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Die Rohstoff-Woche - KW 36/2009: Chinas Goldgier und der Untergang der südafrikanischen Platin-Industrie

06.09.2009  |  Tim Roedel (Rohstoff-Woche)
Schon mehrfach berichteten wir hier in der Rohstoff-Woche über Südafrikas rasanten Abstieg im Bereich der Rohstoff-Förderung. Nachdem bisher vor allem versiegende Gold- und Platin-Lagerstätten das Hauptproblem darstellten und auch weiterhin darstellen, machen dem Land auch immer wieder teils lang andauernde Streiks der Minenarbeiter zu schaffen. Aktuell davon betroffen ist Impala Platinum, immerhin der zweitgrößte Platinproduzent der Welt. Im letzten, am 30. Juni endenden Geschäftsjahr konnten 1,7 Mio. Unzen Platin ans Tageslicht gefördert werden.

Ob diese Zahl auch im nächsten Abrechnungszeitraum zu erreichen sein wird, steht in den Sternen, da neben der Rustenberg Mine auch die Marula Mine von Streiks erfasst wurde. In beiden Minen stehen weniger die Bezahlung der Arbeiter sondern vielmehr deren Sicherheit im Zentrum der Streikaktivitäten. So starben in der Rustenburg Mine Mitte Juli 9 Arbeiter bei einem Grubenunglück. Die Sicherheitsvorschriften Südafrikas entsprechen dabei nicht westlichen Standards und werden deshalb bislang auch nicht sonderlich ernst genommen. Dies könnte sich nun wieder einmal durch enorme Produktionsausfälle auf Grund von Streiks rächen.

Von Streiks betroffen ist auch Aquarius Platinum, ein kleinerer Wettbewerber von Impala, der ebenso wie Impala selbst, von immer längeren und häufigeren Kürzungen der Energiezufuhr betroffen ist. So musste der staatliche südafrikanische Energieversorger ESKOM in dieser Woche zugeben, dass man noch weitaus länger als geplant mit anhaltenden Energieabschaltungen rechne. Und das alles könnte sich in den kommenden Sommermonaten noch verschlimmern, nämlich dann, wenn während der Fußball-Weltmeisterschaft alle verfügbare Energie in die Metropolregionen des Landes geleitet werden wird. Erinnert irgendwie alles ein bisschen an die Olympischen Sommerspiele des Jahres 2008 in Peking, als in vielen Regionen Chinas zu bestimmten Zeiten auch buchstäblich das Licht ausging.

Helfen könnte Südafrika sicherlich ein neues Kernkraftwerk, dessen Pläne aber zunächst einmal auf Eis gelegt wurden. Der Uran Spot-Preis (= Bezeichnung für den jeweils aktuellen Kurs eines börsengehandelten Wertpapiers oder Rohstoffs) befindet sich aktuell auf dem gleichen Niveau wie vor 3 Jahren und pendelt schon seit fast einem Jahr zwischen 40 und 55 USD je Pfund. Der Trend-Preis (=Ausdruck für die generelle Richtung der Entwicklung eines Börsenkurses) bewegt sich unverändert bei 65 USD je Pfund. Die Analysten des Investmenthauses Raymond James kommen nach eigener Befragung mehrerer Uran-Experten zu dem Schluss, dass sich aktuell keine eindeutige Richtung für die weitere Entwicklung des Uran-Preises erkennen lässt. Favoriten sieht man bei Raymond James dennoch. Demnach wären die Firmen mit den aktuell besten Aussichten Denison Mines, Hathor Exploration, UrEnergy and Nufcor Uranium.

Dagegen weiß momentan niemand so richtig, was man von Forsys Metals und der noch immer im Raum stehenden Übernahme durch George Forrest International halten soll. Die Posse um die immer wieder verschobene Frist zur Zahlung des vereinbarten Kaufpreises in Höhe von 579 Millionen Dollar und die daher nun erfolgte Aufkündigung des Übernahmevertrags durch Forsys lässt die Aktionäre durch ein Wechselbad der Gefühle gehen. Dagegen stößt die fällige Strafzahlung von 20 Mio. USD wegen Nichteinhaltung des Vertrags, die George Forrest International an Forsys zu zahlen hat, dem desgnierten Übernehmer stark auf. George Forrest International ist der Ansicht, dass Forsys an der Vertragsauflösung die Hauptschuld trage und will schlimmstenfalls vor Gericht ziehen, um erstens der Vertragsstrafe zu entgehen und womöglich Forsys doch noch schlucken zu können. Der Verdacht eines bösen Spiels mit den kleineren Anteilseignern, die in den letzten Tagen panisch ihre Forsys-Aktien teils verscheuerten, liegt nahe. Der Tragödie letzter Teil – sofern wir überhaupt schon soweit sind - dürfte jedenfalls nochmal spannend werden.

