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Die Rohstoff-Woche - KW 24/2009: Seltene Metalle als kommende Outperformer

14.06.2009  |  Tim Roedel (Rohstoff-Woche)
Frägt man landläufig nach der Rohstoffabhängigkeit der USA, so ist das Thema Erdöl vorherrschend, welches immer wieder als eigentlicher Hauptgrund für amerikanische Militärinterventionen genannt wird, aber nicht nur in den USA, sondern beispielsweise auch in Deutschland ein großes Thema ist, nicht nur auf Grund wieder zu erwartender hoher Benzin- und Dieselpreise. Doch neben Erdöl existieren eine Reihe weiterer Rohstoffe, ohne die die Entwicklung der amerikanischen Wirtschaft und damit verbunden auch das Überleben der US-Gesellschaft nur massiv eingeschränkt oder gar nicht mehr gesichert wären. Zwei dieser eminent wichtigen Stoffe sind die seltenen Elemente Tantal und Niob.

Beide Metalle zeichnen sich durch eine hohe Säurebeständigkeit aus. Tantal besitzt darüber hinaus einen der höchsten Schmelzpunkte aller Metalle und wird dabei nur noch von Wolfram und Rhenium übertroffen. Auch auf Grund dessen wird Tantal vor allem zur Herstellung von Elektrolyt-Kondensatoren verwendet, die zum Beispiel in Mobiltelefonen eine äußerst wichtige Rolle spielen. Weitere Einsatzgebiete sind Tantallegierungen in Gasturbinen, die Herstellung von Stählen, Nuklearreaktoren und Raketenteile.

Niob zeichnet sich innerhalb von Stahllegierungen durch eine hohe Zugfestigkeit aus, weshalb es unter anderem zum Rohrleitungsbau verwendet wird. Weitere Anwendungsgebiete sind der Nuklearbereich, Gasturbinen, Raketenteile oder in Drahtform in supraleitenden Magneten.

Die Vereinigten Staaten müssen 100% ihres Niobbedarfs und 87% ihres Tantalbedarfs importieren, da sie keine eigenen Niob- und Tantalminen besitzen. Die letzte Mine schloss 1959, die Ressourcenbasis der USA wird weiterhin auf den Wert “null“ geschätzt. Die USA importierten dabei 2006 10.800 Tonnen Niob, Hauptlieferanten waren Brasilien mit 80% und Kanada mit 10%.

Des Weiteren importierte man 2006 900 Tonnen Tantal, vornehmlich aus Australien (54%), Kanada (11%), China (8%) und Japan (6%).

Zum Vergleich: die gesamte Weltproduktion lag 2006 bei 60.000 Tonnen Niob und 1.300 Tonnen Tantal.

Diese Zahlen machen deutlich, dass sich die Situation der USA vor allem in den Bereichen Mobilfunk, Rüstung, Maschinenbau und Kernkraft massiv zuspitzen wird. Da die Vereinigten Staaten selbst keine bekannten, ökonomisch abbaubaren Vorkommen an Tantal und Niob besitzen, wird man auch weiterhin vom Import dieser wichtigen Metalle abhängig sein.

Den USA bietet sich dabei nur die Möglichkeit ihre Abhängigkeit zu verschieben bzw. anders zu gewichten, indem man mehr Exportländer findet beziehungsweise das Importverhältnis bisheriger Bezugsquellen verändert.

Reine Tantal- und Niob-Produzenten finden sich selten. Die in Deutschland wohl bekannteste Firma, die aktuell nach Tantal und Niob sucht, ist die kanadische Explorationsgesellschaft Commerce Resources, die in British Columbia/ Kanada, nur 400 Kilometer von der US-Grenze entfernt, eine hochgradige Tantal- / Niob-Liegenschaft in Produktion bringen will.

