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Die Rohstoff-Woche - KW 03/2010: Welche Rohstoffe jetzt wirklich knapp sind ...

16.01.2010  |  Tim Roedel (Rohstoff-Woche)
In der letzten Ausgabe der Rohstoff-Woche berichteten wir unter anderem über ein massiv drohendes Angebotsdefizit im Bereich der Seltenen Metalle, da zum Einen der Hauptproduzent China seine Exporte Zug um Zug zurückschraubt und zum Anderen die Nachfrage im Begriff ist, geradezu zu explodieren.

Ein treuer Leser der Rohstoff-Woche und zugleich anerkannter Experte auf diesem Gebiet meldete sich bei uns und teilte uns weitere Details mit, die wir Ihnen gerne weitergeben wollen.

Die Industrie - allen voran Autobauer und High-Tech-Sektoren - antwortete auf die restriktivere Export-Politik Chinas wie immer: Abbau der Vorräte und Hoffen auf Lösungen, vor allem, weil die beiden potentiellen australischen Lieferanten Lynas Corporation und Arafura Resources im Jahre 2007 steif und fest behaupteten, ab 2010 liefern zu können. Aktuell sind beide jedoch wegen der Krise an den Finanzmärkten nicht rechtzeitig zu ihrer geplanten Kapitalbeschaffung gekommen, so dass diese Zeitachse nicht mehr einzuhalten ist. Arafura könnte womöglich in 2012 oder 2013 mit der Produktion beginnen, die Lynas Corporation eventuell schon in 2011, ziemlich wahrscheinlich aber auch erst in 2012.

Wie dann die Lücke zwischen Angebot und Nachfrage nach Leerung der Läger geschlossen werden soll, steht derweil in den Sternen. Dabei gehen Experten davon aus, dass die aktuellen Lagerbestände möglicherweise nur noch bis zur Mitte diesen Jahres, sehr wahrscheinlich aber kaum über das Gesamtjahr 2010 hinaus ausreichen werden.

Eine vorübergehende Linderung des somit akut drohenden Angebotsdefizits könnte die kalifornische Riesenlagerstätte Mountain Pass bieten. Die Mountain Pass Mine gehört zu MolyCorp Minerals, einer US-amerikanischen Bergbau-Gesellschaft. Die Minenaktivitäten laufen aktuell jedoch auf Sparflamme und das schon seit mehr als 30 Jahren. 1977 traten aus einer Abwasser-Pipeline mehr als 2 Millionen Gallonen radioaktives Wasser aus und verseuchten weite Teile des San Bernadino Counties.

Der Grund für die Strahlung sind Thorium, Radium und Strontium, alle drei mehr oder weniger stark strahlende Elemente, die zusammen mit den Seltenen Metallen ans Tageslicht befördert werden und quasi als Abfall anfallen. Seit der großen Katastrophe von 1977 registrierten die kalifornischen Umweltbehörden unzählige weitere Pannen und Verschmutzungen in und um die Mine herum. Die Mountain Pass Mine wurde zeitweise sogar zum größten Umweltverschmutzer Kaliforniens deklariert.

MolyCorp schaffte es in den letzten drei Jahrzehnten nicht, das Problem unter Kontrolle zu bekommen. Daher scheiterten auch Anträge auf einen Ausbau der Mine regelmäßig.

Die amerikanische Produktions- und Finanzwirtschaft könnte dies nun jedoch ändern. Die Produktionswirtschaft eben auf Grund des drohenden Angebotsdefizits, die Finanzwirtschaft in Person von JPMorgan und Goldman Sachs, da sie stark in MolyCorp investiert sind. Sollte MolyCorp tatsächlich die Genehmigung zum Ausbau der Kapazitäten auf Mountain Pass erhalten, dann ist jedoch auch dort nicht vor 2012 mit Nachschub an Seltenen Metallen zu rechnen.

Auf der Suche nach guten Investment-Ideen und –Strategien kommt man momentan an Lithium kaum vorbei. Angespornt von - allen voran - politischem Druck, haben vor allem immer mehr Autobauer die Zeichen der Zeit erkannt und versuchen, die medial zu umweltbewussten Klimaschützern erzogene Bevölkerung für Hybrid- oder gänzliche Elektro-Autos zu begeistern.

