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Entscheidungsschlacht bei Rio Tinto

15.04.2009  |  Rainer Hahn (EMFIS)
RTE EMFIS.COM - Bei Rio Tinto findet heute in London die "Entscheidungsschlacht" über das weitere Vorgehen statt. Der weltweit drittgrößte Minenkonzern steckt in erheblichen finanziellen Schwierigkeiten. Ein großer Schuldenberg drückt auf den Konzern. In diesem Jahr sind 8,9 Mrd. US Dollar zu tilgen und im nächsten 10 Mrd. US Dollar. Das heißt, dass der Konzern nicht mehr viel Zeit hat, das nötige Geld zu beschaffen. Die Umsätze und Gewinne gehen zurück, die Nachfrage sinkt und tausende Jobs stehen auf dem Spiel.

Da im vergangenen Jahr die Übernahme durch den Konkurrenten und Weltgrößten Minenkonzern BHP Billiton abgelehnt wurde, bleibt nur die Möglichkeit, das Angebot der Anteilsaufstockung durch den chinesischen Konzern, der Aluminium Corp of China ( Chinalco ) anzunehmen oder über einen weiteren Bond-Verkauf Kapital reinzuholen. So wurden jetzt für 2 Mrd. US Dollar 5-Jahresanleihen und für 1,5 Mrd. US Dollar 10-Jahresanleihen herausgegeben. Auch wenn diese gut ankommen, wie der CFO Guy Elliott mitteilte, so reicht es bei weitem nicht die im Oktober fälligen 8,9 Mrd. US Dollar zu tilgen. Diese hatte man sich mit der 38 Mrd. US Dollar schweren Übernahme von Alcan in 2007 aufgebürdet. Zum damaligen Zeitpunkt war die Übernahme insofern sinnvoll, als dass sich der Aluminiumpreis im Laufe seiner fünf Jahre anhaltenden Rallye bis Juli vergangenen Jahres verdoppelt hatte. Seit dem ist er an der London Metal Exchange um 54 Prozent abgestürzt. Der CEO der norwegischen Norsk Hydro ASA Sven Richard Brandtzaeg sagte bereits im vergangenen Monat, dass inzwischen 70 Prozent der weltweiten Aluminium-Industrie unrentabel geworden ist.

Bei der heute Abend statt findenden Aktionärsversammlung muss neben der milliarden schweren Abfindung für den ehemaligen Alcan Chef und CEO von Rio Tintos Aluminium-Abteilung Dick Evans entschieden werden, sowie dem genannten Engagement von Chinalco.

Rio Tintos CEO Tom Albanese wird heute seine entscheidende Schlacht schlagen müssen. Er ist Befürworter für die Anteilserhöhung durch Chinalco. Diese halten bereits 9 Prozent an Rio und sind damit der größte Einzelaktionär. Das Angebot von Seiten der Chinesen heißt 19,5 Mrd. US Dollar, was letztlich ihren Anteil auf 18 Prozent erhöhen würde. Dabei haben aber etliche Aktionäre und auch der australische Staat ziemliche Bauchschmerzen, erhöht sich doch der Einfluss Chinas auf eine der wichtigen Wirtschaftsbereiche von Down Under. Albanese ist aber Verfechter der Option, wird doch dem Konzern Cash in die Kasse gespült und würde den Konzern erheblich entlasten. Chinalco seinerseits hat bereits durch ein chinesisches Bankenkonsortium die Zusage über die Bereitstellung von 21 Mrd. US Dollar erhalten.

So formulierte im Vorfeld dieser Versammlung John Wong, Fondsmanager der in London ansässigen CQS UK LLP, dass der heutige Tag die letzte Chance für Tom Albanese sei, die Aktionäre zu überzeugen. Mit Albanese auf einer Linie ist die Konzernsprecherin Christina Mills. Auch sie sieht Chinalco nach wie vor als die beste Lösung für das Unternehmen an. Sie betonte, dass der CEO die volle Unterstützung des Unternehmensvorstandes hätte.

Sorgen macht anscheinend der Verband der britischen Versicherer, die Legal & General Group Plc, Sie können sich noch nicht so recht mit dem Vorhaben anfreunden. Der Verband repräsentiert 400 institutionelle Anleger, welche mit einer Beteiligung von 4,6 Prozent der drittgrößte Aktionär ist.

Von Seiten der australischen Behörden, hatte Rio im vergangenen Monat eine Hürde nehmen können. Die Kartellbehörde des Landes hatte der chinesischen Anteilserhöhung zugestimmt. Nun bleibt mit den Aktionären und dem australischen Foreign Investment Review Board, wichtige Hürde zu nehmen. Sollten die Aktionäre dem Vorhaben zustimmen, dann dürfte wohl auch vom FIRB eine Zusage kommen, so die Hoffnung der Unternehmensführung.

Dass das aber nicht so ohne weiteres abgehen muss, zeigt die Entscheidung der Behörde gegenüber dem Angebot der chinesischen China Minmetals Corp für den Zink-Hersteller OZ Minerals Ltd. Der chinesische Konzern wollte OZ für 2,9 Mrd. AUD übernehmen, was von Seiten OZ auf Zustimmung viel, aber eben nicht auf Zustimmung der FIRB. Sie meldete erhebliche Bedenken an, da etliche OZ Vermögenswerte in sensible Bereiche des australischen Staates greifen und lehnten das Vorhaben ab.

Sollten die Pläne des Unternehmensvorstandes von Rio Tinto scheitern, so habe man auch einen Plan B, das hatte der CFO Elliott bereits im vergangenen Monat angedeutet. Dazu gehören der Verkauf von Aktien, Anleihen und oder weiterer Sicherheiten. Möglich sei auch eine Umschuldung der Schulden, oder eine Kombination der vier Optionen, so Elliott.

Ob der Plan B nun zum Einsatz kommt oder nicht, das entscheiden heute Abend die Aktionäre von Rio Tinto.

Man darf gespannt sein.
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