Der Bedarf der USA an Tantal und Niob dürfte auch in 2009 und in den weiteren Jahren trotz Wirtschaftskrise stabil bleiben. Vor allem die Bereiche Kernkraft, Raketentechnik und Mobilfunk dürften in den kommenden Jahren weiter an Nachfrage zulegen - und das weltweit, nicht nur in den USA. Die aktuellen Vorkommen gehen dagegen mehr und mehr zur Neige, ein Lieferengpass deutet sich bereits am Horizont an. Und gerade ein solcher dürfte die Preise für Tantal und Niob, aber auch für andere seltene Metalle in den nächsten Jahren kräftig steigen lassen.


Zurück zum Tagesgeschehen:

Wie geht es weiter bei Uranium One? Nachdem nun der ehemalige Kazatomprom-Chef, der Uranium One eine der kasachischen Uran-Lizenzen vermittelt hatte, inhaftiert wurde, sieht es nicht mehr ganz so gut aus mit Uranium One in Kasachstan. Das Unternehmen selbst hüllt sich weiterhin in Schweigen, sieht offenbar keinen Handlungsbedarf hinsichtlich der Informierung der Öffentlichkeit und allen voran der eigenen Aktionäre. Bleibt für alle Anteilseigner zu hoffen, dass Uranium One schnell eine Lösung findet, um keine weiteren Produktions- und Vertragserfüllungs-Probleme zu bekommen.

Ende letzter Woche ließ Rio Tinto die Katze aus dem Sack: Der geplante Deal mit dem chinesischen Staatskonzern Chinalco über eine Beteiligung von knapp 20 Mrd. USD (wir berichteten mehrfach darüber) wurde aufgekündigt. Rio Tintos Anteilseigner lehnten die Offerte ab, wonach die Führungsspitze von Rio Tinto adhoc einen Zusammenschluss von Rio Tintos Eisenerzsparte mit derer des Konkurrenten BHP Billiton bekannt gab. Außerdem wird Rio Tinto eine Kapitalerhöhung von 15,2 Mrd. USD durchführen. BHP muss zusätzlich 5,8 Mrd. USD an Rio Tinto überweisen um einen 50%igen Anteil an dem geschlossenen Eisenerz Joint Venture zu erhalten.

Soweit, sogut, die Frage ist nun, was China mit den 19,5 Mrd. USD anfangen wird, die man ja dafür zahlen wollte, um eben auch die Eisenerzvorkommen Rio Tintos mit nutzen und damit den Nachschub in das Reich der Mitte längerfristig gewährleisten zu können. Chinalco wird sich andere Partner suchen - oder gleich (kleinere) Produzenten übernehmen müssen. Dieser geplatzte Deal dürfte in den nächsten Monaten somit indirekt noch für einige Spannung sorgen, nämlich dann, wenn Chinalco Alternativen ausgemacht hat und das Joint Venture- beziehungsweise Übernahme-Karussell ordentlich in Schwung bringen wird.


Hätten Sie’s gewusst?:

Die größte offene Mine der Welt, der “Superpit“, ein 500 Meter tiefer und 3 Kilometer langer Krater, der stetig weiterwächst, befindet sich in Kalgoorlie/Westaustralien, der Hochburg der australischen Minenindustrie.


Der Spruch der Woche:

“Das Geheimnis des erfolgreichen Börsengeschäftes liegt darin, zu erkennen, was der Durchschnittsbürger glaubt, daß der Durschnittsbürger tut.“ - John Maynard Keynes, Baron Keynes (* 5. Juni 1883 in Cambridge; † 21. April 1946 in Tilton, Firle, East Sussex) war ein britischer Ökonom, Politiker und Mathematiker. Er zählt zu den bedeutendsten Ökonomen des 20. Jahrhunderts und ist Namensgeber des Keynesianismus. Seine Ideen haben bis heute Einfluss auf ökonomische und politische Theorien.

In diesem Sinne eine erfolgreiche Rohstoff-Woche!

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© Tim Roedel
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