Der Goldmarkt zeigt sich trotz Zugewinnen in dieser Woche noch immer zögerlich ob der 1.000 USD Marke. Während die Commercials sich mit Short-Positionen auf Gold regelrecht eindeckten, was eher auf einen baldigen, zumindest kurzfristigen Rücksetzer hindeutet, wartete China in dieser Woche mit einer regelrechten Sensationsmeldung auf.

So rief die chinesische Regierung alle Bürger des Riesenreiches auf, vermehrt in physisches Gold und Silber zu investieren. Diese Meldung ist deshalb sensationell, da der Erwerb von Gold bis vor kurzem in China noch verboten war. Rüstet sich das Reich der Mitte damit für einen drohenden Finanzkollaps des Westens? Im Westen selbst scheint es unvorstellbar, seine Bürger dazu aufzurufen, in Edelmetalle zu investieren, ganz im Gegenteil: Wie die letzten Monate des Jahres 2008 gezeigt hatten, versuchte man damals die Bürger eher aus den Edelmetallen rauszudrängen. Banken wurden dazu aufgefordert, keine Gold- und Silber-Bestände mehr ans Volk auszugeben. Mittlerweile ist es so weit, dass an jeder Ecke Läden entstanden sind, die die Leute dazu animieren sollen, ihr Gold zu Papiergeld zu machen.

Welche Auswirkungen dieses Vorpreschen der chinesischen Regierung letztendlich auf den Goldpreis haben wird bleibt abzuwarten. Fest steht, dass die Chinesen damit eine gewisse Weitsicht beweisen dürften. Goldexporte aus China heraus sind ja schon seit einiger Zeit verboten, das nun neben dem chinesischen Staat selbst auch dessen Bürger in Edelmetalle investieren sollen, beweist zumindest, dass eine möglichst große Menge an gelbem und silbernem Metall nach China fließen soll. Ob das dann auch bei der Bevölkerung verbleiben soll oder es sich der chinesische Staatsapparat irgendwann einverleibt sei dabei zunächst einmal dahingestellt.


Hätten Sie’s gewusst?:

Verbote des Goldbesitzes gab es in der Geschichte schon häufig. So ordnete 1933 der damalige US-Präsident Franklin D. Roosevelt die Einziehung privater Goldbestände an. In der so genannten Gold Konfiskation von 1933 wurden alle US-Bürger gezwungen, ihr Gold bei der Federal Reserve Bank abzuliefern. Bei Zuwiderhandlungen drohten Haftstrafen bis 10 Jahren und/oder Geldstrafen bis 170.000 USD. Das Goldverbot in den USA war bis 1974 in Kraft. China hob sein Goldverbot gar erst im Jahre 2003 auf.


Das Zitat der Woche:

“Niemand plant, zu versagen, aber die meisten versagen beim Planen.“ - Lee Iacocca (Lido Iacocca * 15. Oktober 1924 in Allentown, Pennsylvania, USA) - Sohn italienischer Einwanderer - ist ein wichtiger Manager in der Automobilindustrie, der für verschiedene amerikanische Unternehmen arbeitete.

Lee Iacocca war unter anderem Generaldirektor der Ford Division, Präsident der Ford Motor Company und maßgeblicher Sanierer der Chrysler Corporation Ende der 1970er Jahre. Von ihm stammt auch der berühmte Ausspruch: “Wir kriegen dieses Land nur wieder ins Lot, wenn wir uns auf den guten, einfachen Menschenverstand besinnen.“ Eine Weisheit, die auch in die aktuelle Zeit zu passen scheint.

In diesem Sinne eine erfolgreiche Rohstoff-Woche!

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© Tim Roedel
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