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Die Rohstoff-Woche - KW 21/2009: Die neue Rohstoff-Großmacht Indien

24.05.2009  |  Tim Roedel (Rohstoff-Woche)
Kommt nach dem China-Hype jetzt der Indien-Hype? Man mag es fast meinen, schaut man sich einmal die Entwicklung des indischen Leitindexes Sensex an. Dieser konnte die Verluste, die er seit Beginn der Wirtschaftskrise verzeichnete schon fast wieder wettmachen und legte allein am vergangenen Montag innerhalb eines Tages um 17% zu.

Der Hauptgrund für diesen Wahnsinnssprung innerhalb nur eines Tages liegt wohl am Wahlsieg von Manmohan Singh, dem alten und neuen Premierminister Indiens, der darüberhinaus auch noch dermaßen klar ausfiel, dass seine Kongresspartei nahezu freie Hand in zukünftigen politischen Entscheidungen haben wird.

Singh versprach vor seiner Wiederwahl massive Infrastrukturprojekte voranzutreiben, was gerade in einem Land wie Indien, welches noch immer massiven Nachholbedarf im Bereich Telekommunikation, Stromversorgung und im Straßennetz besitzt, zu einem neuerlichen Wirtschaftsaufschwung ungeahnten Ausmaßes führen könnte.

Vor allem aus rohstofftechnischer Sicht dürfte sich damit in den nächsten Monaten so Einiges tun. Experten vergleichen die Wiederwahl Singhs bereits mit dem Beginn des Wirtschaftsaufschwungs Chinas in den 1990er Jahren. Was seither im Reich der Mitte geschah dürfte jedem bekannt sein. Ein ähnliches Szenario wäre aus rohstofftechnischer Sicht auch für Indien zu wünschen.

Das Thema “Basismetallkäufe“ durch die Chinesen zur Füllung ihrer Läger beschäftigt uns weiterhin. So konnte man bei einem Blick auf die LME-Lagerbestände in London sehen, dass diese seit Ausbruch der weltweiten Krise kontinuierlich Zunahmen. Mit Ausnahme von Kupfer und Zink ist dieser Trend auch weiterhin zu beobachten. Vor allem bei Kupfer zeigte sich in den letzten Wochen ein deutlicher Einbruch der LME-Lagerbestände. Der Grund dafür lag in der Tatsache, dass auf Grund der chinesischen Käufe in Shanghai der dortige Kupferpreis recht schnell höher lag als der selbige in London. Dies nutzten viele Anleger für sogenannte Arbitrage-Geschäfte, kauften also in London Kupfer auf und verkauften es für einen höheren Preis in Shanghai wieder. Mittlerweile haben sich beide Preise wieder relativ angeglichen, sodass sich derartige Transaktionen nicht mehr lohnen.

Die Kupferrallye dürfte vorübergehend erst einmal vorbei sein, ebenso wie der Preisanstieg der anderen Basismetalle. Denn irgendwann ist auch das größte chinesische Lager einmal bis zum Rand hin gefüllt und da die Chinesen ja mehr einkaufen als sie aktuell zur Produktion benötigen, dürfte das Ende der preislichen Fahnenstange bei Kupfer und Co. nicht mehr allzu weit entfernt sein.

Nichts desto trotz wagen sich die Experten der Commerzbank als eine der ersten auf das noch immer sehr dünne Eis und prognostizieren für Zinn einen um etwa 20% höheren Preis auf Sicht von 12 Monaten. In die gleiche Richtung geht die Prognose für Zink, während man sich zumindest bei der Commerzbank gegenüber Blei ziemlich bedächtig hält und eher von einem Rückschritt des Blei-Preises ausgeht.

Einen Kurssprung konnte in der letzten Woche die Aktie von Cuervo Resources, einem kanadischen Eisenerzexplorer vollführen. So konnte Cuervo einen Anstieg seiner Ressourcenbasis um 800% vermelden. Auch wenn diese unglaublich hohen Tonnagen noch durch weitere Bohrungen bestätigt werden müssen, dürfte Cuervo Resources damit in die Regie der heißen Übernahmekandidaten aufsteigen. Genau dieses Szenario hatte sich das Management um Brian Berner ausgemalt und vorausgesagt. Einen sicheren Einstieg sollte man aber dennoch erst bei Bestätigung der Ressourcen durch weitere (Infill-)Bohrungen wagen.

Während eines Zeitraums von mehreren Jahren durchschreitet der Rohstoffsektor im Allgemeinen einen so genannten Rohstoff-Zyklus, was bedeutet, dass während dieser Zeit sich immer wieder abwechselnd einzelne Rohstoffe als besondere Gewinner herauskristallisieren. Nachdem in den letzten Wochen vor allem Basismetalle nach dem Crash überdurchschnittlich performten, rechnen viele Marktbeobachter jetzt mit einem Anziehen der Preise für Agrar-Produkte.

So konnten die Preise für Kaffee, Sojabohnen, Weizen und Mais bereits wieder anziehen, was bereits vermehrt Anleger in Pottaschewerte wie K+S, Potash One und andere gezogen hat. Pottasche ist einer von drei Bestandteilen für Industriedünger und findet vor allem in landwirtschaftlich noch ineffizient agierenden Schwellenländern immer mehr Abnehmer. Pottasche enthält hohe Mengen an Kalium, neben Phosphor und Stickstoff wichtigster Bestandteil von Industriedüngemitteln.

Wer als Anleger einen Schritt voraus sein will sollte natürlich nun wissen, welcher Rohstoff der “nächste“ sein könnte. Gesetzmäßigkeiten existieren bei diesem, in der Fachwelt sehr umstrittenen Thema Rohstoff-Zyklus nicht. Ein heißer Kandidat wäre Uran, da hier viele fundamentale Gründe für einen erneuten Anstieg sprechen.

Allein China plant in den nächsten Jahren 116 neue Reaktoren in Betrieb zu nehmen. Das Reich der Mitte will dabei seine nukleare Energiegewinnung auf 60 GWE in 2020 und auf 120 bis 160 GWE bis 2030 erweitern. Zum Vergleich: aktuell laufen in China 11 Kraftwerke mit einer Gesamtleistung von 8,6 GWE!

Und auch Indien, Russland, Südkorea, die USA und weitere 23 Nationen planen die Anzahl ihrer Kernreaktoren zu erhöhen beziehungsweise überhaupt in die Kernkraft einzusteigen. Lediglich 5 Länder sind aktuell im Begriff ihre noch laufenden Kernkraftwerke endgültig abzuschalten.

Wir werden uns dem Thema Uran im Laufe der nächsten Wochen etwas näher widmen.


Kommen wir zum Spruch der Woche:

“Die ganze Börse hängt nur davon ab, ob es mehr Aktien gibt als Idioten - oder umgekehrt.“ - André (Bertholomew) Kostolany (* 9. Februar 1906 in Budapest; † 14. September 1999 in Paris) war ein als Börsen- und Finanzexperte und als Spekulant auftretender Journalist, Schriftsteller und Entertainer ungarischer Herkunft.

In diesem Sinne eine erfolgreiche Rohstoff-Woche!

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© Tim Roedel
Die Rohstoff-Woche





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