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Die Rohstoff-Woche - KW 11/09: Im Auge des Minen-Zyklus

15.03.2009  |  Tim Roedel (Rohstoff-Woche)
Der Konsolidierungsprozess beim Minengiganten Rio Tinto geht unvermindert weiter. Der Bergbaukonzern, der bis Ende 2008 einen Schuldenberg von geschätzten 40 Milliarden USD anhäufte, machte in der letzten Zeit vor allem Schlagzeilen damit, dass er große Teile seines Aktienkapitals an eine staatliche chinesische Firma verkaufen wollte. Dabei scheint zumindest die zweite Tranche dieses Anteilserwerbs von insgesamt 15% an Rio Tinto noch nicht gesichert, da sich mehrere Großaktionäre gegen diese Beteiligung sträuben.

Unterdessen versucht Rio Tinto auch auf der Ausgabenseite zu agieren, indem man bereits eine 5stellige Anzahl an Mitarbeitern entlassen und mehrere Minen geschlossen hat.

Zum Dritten versucht man weiterhin mit der Veräußerung von Minen-Projekten Geld in die leeren Kassen zu spülen. So gab Rio Tinto in dieser Woche bekannt, seine Jacobs Ranch Kohle-Mine in Wyoming an Arch Coal Inc. zu verkaufen. Dieser Deal soll insgesamt 761 Millionen USD einbringen. Damit beläuft sich der Gesamtumfang aller verkauften Assets in 2009 auf über 2,5 Milliarden USD, während man bereits in 2008 Minenprojekte im Wert von über 3 Milliarden USD abstieß.

In unserer Serie über die fünf wichtigsten Kriterien für eine sinnvolle Investmentauswahl innerhalb des Rohstoff-Sektors kommen wir heute zum dritten Punkt: “Mine Lifecycle“, also auf gut deutsch den zu erwartenden Aktienpreis-Zyklus einer Rohstofffirma vom Beginn der Suche nach Ressourcen bis hin zur Produktion.

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In der Explorations- und Entwicklungsphase besitzt der Aktienchart einer Firma mit einem einzelnen Rohstoffprojekt häufig die Form eines Kamelrückens.

Zunächst entsteht eine gewisse Euphorie über Explorationsergebnisse, die besser sind als erwartet. Der Aktienpreis steigt, weil viele Investoren an der Rally mit teilhaben wollen. Danach hält langsam wieder die Realität Einzug, man erkennt, dass das Projekt noch Jahre von der Produktion entfernt ist. An diesem Punkt gibt es dann natürlich eine scharfe Korrektur des Sharepreises.

Nach diesen beiden einschneidenden Phasen driftet der Kurs zunächst einige Monate seitwärts, bis zu dem Punkt, an dem eine Entscheidung über einen Produtkionsstart fällt. Sofern dieser Entscheid positiv ausfällt, beginnt erneut eine steigende Phase, die häufig die erste deutlich übersteigt, weil nun viele neue Anleger in den Wert strömen.

Das Ganze steigert sich dann bis zu dem Punkt, an dem sich viele spekulative Investoren aus dem Wert zurückziehen und nur die langfristigen Anleger, die eventuell auch auf Dividenden spekulieren, erhalten bleiben. Der Aktienkurs verharrt meist auf einem hohen Niveau, auch dadurch bedingt, dass eine Verwässerung des Aktienkapitals (also die Ausgabe neuer Aktien) nicht mehr stattfindet, da Investitionen aus den täglichen Einnahmen des Minenprojekts getätigt werden können.

Vom Beginn der Explorationsphase bis hin zum Produktionsstart können gut und gerne 15 Jahre vergehen, immer abhängig von der Art der Ressource, der Vergradung, der Finanzierung und des aktuellen Marktumfelds.

Doch auch innerhalb der Produktionsphase sollte man genauestens Acht auf sein jeweiliges Investment geben.

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Nach hohen Anschubfinanzierungen vor, beziehungsweise zu Beginn der Produktionsphase, herrscht zunächst heile Welt, da hohe Grade einen ordentlichen Profit für das Unternehmen und dadurch auch für den Investor versprechen. Die Firma versucht stetig mit Hilfe von Kapazitätsausweitungen ihren Cash-Flow zu erhöhen.

Nach einer gewissen Zeit sinken die Grade allmählich, die profitabelsten Bereiche der Ressourcenkörper sind ausgebeutet. Das Verhältnis des Gesteins um den geförderten Rohstoff herum zum Rohstoff selbst wird immer größer. Dabei kann die Produktion selbst noch immer gesteigert werden, da man zum Beispiel vom Untertagebau zum Übertagebau wechselt. Die Förder-Ausgaben steigen jedoch kontinuierlich mit an, da mehr Gestein auch mehr Maschinen, mehr Energie, mehr Arbeitskräfte usw. bedeutet.

Nach einiger Zeit ist nun aber ein gewisser Peak erreicht, an dem sich die Produktion nicht mehr wirtschaftlich steigern lässt. Die Produktionskosten steigen noch eine zeitlang weiter, da man einen möglichst großen Teil der restlichen Ressource noch “mitnehmen“ will - selbstverständlich nur bis zu dem Grad, an dem die Grenze zur Unwirtschaftlichkeit erreicht wird. Und irgendwann kommt dann auch für die größte und profitabelste Mine einmal die Schließung.

Eine allgemein gültige Risikoverteilung über den gesamten Explorations-, Entwicklung- und Produktionsprozess zeigt folgende Abbildung:

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In der nächsten Ausgabe der Rohstoff-Woche beschäftigen wir uns mit dem vierten der 5 “Ms“ - “Money“.


Der Spruch der Woche:

“Wenn man einem Menschen trauen kann, erübrigt sich ein Vertrag. Wenn man ihm nicht trauen kann, ist ein Vertrag nutzlos.“ - Jean Paul Getty (* 15. Dezember 1892 in Minneapolis; † 6. Juni 1976 in Sutton Place bei Guildford), US-amerikanischer Öl-Tycoon, Industrieller und Kunstmäzen.

In diesem Sinne eine erfolgreiche Woche! Die nächste Ausgabe der Rohstoff-Woche erhalten Abonnenten am 20. März 2009.

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© Tim Roedel
Die Rohstoff-Woche





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