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Die Rohstoff-Woche - KW 12/09: Trendwende in Sicht?

22.03.2009  |  Tim Roedel (Rohstoff-Woche)
Nach einem kontinuierlichen Preisverfall seit Oktober 2008 konnten viele Rohstoffe in den letzten Tagen einen kleinen Zwischenspurt hinlegen. Oder doch nur kurz verschnaufen, auf dem Weg zu neuen Tiefen?

Rohöl der Sorte Brent Crude schaffte am Donnerstag den Sprung über die Marke von 50 USD je Barrel, Kupfer markierte Intradaysprünge von mehr als 5% und kratzte kurzzeitig an der Marke von 4.000 USD je Tonne. Aluminium schnupperte an 1.500 USD je Feinunze, am Donnerstag ein Intradayplus von über 8%! Auch viele Agrarrohstoffe, wie Weizen oder Kaffee konnten kräftig zulegen. Gold überstieg mühelos die 950 Dollar Grenze, Silber den Wert von 13,50 USD je Unze.

Der Grund für diesen kleinen Run dürfte wohl in der Ankündigung der Regierung der USA liegen, weitere 1.000 Milliarden USD in die maroden Märkte pumpen zu wollen. Für bis zu 300 Milliarden Dollar davon, sollen langfristige Staatsanleihen gekauft werden. Daraus meinen Rohstoffanleger einen, vielleicht sogar DEN entscheidenden Wachstums-Schub für die US-Wirtschaft ableiten zu können. Staatsanleihen sind kurz-, mittel- oder langfristige Anleihen (Schuldverschreibungen), die von der öffentlichen Hand und anderen staatlichen Körperschaften ausgegeben werden. Salopp gesagt zahlen die USA also einen Teil ihrer Schulden zurück, um dem Finanzsystem frisches Geld zuzuführen. Mit diesem Geld können Banken dann wiederum Kredite gewähren, mit deren Hilfe beispielsweise Firmen ihr Geschäft finanzieren und ankurbeln können. Alles im Konjunktiv!

Fest steht eigentlich nur folgendes: Obama riskiert mit seiner Gelddruckerei über kurz oder lang eine Hyperinflation, denn ein realer Gegenwert in Form von Dienstleistungen oder Waren steht diesen frischen 1.000 Milliarden USD nicht gegenüber. Dazu nochmals die Definition von Inflation: “Inflation (von lat.: “das Sich-Aufblasen; das Aufschwellen“) bezeichnet in der Volkswirtschaftslehre einen andauernden, “signifikanten“ Anstieg des Preisniveaus. Es verändert sich also das Austauschverhältnis von Geld zu allen anderen Gütern zu Lasten des Geldes: für eine Geldeinheit gibt es weniger Güter, oder umgekehrt: für Güter muss mehr Geld gezahlt werden, d.h. sie werden teurer. Daher kann man unter Inflation auch eine Geldentwertung verstehen. Letztlich ist eine Inflation ohne eine überschießende Geldmenge (Geldpolitik) nicht denkbar.“ - Jeder möge sich seine eigenen Gedanken dazu machen ...

Kommen wir wieder zurück zum eigentlichen Thema Rohstoffe:

Etwas aufatmen konnten die Anleger von Kinross Gold und Corriente Resources, da ihnen die ekuadorianische Regierung mitteilte, dass sie ihre Minenprojekte wieder aufnehmen können. Nach einer fast einjährigen Zitterpartie sollen nach und nach viele der eingefrorenen und/oder widerrufenen Konzessionen wieder freigegeben werden. Ein vor knapp einem Jahr verabschiedetes Minengesetz sieht erhöhte Lizenzgebühren und begrenzte Laufzeiten vor. Inwieweit ein Einlenken der Regierung um Rafael Vicente Correa Delgado verspieltes Vertrauen wieder herstellen und die brach liegende Minentätigkeit in Ekuador angesichts der aktuellen Krise wieder auf die beine bringen kann bleibt indes abzuwarten.

Uran dürfte in einigen Monaten zu den Top-Investments im Rohstoffbereich zählen. Der Grund dafür liegt in der Tatsache, dass Russland spätestens 2013 kein Uran mehr aus Abrüstungsprogrammen in den Markt bringen wird. Russland plant bis 2020 den Bau von 10 neuen Kernkraftwerken und hat deshalb auch schon Australien angehalten, Uran nicht nur für die zivile Nutzung zu fördern und auszuliefern, um den Bedarf an uranhaltigen Materialien zu decken.

Bei den meisten Industriemetallen zeigten starke chinesische Käufe preisunterstützende Wirkung. So gab die Provinz Shaanxi den Kauf von 77.000 Tonnen Zink und Blei bekannt. Insgesamt wurden damit in diesem Jahr bereits 159.000 Tonnen Zink vom staatlichen chinesischen aufgekauft.

Beim Ölpreis scheinen nun endlich auch die reduzierten Förderquoten der OPEC und anderer rohölproduzierender Länder Wirkung zu zeigen. So geht die Energy Information Administration davon aus, dass die Ölförderung Mexikos um weitere 10%, die ungleich höhere Förderquote Russlands um etwa 2% sinken werden. Dafür verantwortlich zeigt sich auch eine zunehmend zu erkennende Zurückhaltung in der Erschließung neuer Quellen und dem mangelnden Ausbau vorhandener Kapazitäten.

In unserer Serie über die 5 “Ms“, der wichtigsten Kriterien für ein Investment in einen Rohstoff-Titel kommen wir heute zum 4. Teil, dem “Money“.

Eine Explorationsgesellschaft muss Reserven pro Anteil liefern, um überhaupt eine Chance zu haben an einer weiteren Finanzierungsrunde zu haben. Sie muss die Kapitalmärkte überzeugen, dass das jeweilige Projekt eine attraktive Investitionsmöglichkeit pro Anteil bietet. Der Aktienmarkt ist in der Beurteilung einer Explorationsgesellschaft mittlerweile so effizient, dass, wenn die Gesellschaft die Ergebnisse nicht präsentiert, die notwendig sind, um eine gewisse Einschätzung zu rechtfertigen, Kapitalanleger schnell das Vertrauen in die Company verlieren. Es gibt eine alte Regel wenn es um die Bewertung von Explorationsgesellschaften geht: Bezahlen Sie pro Aktie nicht mehr als das Doppelte, als das, was die Firma als bewiesenes Vermögen im Boden hat.

In der nächsten Woche widmen wir uns dem fünftem und letztem der 5 “Ms“, dem “Management“.


Der Spruch der Woche:

“Inflation ist wie Nikotin oder Alkohol. In kleinem Maße ist es stimulierend, man darf nur kein Kettenraucher werden oder Alkoholiker.“ - André (Bertholomew) Kostolany (* 9. Februar 1906 in Budapest; † 14. September 1999 in Paris) war ein als Börsen- und Finanzexperte und als Spekulant auftretender Journalist, Schriftsteller und Entertainer ungarischer Herkunft.

In diesem Sinne eine erfolgreiche Woche! Die nächste Ausgabe der Rohstoff-Woche erhalten Abonnenten am 27. März 2009.

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© Tim Roedel
Die Rohstoff-Woche





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