So ist es nicht verwunderlich, dass zum Einen immer mehr Joint Ventures zwischen Automobil-Zulieferfirmen und Batterie-Herstellern geschlossen werden (zum Beispiel zwischen Bosch und Samsung) und zum Anderen diese Zulieferer bzw. Autobauer selbst Ihre Batterie-Produktion ausbauen. Dies hört sich alles sehr löblich an, nur hat die Sache einen Haken: Woher soll das Lithium für die Mengen an Lithium-Batterien kommen?

Nun ist Lithium zwar nicht so selten wie Seltene Metalle, es kommt etwas seltener als Zink, Kupfer und Wolfram aber immer noch häufiger als Kobalt, Zinn oder Blei in der Erdkruste vor, jedoch existieren weltweit praktisch keine reinen Lithiumvorkommen. Hauptsächlich für die Produktion verantwortlich zeichnen sich Salzseen in Chile, Argentinien, den USA und China, die aktuelle Produktionsmenge wird den zu erwartenden Nachfrageschub aber nur zu einem Bruchteil decken können.

Es ist wie so oft bei der Etablierung neuer Technologien – die Ur-Rohstoffe sind nur begrenzt verfügbar, eine ausreichende Produktion muss erst neu aufgebaut werden. Da kommen dann Explorations- und Förder-Gesellschaften ins Spiel. Momentan steigt jedoch alles, was nur den Hauch von Lithium im Namen oder im Portfolio trägt. Wahrlich von einem möglichen Lithium-Boom profitieren werden aber nur diejenigen Firmen, die zum Einen in möglichst kurzer Zeit mit der Lithium-Förderung beginnen können und zum Anderen möglichst geringe Abbaukosten haben werden. Es sei also angeraten, bei einem Investment in diesen “Zukunfts-Rohstoff“ auf eben diese Punkte zu achten. Wir werden uns in der nächsten Zeit sicherlich noch etwas intensiver mit dem Thema Lithium beschäftigen.


Hätten Sie’s gewusst?:

Die so genannten Seltenen Metalle werden fast ausschließlich aus den beiden Gesteins-Erzen Bastnäsit und Monazit gewonnen.

Bastnäsit ist dabei der Name für eine ganze Reihe von Mineralen aus der Gruppe der Carbonate, genauer gesagt der Lanthanoid-Fluorcarbonate. Aus ihnen wird seit den 60er Jahren ein großer Teil der Weltproduktion an Lanthanoiden gewonnen.

Hauptfundorte von Bastnäsit sind Bayan Obo in China, Mountain Pass in Kalifornien und Madagaskar. Die größte bekannte Anreicherung von Seltene-Erden-Mineralen der Welt ist die Sulphide-Queen-Lagerstätte im Mountain-Pass-Distrikt in Kalifornien.

Die genaue Zusammensetzung der Seltenerdmetalle kann je nach Fundstätte stark schwanken.


Das Zitat der Woche:

“Und wenn das Licht von tausend Sonnen am Himmel plötzlich bräch´ hervor zu gleicher Zeit, das wär gleich dem Glanze dieses Herrlichen. ... Ich bin der Tod, der alles raubt, Erschütterer der Welten.“ - Julius Robert Oppenheimer (* 22. April 1904 in New York, NY, USA; † 18. Februar 1967 in Princeton, New Jersey) war ein US-amerikanischer theoretischer Physiker deutsch-jüdischer Abstammung, der vor allem während des Zweiten Weltkriegs für seine Rolle als wissenschaftlicher Leiter des Manhattan-Projekts bekannt wurde.

Angesprochen auf mögliche Folgen seiner Kernspaltungs-Forschung, zitierte Oppenheimer mit diesem, kurz nach der weltweit ersten Kernexplosion getätigtem, Ausspruch teilweise aus der altindischen Bhagavad Gita - Schrift.

In diesem Sinne eine erfolgreiche Rohstoff-Woche!

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© Tim Roedel
Die Rohstoff-Woche





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