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Die Rohstoff-Woche - KW 06/2010: Schwacher Euro statt starkem Dollar

07.02.2010  |  Tim Roedel (Rohstoff-Woche)
Die USA machen so langsam ernst mir ihrer Energiepolitik. Nachdem Präsident Obama in der letzten Woche bereits ankündigte, dass die US-Regierung die Kernkraft-Industrie weiter stärken wolle, wurde jetzt bekannt, dass man überdies plane, mehr Geld für den Bau neuer Atommeiler zur Verfügung zu stellen. So will man in den Bundeshaushalt von 2011 zusätzlich zu den bereits genehmigten 18,5 Milliarden USD weitere 36 Milliarden USD an Staatsbürgschaften für den Bau einer neuen Generation von Kernreaktoren einstellen. Das würde eine Verdreifachung der ursprünglich geplanten Haushaltsmittel bedeuten.

Obama selbst scheint es nach eigenen Aussagen vor allem um die neu entstehenden Jobs zu gehen, die durch die Förderung einer neuen Generation saubererer und sichererer Kernkraftanlagen entstehen würden.

Eine neue Kernkraftanlage schlägt in den USA aktuell mit durchschnittlich etwa 9 Milliarden USD zu Buche. Als erste Firma könnte Southern Co. aus Georgia vom US-Bürgschaftsprogramm profitieren. Die in Atlanta ansässige Energiefirma plant den Bau von zwei zusätzlichen Reaktoren innerhalb ihrer Vogtle-Kernkraftanlage. Die beiden 1.100 Megawatt Reaktoren werden zusammen etwa 14,5 Milliarden USD kosten und sollen in den Jahren 2016 und 2017 ans Netz gehen. Die Firmenleitung hofft, noch in diesem Quartal eine Zusage für eine Bürgschaft zu erhalten. Neben Southern Co. wollen sich auch Scana Corp., Constellation Energy Group und NRG Energy Bürgschaftsgarantien aus dem bestehenden Programm sichern.

Russland vermeldete hingegen die Unterzeichnung eines Abkommens mit Indien für den Neubau von 6 bis 8 neuen Reaktoren in Haripur in West Bengalien. Weitere 4 bis 6 Einheiten könnte man darüber hinaus noch in Kudankulam errichten, wo noch in diesem Jahr 2 Reaktoren aus russicher Produktion ans indische Stromnetz angeschlossen werden sollen. In Russland selbst wird aktuell der neue Reaktor Volgodonsk 2 hochgefahren. Dieser soll im Oktober diesen Jahres mit voller Leistung laufen.

Neben Jordanien will nun auch Marokko zwei neue Nuklearreaktoren bauen lassen. Diese sollen zwischen 2020 und 2030 ans Netz gehen. Bauen soll die jeweils 1.000 MegaWatt-Reaktoren entweder Frankreich oder Russland.

Gold verzeichnete in dieser Woche - respektive am Donnerstag - einen “Einknicker“ um 4%. Für Gold zunächst einmal nichts Ungewöhnliches, das passiert schon alle paar Monate mal. Aus charttechnischer Sicht könnte sich mit dem Unterschreiten der Marke von 1.070 USD je Unze jedoch ein Abwärtsstrudel andeuten. Von seinem dieswöchentlichen Zwischentief bei 1.045 USD konnte sich das gelbglänzende Metall zwar wieder auf zuletzt 1.065 USD erholen, die Zeichen stehen dennoch aktuell eher auf einen Abwärtstrend.

Belastend für den Goldmarkt ist immer ein erstarkender USD. Oder vielleicht doch eher ein schwächelnder Euro? Genau einen solchen nennen viele Experten dann auch als Hauptgrund für einen erstarkenden USD. Wieder falsch, denn man sollte immer unterscheiden, ob der USD gegenüber dem Euro stärker wird oder der Euro gegenüber dem USD schwächer wird. Hört sich kompliziert an, ist aber eigentlich ganz simpel. Es kommt immer darauf an, welche Währung durch welche Nachrichten, Annahmen, Ängste, Hoffnungen, Spekulationen oder sogar Fundamentales beeinflusst wird. Im aktuellen Fall dürfte weniger der USD extrem gegenüber dem Euro erstarken, weil es in den USA gerade so gut läuft. Vielmehr ist es wohl einleuchtender die Situation so zu beschreiben, dass der Euro gegenüber dem USD schwächelt, was zum Großteil mit aufkommenden Meldungen über aktuelle beziehungsweise kommende Schuldenkrisen einiger Euro-Länder zu tun hat.

Mehr und mehr setzt sich in Europa der Begriff “PIG“ durch. Pig steht im Deutschen ja für den Begriff “Schwein“, dem ein eher negatives, geradezu “anrüchiges“ Image anhaftet. Neben den eher in den USA geläufigen “Schurkenstaaten“, also mehr oder weniger den Regierungen, die den internationalen Terrorismus unterstützen, haben wir jetzt in Europa also so genannte “Schweinestaaten“, deren Geld- beziehungsweise Schuldenpolitik also quasi “zum Himmel stinkt“. Warum aber nun eigentlich “PIG“? - Nunja, weil dies die Anfangsbuchstaben der offensichtlich größten Schuldentreiber in der Euro-Zone sind: Portugal, Italien und Griechenland. Letzteres hängt bereits an der mehr oder weniger straffen Leine der Euro-Wächter. Die beiden anderen dürften in Kürze noch hinzukommen.

Bei einem Besuch in Portugal könnte man fast erahnen, dass hier etwas nicht so ganz stimmen kann. Die aktuell dort umgesetzten Infrastrukturmaßnahmen dürften wohl allenfalls noch Konkurrenz in Dubai vor Beginn der Krise gefunden haben. Es wäre übertrieben zu sagen, dass jede zweite Straße und jedes zweite Gebäude aktuell saniert oder neu gebaut werden würde, aber nah dran wären wir mit dieser Aussage allemal. Alles auf Sand respektive Pump gebaut?

Übrigens ließe sich “PIG“ auch noch ohne Weiteres auf “PIGS“ ausweiten, denn auch Portugals Nachbar Spanien scheint es nicht allzu ernst mit dem Geldausgeben zu nehmen.

Dies ist nur als kleiner Exkurs in Sachen USD-Stärke beziehungsweise Euro-Schwäche gedacht. Wie es bei Gold weitergeht könnte sich also indirekt auch ein wenig in Lissabon oder Athen mitentscheiden. Nächste wichtige Unterstützung: 980 USD je Unze. Dort dürfte sich der Weg, den Gold in 2010 einschlagen wird zunächst einmal entscheiden.


Das Zitat der Woche:

“Gewinn ist so notwendig wie die Luft zum Atmen, aber es wäre schlimm, wenn wir nur wirtschafteten, um Gewinne zu machen, wie es schlimm wäre, wenn wir nur lebten, um zu atmen.“ - Hermann Josef Abs (* 15. Oktober 1901 in Bonn; † 5. Februar 1994 in Bad Soden am Taunus) war ein bekannter deutscher Bankier und von 1957 bis 1967 Vorstandssprecher der Deutschen Bank AG.

In diesem Sinne eine erfolgreiche Rohstoff-Woche!

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© Tim Roedel
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