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Die Rohstoff-Woche - KW 23/2009: Übernahmeschlacht im Kongo?

07.06.2009  |  Tim Roedel (Rohstoff-Woche)
Bereits mehrmals hatten wir über den langwierigen Reviewing-Prozess von Bergbauverträgen berichtet, die in der Demokratischen Republik Kongo vor der Amtszeit von Präsident Kabila abgeschlossen wurden. Während mittlerweile alle betroffenen Firmen Bescheide über die Rechtmäßigkeit ihrer jeweiligen Verträge erhalten haben, konnte der wohl interessanteste Wert Moto Goldmines in dieser Woche eine Quasi-Übernahme vermelden. Moto Goldmines, das 70% des im Nordosten des Kongo liegenden Moto-Gold-Projekts hält, welches aktuell etwa 22 Millionen Unzen Gold an nachgewiesenen Ressourcen umfasst, konnte mit Red Back Mining eine Vereinbarung über eine mögliche Übernahme vermelden.

Demnach bietet Red Back Mining, ein in Afrika Gold fördernder Minenwert aus der Lundin-Gruppe den Aktionären von Moto Goldmines je einer Moto-Aktie 0,45 Red Back Aktien. Ausgehend von der aktuellen Kurssituation Red Backs‘ bedeutet dies für die Moto-Aktionäre einen Übernahmepreis von umgerechnet weniger als 3 Euro je Aktie womit sich somit ein Übernahmepreis von aktuell weniger als 33 CAD je Unze Gold ergibt - ein eher niedriger Wert.

Nicht zuletzt auch aus diesem Grund gehen Experten davon aus, dass dies nicht das letzte Angebot für Moto Goldmines sein wird, zumal neben Red Back Mining auch Größen wie Barrick und Newmont auf dem Gebiet waren, um sich über ein mögliches Übernahmeangebot die Köpfe zu zerbrechen. So sind bereits mögliche weitere Angebote um die 6 CAD aus der Gerüchteküche zu vernehmen. Ein Bieterwettstreit um den größten Goldfund der letzten 15 Jahre scheint also fast unausweichlich, denn auch die Großen der Zunft benötigen über kurz oder lang weitere Großprojekte um die eigenen, der Erschöpfung nahen Minen, auszugleichen.

Dem Eisenerz-Markt scheint es derweil an den Kragen zu gehen. DER Rohstoffbereich, der wohl am meisten von Kontrakten geprägt ist, also meist längerfristigen Abnahmeverträgen, bekommt nun auch die volle Wucht der Wirtschaftskrise zu spüren. So musste sich Rio Tinto in dieser Woche auf Preiseinbußen von 37% gegenüber seinem Abnahmepartner Nippon Steel einlassen, um überhaupt noch Eisenerz verkaufen zu können. Ähnlich erging es auch dem brasilianischen Minenkonzern Vale, der sich auf neue, ähnlich gewichtete Verträge mit POSCO, einem koreanischen Stahlverarbeiter, einlassen musste.

Das gleiche Spiel wollen nun auch chinesische Stahlproduzenten durchsetzen, nur in einem anderen Maßstab. So fordern die Chinesen aktuell einen um 40% niedrigeren Preis als bisher, es ist jedoch nur schwer vorstellbar, dass sich das große Eisenerzkartell darauf einlassen wird. Gerade deswegen ist wohl davon auszugehen, dass der Spot-Markt eine immer dominierendere Rolle im Eisenerzbereich einnehmen wird. Vor allem eben China wird von der Praxis der Kontrakte mehr und mehr abgehen und seine Eisenerznachfrage über den oder die Spotmärkte abwickeln.

Auf dem Goldmarkt geht es weiter rund. So vermeldete das privat geführte, kanadische Investmenthaus Claymore Investments Inc., dass man für einen neu eingeführten ETF-Gold-Funds insgesamt 345.000 Unzen zu einem Durchschnittspreis von 959,05 USD je Unze aufgekauft habe. Der Claymore Gold Bullion Trust wurde am Donnerstag erstmalig an der Torontoer TSX gehandelt.

