche Gründe gibt es hierfür? Zeigt dies den optimistischen Ausblick der Investoren für die nächsten Jahre? Wie können Investoren am besten agieren, um Rollverluste zu minimieren?

Sven Streitmayer: Die extreme Steilheit der Terminkurve von Öl (Super-Contango) spiegelt in erster Linie den Angebotsüberhang, d.h. die Überversorgung des Ölmarktes wider. Die Verfügbarkeitsprämie (Convenience Yield), die in knappen Märkten für eine Backwardation der Terminkurve am kurzen Ende sorgt, ist nun im stark negativen Bereich. Darüber hinaus tragen vermutlich auch die, infolge knapper Lagerkapazitäten und schwieriger Finanzierungsbedingungen, gestiegenen Lagerhaltungskosten zu dem steilen Contango am Ölmarkt bei. Eine Erwartungshaltung der Investoren lässt sich an der Terminkurve indessen kaum ablesen. Rollverluste sind in der aktuellen Terminmarktsituation und im Falle einer Long-only-Strategie im Grunde nur durch eine geschickte Laufzeitauswahl der Kontrakte zu minimieren.


Rohstoff-Spiegel: Brent ist derzeit deutlich teurer als das süßere WTI. Was führt zu dieser eigenartigen Konstellation? Was kann man als Investor daraus ablesen?

Sven Streitmayer: Die in den letzten Tagen und Wochen zu beobachtende hohe Differenz zwischen den Preisen von US-Öl (WTI) und seinem europäischen Pendant (Brent), zugunsten letzterem ist v.a. auf eine regionale Besonderheit des US-Marktes zurückzuführen. Hier ist der zentrale Erfüllungsort für physisches Öl in Cushing (Oklahoma) bereits an seine Kapazitätsgrenzen angelangt, so dass sich der Angebotsüberschuss stärker in den Preisen niederschlägt als in Europa, wo die Lagerproblematik in diesem Maße nicht besteht. Eine wie auch immer geartete Ablösung des qualitativ hochwertigeren WTI-Öls als Benchmark- Kontrakt für den Weltmarkt lässt sich daraus also nicht ableiten. Auf lange Sicht dürfte sich daher wohl wieder eine Prämie auf US-Öl einstellen.


Rohstoff-Spiegel: In den vergangenen Jahren haben primär Finanzinvestoren den Rohstoffmarkt dominiert, im letzten Halbjahr wurden viele der großen Player (speziell Hedge-Fonds) jedoch liquidiert. Sehen Sie bereits eine Rückkehr der alten Spieler oder spiegelt der Markt nun die fundamentale Situation wider?

Sven Streitmayer: Nimmt man die von der USTerminmarktaufsicht CFTC veröffentlichten Daten zur Positionierung der Großanleger zum Maßstab, waren die Rohstoffmärkte per Jahresende 2008 von “spekulativen“ Kapital de facto bereinigt. Seit dem Jahreswechsel registrieren wir in der Tat wieder deutliche Zuflüsse von Seiten der Institutionellen, wenngleich auf deutlich niedrigerem Niveau. Dies ist jedoch nicht per se als Verzerrung der fundamentalen Situation zu bewerten. Im Gegenteil: Die Existenz von spekulativen Marktakteuren ist sogar Voraussetzung für das reibungslose Funktionieren eines Terminmarktes, da diese gewissermaßen als Versicherungsgeber für Rohstoffproduzenten und -verbraucher fungieren, indem sie deren Preisrisiko übernehmen.


Rohstoff-Spiegel: Wie ist Ihr Ausblick für die Basismetalle und den Rohölpreis für 2009? Wo sehen Sie die interessantesten Chancen für Investoren? Lohnt es sich noch, short zu gehen?

Sven Streitmayer: Wie dargelegt erwarten wir im Jahresverlauf 2009 sowohl bei Öl, wie auch bei den Basismetallen eine deutliche Erholung. Mit Blick auf die Angebotsverknappung durch die OPEC sehen wir den Ölpreis (Brent) zum Jahresende bei rund 65 USD/Barrel. Auch bei den Metallen dürften die größten Impulse von den Kürzungen auf der Angebotsseite kommen. Im Durchschnitt rechnen wir für die LME-Metalle mit Preissteigerungen von etwa 40% bis Ende des Jahres. Hier favorisieren wir Blei, Zink und Kupfer.
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