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Die Rohstoff-Woche - KW 02/2010: Seltene Metalle - der zukünftige Boom-Markt

10.01.2010  |  Tim Roedel (Rohstoff-Woche)
Wir hatten bereits mehrfach darüber berichtet, dass China einen Exportstopp für bestimmte Rohstoffe plane beziehungsweise bereits einen solchen erlassen habe. Nun war es in letzter Zeit so, dass China bereits den Export von Rare Earth Elements, also von seltenen Erden (genauer gesagt von seltenen Metallen, Erklärung siehe unten) auf ein Minimum beschränkte.

Bei den so genannten Seltenen Erden handelt es sich im Grunde genommen um 17 mehr oder minder selten vorkommende Metalle, die vor allem in so genannten umweltfeundlichen Energien wie Windturbinen oder auch Energiesparlampen benötigt werden. In Toyotas Hybrid-Fahrzeug Prius, das in Japan 2009 das meistverkaufte Fahrzeug war, werden immerhin 16 Kilogramm an Seltenen Metallen verbaut. Aber auch iPhones und Röntgenapparate kommen nicht ohne einige der Seltenen Metalle aus.

Nun ist es so, dass ein Großteil dieser Seltenen Metalle in chinesischen Böden liegt und daher auch von China abgebaut wird. Der Begriff “Großteil“ wirkt dabei noch massiv untertrieben, wenn man sich vor Augen führt, dass aktuell geschätzte 97% aller geförderten Seltenen Metalle aus China stammen. Angesichts der wachsenden Bedeutung dieser Metalle ein interessantes Pfand, das China da in Händen hält ...

Die nackten Zahlen verdeutlichen dies zusätzlich: Innerhalb der letzten 10 Jahre stieg die globale Nachfrage nach Seltenen Metallen von 40.000 auf 120.000 Tonnen jährlich. Im gleichen Zeitraum schränkte China jedoch seine jährlichen Exporte von 48.500 auf 31.300 Tonnen ein. Das heißt im Klartext, dass schon jetzt die Seltenen Metalle außerhalb Chinas knapp werden.

China nimmt nun zum Einen natürlich Rücksicht auf die eigene Wirtschaft, die im Bereich High-Tech beziehungsweise erneuerbare Energien möglichst schnell an die Weltspitze gebracht werden soll. Zum Anderen könnte man quasi im Vorübergehen gleichzeitig die anderen Nationen etwas ausbremsen. Deshalb wurde nun beschlossen, für die nächsten 6 Jahre die jährliche Exportmenge an Seltenen Metallen auf maximal 35.000 Tonnen zu begrenzen. Mit diesen 35.000 Tonnen könnte nach heutigem Stand gerade einmal der Bedarf Japans gedeckt werden. Von den USA und Europa ganz zu schweigen ...

Sie haben sicherlich den Ausdruck “nach heutigem Stand“ bemerkt. Denn allein auf Grund der immer schneller steigenden Bereitschaft vieler Länder in erneuerbare Energiequellen zu investieren, gehen Experten davon aus, dass sich die globale Nachfrage nach Seltenen Metallen von jetzt 120.000 auf 200.000 Tonnen im Jahre 2014 steigern wird. 2014! - Das wären gerade einmal 4 Jahre!!!

Eine Abmilderung dieses Szenarios ist aktuell nicht in Sicht. Außerhalb Chinas existieren nur wenige REE-Projekte. Und selbst diese stecken zumeist noch in den entwicklungstechnischen Kinderschuhen. Der Kampf um diese REE-Projekte hat dabei schon längst begonnen. Verwunderlich ist es bei der Haltung Chinas nicht, dass zum Beispiel die Regierung Australiens die Übernahme der Lynas Corporation auf eigenem Boden im letzten Jahr gestoppt hat.

Erste spürbare Auswirkungen dieses Kampfs um die Seltenen Metalle dürften wir schon in den nächsten 12 bis 14 Monaten zu spüren bekommen, nämlich dann, wenn auf Grund der nun stark ansteigenden Nachfrage die Preise für die jeweiligen Endprodukte zu steigen beginnen.

Ein Arrangement zwischen China und der restlichen Welt, mehr REEs zu exportieren dürfte nicht allzu wahrscheinlich sein oder eben nur für hohe Gegenleistungen. Andererseits sollte man nicht unbedingt in den nächsten Jahren mit einer Entspannung der Lage durch die Eröffnung entsprechender Minen rechnen. Wie erwähnt existieren zwar in Australien und Nordamerika ein paar Projekte, die irgendwann einmal zur Mine werden könnten, jedoch sind die allermeisten davon noch weit von der Rentabilität entfernt oder müssen erst noch mit großem Aufwand entwickelt werden - von der benötigten Infrastruktur ganz zu schweigen.

Im Endeffekt kann der Sektor Seltene Metalle aus heutiger Sicht nur durch eine Preissteigerung der allermeisten dieser Metalle wieder auf ein annehmbares Gleichheitsverhältnis gebracht werden. Eine derartige Preissteigerung könnte viele klimatechnische Ambitionen womöglich im Keim ersticken, Anlegerträume aber durchaus wahr werden lassen ...


Hätten Sie’s gewusst?:

Zu den Metallen der Seltenen Erden zählt man die chemischen Elemente der 3. Gruppe des Periodensystems (mit Ausnahme des Actiniums) und die Lanthanoide.

Diese so genannten Seltenerdmetalle sind die Elemente Scandium (Ordnungszahl 21), Yttrium (39) und Lanthan (57) sowie die 14 auf das Lanthan folgenden Elemente, die Lanthanoide: Cer (58), Praseodym (59), Neodym (60), Promethium (61), Samarium (62), Europium (63), Gadolinium (64), Terbium (65), Dysprosium (66), Holmium (67), Erbium (68), Thulium (69), Ytterbium (70) und Lutetium (71).

Die Bezeichnung Seltene Erden stammt noch aus der Zeit der Entdeckung dieser Elemente und beruht auf der Tatsache, dass sie zuerst in seltenen Mineralien gefunden und aus diesen in Form ihrer Oxide (früher “Erden“) isoliert wurden. Einige (Cer, Yttrium und Neodym) kommen in der Erdkruste häufiger vor als Blei, Molybdän oder Arsen. Thulium, das seltenste Element der Seltenen Erden, ist immer noch häufiger vorhanden als Gold oder Platin.

Das jüngste der seltenen Metalle, Promethium, wurde erst 1947 entdeckt.


Das Zitat der Woche:

“Wenn man einen Menschen richtig beurteilen will, so frage man sich immer: “Möchtest du den zum Vorgesetzten haben?““ - Kurt Tucholsky (* 9. Januar 1890 in Berlin; † 21. Dezember 1935 in Göteborg) war ein deutscher Journalist und Schriftsteller. Er schrieb auch unter den Pseudonymen Kaspar Hauser, Peter Panter, Theobald Tiger und Ignaz Wrobel.

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© Tim Roedel
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