In der letzten Zeit konnte der Agrarsektor wieder deutliche Preiszugewinne erfahren. Während in Europa und Gesamt-Amerika eher die gesteigerte Nachfrage von Ethanol- oder Biogasbetrieben stammt, sind es in Asien - allen voran China und Indien die Konsumenten, die nach immer mehr Lebensmitteln verlangen. Sieht man sich einmal die Nachfrageentwicklung an Agrarprodukten während der letzten 10 Jahre an, so fördert diese Erstaunliches zu Tage.

So stieg der Konsum Chinas an Sojabohnen seit 1999 um 123% und der Indiens um 86%, während die globale Nachfrage “nur“ um 40% zunahm. Ein ähnliches Bild liefert auch Baumwolle. China konsumierte hier in 2008 109% mehr als 10 Jahre zuvor, Indien 27% mehr, während der weltweite Durchschnitt in der Zunahme der Nachfrage nach Baumwolle bei gerade einmal 19% liegt. Auch bei Zucker (China +73%, Indien 33%, Welt 22%) und Mais (hier liegt Indien in der Nachfragezunahme vor China) bietet sich das selbe Bild. Weizen wurde dagegen von China im letzten Jahr weniger konsumiert als noch 1999.

By the way: Der Import an Sojabohnen nach China machte in 2008 51% aller weltweiten Importe an Sojabohnen aus. Bei Baumwolle waren es noch über ein Viertel aller weltweiten Importe, nämlich 27%. China ist also global gesehen das wohl wichtigste Land, wenn es um die Nachfrage nach Agrarprodukten geht. Nun ist die Redaktion der Rohstoff-Woche kein Freund davon, von der Vergangenheit auf die Zukunft zu schließen, jedoch sind wir hier der Meinung, dass China auch weiterhin eine Steigerung der ohnehin schon exorbitanten Nachfrage nach Agrargütern erleben wird. Hauptgrund wird aus unserer Sicht die Zunahme des Lebensstandards im Reich der Mitte sein. Mit der Zunahme des Lebensstandardes wächst nicht nur die Nachfrage nach Luxusgütern wie zum Beispiel einem eigenen Auto, sondern auch nach Fleisch. Und Fleisch bedingt nuneinmal pflanzliche Rohstoffe. Sehr viel an pflanzlichen Rohstoffen, wie zum Beispiel Mais oder auch Sojabohnen, sodass sich der Trend zur Steigerung der Nachfrage nach Agrarprodukten in China, aber auch in Indien weiter fortsetzen wird.


Hätten Sie’s gewusst?:

Der schwerste Goldklumpen der Erde, der 70 Kilogramm schwere “Welcome Stranger“, maß 61 mal 31 cm und wurde 1869 in Moliagul, Victoria/Australien aufgefunden. Der Welcome Stranger brachte seinen Findern John Deason und Richard Oates somit insgesamt 2315,5 Feinunzen Gold und beim Verkauf 9.563 britische Pfund ein.


Der Spruch der Woche:

“Um die Zukunft der Aktie einzuschätzen, müssen wir die Nerven, Hysterien, ja sogar die Verdauung und Wetterfühligkeit jener Personen beachten, von deren Handlungen diese Geldanlage abhängig ist.“ - John Maynard Keynes, Baron Keynes (* 5. Juni 1883 in Cambridge; † 21. April 1946 in Tilton, Firle, East Sussex) war ein britischer Ökonom, Politiker und Mathematiker. Er zählt zu den bedeutendsten Ökonomen des 20. Jahrhunderts und ist Namensgeber des Keynesianismus. Seine Ideen haben bis heute Einfluss auf ökonomische und politische Theorien.

In diesem Sinne eine erfolgreiche Rohstoff-Woche!

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© Tim Roedel
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