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Die Rohstoff-Woche - KW 04/2010: Dollar macht Rohstoff-Märkten zu schaffen

23.01.2010  |  Tim Roedel (Rohstoff-Woche)
Nachdem viele Rohstoffe im Januar diesen Jahres wieder auf Werte von vor der Krise stiegen (15-Monats-Hoch beim Rohöl, 16-Monats-Hoch beim Kupfer, 20-Monats-Hoch beim Blei), mussten ebenso viele in den letzten 14 Tagen wieder einiges von dem abgeben, das sie sich vorher erarbeitet hatten.

So gab der Rohölpreis um über 8%, der Bleipreis um knapp 10% und Weizen um 13% nach. Dies ist wohl allen voran durch einen steigenden USD zu begründen, der sich in den letzten Wochen der 1,40 USD/Euro-Marke immer mehr von oben genähert hat. Viele Experten vermuten ebenso, dass die Ankündigung von US-Präsident Obama, die Macht der Banken stark einschränken zu wollen zu einer gewissen Verunsicherung an den Märkten und damit auch zu fallenden Rohstoff-Preisen geführt hat.

Wir gehen nicht davon aus, dass Obamas Pläne den US-amerikanischen Kongress passieren werden, zumindest nicht in der angekündigten Form. Die traditionell starke US-amerikanische Bankenlobby wird sich auch von Obama nicht ins Wanken bringen lassen und im Hintergrund die Fäden so spinnen, dass allerhöchstens eine sehr aufgeweichte Version von Obamas Plänen letztendlich zum Gesetz wird. Demzufolge dürfte dieses Thema in der Zukunft keine allzu große Rolle mehr spielen.

Die Fundamentaldaten sprechen zumindest eine andere Sprache. China hat sich nach einem - für chinesische Verhältnisse mageren Wachstum zu Beginn von 2009 wieder gut erholt (Wirtschaftswachstum in 2009: 8,7%) und wird in 2010 die angepeilten 9% Wirtschaftswachstum sicherlich relativ mühelos überschreiten. Dies deutete zumindest schon einmal das vierte Quartal 2009 an, in dem eine Steigerung des Wirtschaftswachstums von 10,7% im Vergleich zum Vorjahr verzeichnet werden konnte.

Wobei man natürlich immer differenzieren muss. Denn der Begriff Wirtschaftswachstum spiegelt nicht unbedingt immer die wahre wirtschaftliche Entwicklung eines Landes wider. Bestes Beispiel ist auch hier wieder China. So produzierten die chinesischen Stahlwerke in 2009 beispielsweise 21% Stahl mehr, als das von der Partei vergegebene Soll vorsah.

Produktionsmäßig waren die Chinesen in diesem Segment also top! Nur musste die Regierung nun diese 21% an zuviel produzierten Prozent Stahl irgendwie absetzen. Letztendlich konnte man den überproduzierten Stahl nur zu absoluten Schleuderpreisen wieder loswerden. Das Ganze zeigt, dass die Produktionsmenge nicht unbedingt mit dem Absatz gleichzusetzen ist. Gerade deshalb sollten massenmediale Jubelgesänge über bestimmte Wirtschaftsdaten aus bestimmten Ländern immer zunächst kritisch hinterleuchtet werden.

Befürchtungen, dass die chinesische Wirtschaft überhitzen könnte, scheinen gerade wegen solcher oder ähnlicher Zusammenhänge nicht unbedingt ausgeschlossen. Auch wenn chinesische Arbeitskräfte fast nichts kosten, kann die ständige Überproduktion in einigen Bereichen irgendwann einmal nicht mehr abgesetzt werden. Die Alternative wäre, nur bis zur Sollvorgabe produzieren zu lassen. Dies würde aber zwangsläufig zur Entlassung von Arbeitern und früher oder später zu sozialen Unruhen im Reich der Mitte führen. China steckt - vor allem auch auf Grund der hohen Bevölkerungszahl - in einer Zwickmühle, aus der es erst einmal wieder einen Ausweg finden muss.

In der letzten Ausgabe der Rohstoff-Woche hatten wir Sie auf ein drohendes Angebotsdefizit bei Lithium aufmerksam gemacht. Als Fazit kamen wir zu dem Schluss, dass sich aktuell nur die Investition in kostengünstig produzierende Firmen, beziehungsweise in Explorationsgesellschaften lohnen, die relativ schnell in Produktion gehen können.

Ein dritter, mit der Kosteneffizienz verbundener Punkt ist das Verhältnis von Lithium zu Magnesium in der jeweiligen Ressource. Da beides kostenaufwendig getrennt werden muss, sollte das Verhältnis von Magnesium zu Lithium möglichst gering sein, ein Verhältnis von 2 zu 1 ist dabei ein guter Wert. Darauf sollte man bei einer Investition in Lithium-Projekte unbedingt achten.

Ein Gegenbeispiel stellt der Salar de Uyuni in Bolivien dar. Der Salar de Uyuni ist mit 12.000 km² der größte Salzsee der Welt. Salar de Uyuni ist der Salzsee mit den möglicherweise größten Reserven von geschätzten 5,4 Millionen Tonnen Lithium. Keine ausländische Gesellschafft durfte den Salzsee bisher untersuchen. Die bolivianische Regierung will diesen möglichst auf eigene Faust erschließen und somit ihr marodes Staatssystem wieder ins Gleichgewicht bringen. Einziger Haken dabei: das Magnesium - Lithium - Verhältnis liegt bei etwa 12 zu 1, was einen Abbau zu den aktuellen Lithium-Preisen höchst unrentabel macht.


Hätten Sie’s gewusst?:

Lithium ist ein Leichtmetall und besitzt die kleinste Dichte aller festen Elemente und ist damit bei Raumtemperatur das leichteste aller festen Elemente. Es kommt in der Natur aufgrund seiner hohen Reaktivität nicht elementar vor. Bei Raumtemperatur ist es nur an völlig trockener Luft über längere Zeit stabil, an feuchter Luft bildet sich an der Oberfläche schnell eine mattgraue Lithiumhydroxid-Schicht aus.

An der Erdkruste hat es einen Anteil von circa 0,006%. Es kommt damit etwas seltener als Zink, Kupfer oder Wolfram sowie etwas häufiger als Kobalt, Zinn oder Blei in der Erdkruste vor.


Das Zitat der Woche:

“Das Ärgerliche am Geldverdienen ist, daß man andere Leute bezahlen kann, Arbeiten zu verrichten, die einem früher selber Spaß machten.“ - Lawrence George Durrell (* 27. Februar 1912 in Jalandhar, Britisch-Indien; † 7. November 1990 in Sommières, Département Gard, Frankreich) war ein britischer Schriftsteller und Diplomat. Durrell wurde wiederholt für den Nobelpreis vorgeschlagen.

In diesem Sinne eine erfolgreiche Rohstoff-Woche!

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© Tim Roedel
Die Rohstoff-Woche





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