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Die Rohstoff-Woche - KW 14/09: Öldorado voraus?!

05.04.2009  |  Tim Roedel (Rohstoff-Woche)
Eine hübsche Bärenmarktrallye konnten wir da am Donnerstag sehen, 6% im DAX, fast drei Prozent plus für den Dow Jones. DAX-Rallye? - Bärenmarktrallye? - Bullenrallye? - Leithammelrallye? - vor lauter Viechereien kennt sich bald gar niemand mehr aus. Sind wir nun gar schon durch den tiefsten Punkt des Tals der Tränen, ja fast schon des Tal des Todes geschritten? Die Rohstoff-Wochen - eigene Glaskugel ist sich da uneins.

Genauso uneins scheinen sich da aktuell auch die Anleger in Edelmetallen zu sein. Vor allem Gold pendelt schon seit Wochen - zwar auf hohem Niveau - aber eben ohne größere Ausbruchsversuche zwischen 900 und 1.000 USD je Unze hin und her, scheinbar genauso ziellos wie der kleine Bruder Silber. Alle scheinen sich nun zu fragen, wann denn nun der Aufschwung wieder kommt, wann die Nachfrage nach Rohstoffen wieder steigt, wann damit einhergehend die Verbraucherpreise wieder anziehen, wann deswegen die Inflationsrate wieder aus der Hüfte kommt, und vor allem welches Niveau diese erreichen wird und wann ich deshalb in Sachwerte wie zum Beispiel eben Gold, Silber, Platin und einige weitere klassische Anlagemetalle investieren soll.

Dass vor allem Gold weiterhin ein gefragtes Gut ist, merkt man schon allein daran, dass - nennen wir es mal “ordinäre“ Banken - weiterhin keinerlei Bestellungen mehr entgegen nehmen.

Wie bei Gold existieren auch bei Rohöl jede Menge Legenden und Verschwörungstheorien. Unbestritten scheint dabei die Legende des so genannten “Frühstückskartells“, also der alltäglichen oder allwöchentlichen Preisabsprache der aktuellen Spritpreise bei einem gepflegten Frühstück in wechselnden Hotelrestaurants.

Etwas schwieriger wird es da schon beim Thema Ölförderungspeak, also dem Zeitpunkt, an dem die weltweit höchste Förderung aller Zeiten erreicht war, ist oder erreicht sein wird und man danach auf Grund mangelnder Wirtschaftlichkeit oder mangelnder Reserven nicht mehr in der Lage sein wird, noch mehr Öl gleichzeitig zu fördern. So verkündete beispielsweise Russland im April 2008, dass man das nationale Förderpeak nun erreicht hätte und zukünftig immer weniger fördern werde. Dies wohlgemerkt zu einem Zeitpunkt, an dem der Rohölpreis mit fast 150 USD je Barrel fast schon seinen Höhepunkt erreicht hatte und abzusehen war, dass dieser Hype nicht ewig anhalten würde, zumindest noch nicht.

Vielleicht meinte man mit dieser Aussage aber auch einfach nur die Tatsache, dass man in Zukunft weniger fördern müsse, weil ein Großteil der Reserven nicht mehr wirtschaftlich gefördert werden kann. Denn da sind wir aktuell angelangt. Auf Grund rezessioneller Strukturen innerhalb der weltweiten globalisierten Wirtschaft, innerhalb derer die Nachfrage nach dem schwarzen Gold zunächst einmal stark eingebrochen ist, werden auch immer mehr Förderprojekte unrentabel.

Das ist jetzt ausnahmsweise einmal Fakt. Fakt ist auch, dass neben unrentabel gewordenen Förderprojekten auch viele geplante Abbauprojekte eingestampft wurden oder noch werden. So zum Beispiel die unglaublich großen Ölvorräte vor der Küste Brasiliens, deren Erschließungskosten in mehr als 5.000 Metern (Wasser-)Tiefe so langsam gen einer Billion USD laufen. Genauso Saudi-Arabien und Russland, große Ölfördernationen, jedoch mit mangelnder Investitionsbereitschaft in den letzten paar Jahrzehnten. Gut, investiert wurde schon, in künstliche Inseln, Pelzmäntel, Nobelkarossen, Schampus und Immobilien, die mittlerweile aber auch keiner mehr haben will, aber eben recht wenig in die Erschließung neuer Quellen und schon gar nicht in mehr Wirtschaftlichkeit.

Fakt ist auch, dass eine (für wann auch immer) zu erwartende Aufhellung der weltweiten wirtschaftlichen Lage zunächst einen enormen Nachfrageüberschuss an Rohöl erzeugen würde. Eben genau wegen der beschriebenen Stilllegung aktuell unrentabel geförderter Ressourcen und dem gleichzeitigen Stopp hochkarätiger Zukunftsprojekte. Bestes Beispiel hierfür ist wohl der zu erwartende Flaschenhals bei der Raffinierung. 80% aller geplanten neuen Raffinerie-Projekte weltweit wurden bereits gestrichen. Wieviele der restlichen 20% tatsächlich noch gebaut werden steht ebenso in den Sternen.

Bei all den schlechten Nachrichten (für Rohölspekulanten könnten es dagegen goldene Zeiten werden) könnte sich ein Staat tatsächlich einmal als Gewinner herauskristallisieren: der Irak. Gut, die meisten von Ihnen werden sagen, „der Irak ist der wohl am meisten zerrüttetste und instabilste Staat der Erde“, aber ist das nicht ein bisschen blauäugig gedacht? Immerhin läuft seit einiger Zeit die Förderung wieder, zunächst zwar nur auf Sparflamme, aber unterschätzen Sie auch hierbei wieder die Amerikaner nicht.

Die Zeche für die Holzhäuschen im eigenen Land zahlen die anderen und wenn es im Irak militärisch nicht klappt, dann gehen wir eben erst auf Schmusekurs mit dem alten Klassenfeind Iran und ölifizieren den Irak durch die Hintertür. Seriösen Schätzungen zu Folge besitzt der Irak nach Saudi-Arabien die zweitmeisten, förderbaren Ölreserven. Weiterer Pluspunkt: nachdem man zwangsmäßig jahrzehntelang sein Öl nicht ins Ausland verkaufen durfte hat man nun märchenhafte Reserven, relativ leicht förderbaren Öls im Boden, und das in einer Zeit, in der allen anderen Staaten das Rohöl so langsam aber sicher ausgeht, dieses aber vor allem in vielen Schwellenländern noch einige Jahrzehnte gebraucht werden wird und deswegend der Preis dafür also zwangsläufig gen Norden tendieren wird.

Alles in Allem eine spannende Geschichte, die wir weiterhin genauestens beobachten werden.

Kommen wir zum Spruch der Woche: “Um es im Leben zu etwas zu bringen, muß man früh aufstehen, bis in die Nacht arbeiten - und Öl finden.“ - Jean Paul Getty, (1892-1976), US-Ölmagnat

In diesem Sinne eine erfolgreiche Woche! Die nächste Ausgabe der Rohstoff-Woche erhalten Abonnenten am 11. April 2009.


© Tim Roedel
Die Rohstoff-Woche





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