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Die Rohstoff-Woche - KW 51/2009: Übernahmephantasien bringen Uranmarkt ins Rollen

18.12.2009  |  Tim Roedel (Rohstoff-Woche)
Uran will einfach nicht in Fahrt kommen, zumindest nicht offiziell. Trotz der Aussichten auf einige hundert neue Kernkraftanlagen, die in den nächsten 20 bis 30 Jahren gebaut werden sollen - allein 100 davon in China - dümpelt der aktuelle Spotpreis weiterhin um die Marke von 45 USD je Pfund herum. Der Long-Term-Preis hält sich dabei weiterhin knapp über der 60 USD - Marke.

Und das alles, obwohl der Umsatz an den Spotmärkten in diesem Jahr regelrecht rekordverdächtig war. Etwa 50 Mio. Pfund werden am Ende dieses Monats für das Gesamtjahr 2009 zu Buche stehen. 50 Mio. Pfund, von denen ein großer Teil in - sie werden es leicht erraten - chinesische Hände wanderten. Und das obwohl China aktuell lediglich 11 Kernkraftwerke in Betrieb hat.

Neben diesen 11 bestehenden Kernkraftwerken, die eine Bruttoleistung von zusammengenommen 8.958 MegaWatt besitzen, befinden sich weitere 16 Kraftwerke mit einer geplanten Bruttoleistung von insgesamt 16.517 MegaWatt im Bau. Diese werden aller Voraussicht nach im Jahre 2015 vollständig am Netz sein. Bis dahin wird China seine Bruttoleistung aus dem Betrieb von Atomkraftanlagen also fast verdreifacht haben. - Was im Umkehrschluss natürlich auch entsprechend mehr Uran als Grundstoff verlangt.

Weiterhin arbeitet China fieberhaft an der Entwicklung neuartiger Atomkraftanlagen der Vierten Generation. Kernkraftreaktoren der Vierten Generation sollen unter anderem Verbesserungen hinsichtlich der Bau- und Betriebskosten, der Brennstoffeffizienz und der Sicherheit mit sich bringen. Außerdem wird es dann aller Wahrscheinlichkeit nach möglich sein, weitaus größere Kernkraftanlagen als die der Dritten Generation zu bauen und damit die Energiekapazität schneller und kostengünstiger zu erhöhen.

Das dazu benötigte Uran besitzt China aber nur in sehr beschränktem Maße, wird zukünftig also mehr und mehr von Importen abhängig sein. Dieses will man wiederum natürlich lieber von Projekten importieren, die unter der Kontrolle chinesischer Konzerne stehen.

Erfolg hatte man bereits in der Zentralafrikanischen Republik, wo im Oktober 2008 ein Vertrag zwischen der französischen Atomgesellschaft Areva, der China Guandong Nuclear Power Co. und dem chinesischen Sovereign Wealth Fund zur Übernahme von 49% von Uramin, einer Tochter des französischen Uran-Konzerns Areva und gleichzeitig Eigentümerin des Bakouma Uran-Vorkommens, unterzeichnet werden konnte. Das Bakouma-Vorkommen gilt als eines der ergiebigsten Uranvorkommen weltweit, mit Weltklasse-Graden von bis zu 2% Uran.

Weitere Übernahmen bzw. Beteiligungen nicht ausgeschlossen. Das Beispiel der Uranio AG, die bereits ein Angebot eines großen chinesischen Rohstoff-Konzerns zur Übernahme des gesamten Aktienkapitals vorliegen hat, hatten wir Ihnen bereits im November präsentiert. Einige der Lizenzen der Uranio AG liegen bekanntermaßen in direkter Nachbarschaft zu denen von UraMin und deren Partnern. Es scheint deshalb auch mehr als wahrscheinlich, dass UraMins Muttergesellschaft Areva bei der Vergabe dieser Lizenzen noch ein Wörtchen mitreden will. Warum nicht neben den eigenen, hochprofitablen Lizenzen noch ein paar Projekte hinzukaufen?

Es bleibt also spannend bei Uranio, zumal der Freefloat der Aktie bei weniger als 10% des gesamten Aktienkapitals liegt. Wenn einer der möglichen Übernehmer-Kandidaten also wenigstens noch ein paar Stücke zu einem niedrigen Preis abgreifen will, dann scheint jetzt höchste Eisenbahn zu sein.

Der frühzeitig informierte Anleger fängt den Wurm und sichert sich gute Assets und Aktienanteile eben wenn sie vergleichsweise günstig sind.

Eine Meldung, die in dieser Woche etwas unterging, elektrisierte die Redaktion der Rohstoff-Woche besonders: Russland behält Gold im eigenen Land hieß es da in einer relativ unscheinbaren und beiläufigen Meldung. Die staatliche, russische Goldlagerstelle verkaufte demnach 30 Tonnen Gold im Wert von 1 Milliarde USD an die eigene Zentralbank und beließ das gelbe Metall damit im eigenen Land, anstatt es am freien Markt zu veräußern.

Der informierte Leser der Rohstoff-Woche erinnert sich an einen noch nicht allzu lange zurückliegenden Bericht über ein mögliches Verbot des Gold-Exports aus China heraus und nun diese unscheinbare Meldung. Die Frage lautet demnach: Sind nach den Chinesen jetzt auch die Russen auf den Trichter gekommen, eigenes Gold lieber im eigenen Land zu belassen und für “schlechte Zeiten“ aufzubewahren? Unweigerlich erinnern wir uns an einen weiteren kurzen Artikel in der Rohstoff-Woche vom Herbst diesen Jahres. Darin berichteten wir von Gerüchten über ein geheimes Abkommen aller vier BRIC-Staaten - also neben China auch Russlands, Indiens und Brasiliens - kein Gold mehr aus der Hand zu geben. Ist also doch mehr dran, als nur ein simples Gerücht? Oder ist das alles nur Zufall? Wir wissen es nicht mit Bestimmtheit, haben da aber so eine Vermutung. The modern way of saving money nennt sich das dann wohl ...

In der Weihnachtsausgabe der Rohstoff-Woche werden wir Ihnen einen kurzen Überblick über das kommende Jahr, sowie über mögliche Trends und Investmentchancen, die der Rohstoff-Sektor Anlegern bieten kann, informieren. Seien Sie also gespannt!


Das Zitat der Woche:

“Als ich ein junger Mann war, merkte ich, daß von zehn Dingen, die ich tat, neun fehlschlugen. Ich wollte kein Versager sein und arbeitete zehnmal so viel.“ - George Bernard Shaw (* 26. Juli 1856 in Dublin, Irland; † 2. November 1950 in Ayot Saint Lawrence) war ein irischer Dramatiker, Politiker, Satiriker und Musikkritiker, der 1925 den Nobelpreis für Literatur und 1939 den Oscar für das beste adaptierte Drehbuch des Films “Pygmalion: Der Roman eines Blumenmädchens“ erhielt.

In diesem Sinne eine erfolgreiche Rohstoff-Woche!

Die nächste Ausgabe der Rohstoff-Woche erhalten Abonnenten spätestens am Samstag, den 26. Dezember 2009.

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© Tim Roedel
Die Rohstoff-Woche





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