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Die Rohstoff-Woche - KW 08/2010: Gold doppelt belastet - Uran in 65 Jahren aufgebraucht!?

19.02.2010  |  Tim Roedel (Rohstoff-Woche)
Gold musste in dieser Woche gleich zwei eher ungünstige Nachrichten verarbeiten. Zum Einen die Anhebung des Diskontsatzes von 0,5% auf 0,75% durch die FED und zum Anderen die Ankündigung des IWF, weitere 190 Tonnen Gold aus Eigenbeständen Zug um Zug auf den freien Goldmarkt werfen zu wollen. Die Anhebung des Diskontsatzes in den USA hat zur Folge, dass der USD weiter anzieht. Negativ auf die Ratio USD/Euro wirkt sich zusätzlich die Griechenland-Frage aus. Da der Dollar sehr stark negativ mit Gold korreliert, geht die Spekulationsspirale ihren altbekannten Weg: USD rauf, Gold runter. Zusätzlich belastet der Internationale Währungsfonds den Goldmarkt mit 190 von ursprünglich 400 Tonnen, die er nun Stück für Stück auf dem freien Markt loswerden will. Meine Meinung dazu: Goldbrief.de oder die kleinen Zahngoldaufkäufer an jeder zweiten deutschen Straßenecke würden sich über ein paar eingeschickte Kilo Gold bestimmt freuen.

Spaß beiseite, wie siehts denn eigentlich charttechnisch aus beim gelben Metall? Zwei Marken stehen da aktuell im Vordergrund. Einerseits die Marke von 1.125 USD je Unze. Diese wurde schon mehrmals angetestet, übersprungen wurde sie aber letztens nicht mehr. Dies wäre aber für einen weiteren postitven Trend wichtig. Andererseits haben wir noch die Marke um 1.070 USD, die im Moment als Unterstützung dient. Sollte sie in den nächsten Tagen signifikant nach unten durchbrochen werden, so sollte dies erstmal wieder nach unten deuten. Ich persönlich halte es in diesem Falle ein bisschen wie Altmeister Kostolanyi. Der prägte immer den Ausspruch “Chartlesen ist eine Wissenschaft, die vergebens sucht, was Wissen schafft“. Oder anders gesagt: “wisse, was dich voran bringt, oder hemmt“.

Am vergangenen Dienstag verkündete US-Präsident Obama genau das, was wir schon seit einigen Wochen vermutet hatten. Er bewilligte aus dem 54 Mrd. USD - Bürgschaftsprogramm für die Uran-Industrie 8,3 Mrd. USD für den Bau von zwei neuen Reaktoren. Diese Bürgschaft soll Southern Company erhalten, die in Burke County in Georgia ihre dortige Kernkraftanlage um zwei weitere Reaktoren erweitern will. In seiner Rede vor Arbeitern der International Brotherhood of Electrical Workers in Lanham, Maryland fügte Obama hinzu, dass mit dieser Bürgschaft vor allem die Erhaltung und Neuschaffung von Arbeitsplätzen und der Ausbau klimafreundlicher Energien umgesetzt werden sollen. Die beiden neuen Reaktoren in Georgia werden die ersten neu gebauten Reaktoren in den USA seit 1979 sein.

Kohle kommt wieder in Fahrt. Und China sowie Indien sind die großen Nachfragenationen. 30% allen weltweit verzeichneten Imports von Kohle machen allein diese beiden Länder aus. Damit sorgten Sie in 2009 um einen Nachfrageansteig um 140% innerhalb des pazifischen Marktes für thermische Kohle. Andere Länder wie Hong Kong, Taiwan, Südkorea, Malaysia, Thailand und die Phillipinen verzeichenten in 2009 Importzuwächse bei Kohle von 7 bis 13% im Vergleich zu 2008. Auf der anderen Seite stehen die Hauptexporteure des pazifischen Raums, Australien und Indonesien. Die drosseln ihre Förderung jedoch weiter, um für die ohnenhin noch vorhandene Menge an geförderter Kohle die Liegegebühren in den wichtigsten Hafenumschlagsplätzen so gering wie möglich zu halten. In wieweit sich dieses - auf den ersten Blick - Mißverhältnis aufrecht erhalten lassen wird, muss die weitere Entwicklung der hohen Importe nach China und Indien zeigen. Kohle ist aber aktuell nicht wirklich knapp und wird es in absehbarer Zeit auch nicht werden. Sowohl Australien als auch Indonesien sind in der Lage, akute Nachfragesprünge relativ kurzfristig mittels Produktionssteigerungen auszugleichen.

Ist der aktuelle Lithium-Boom oder nennen wir es lieber der aktuelle Hype um Lithium-Firmen eigentlich gerechtfertigt? Wenn es nach dem Lithium- und Rare Earth-Experten Jack Lifton geht, eher nicht. Lifton, einer der angesehensten und erfahrensten Lithium-Experten Nordamerikas rechnet damit, dass allein die 6 größten Lithium-Produzenten der Welt bis ins Jahr 2020 ihre Produktion vervierfachen könnten, sofern sie benötigte Bürgschaften für die jeweiligen Produktionserweiterungen erhalten würden. Sollte dies geschehen, so könnte man im Jahre 2020 jährlich 20 Millionen Elektro-Autos mit durchschnittlichen 20 KWh Batterien ausstatten.

Laut Lifton liegen in der heutigen Zeit die zu erwartenden Rohstoff-Probleme ganz woanders. Das Problem sei die fehlende Möglichkeit bei vielen Rohstoffen, die schwankende Nachfrage anzupassen beziehungsweise auszugleichen. Es wäre durchaus möglich die Lithium-Förderung innerhalb von 10 Jahren zu vervierfachen. Gleichzeitig sei es aber ein Ding der Unmöglichkeit beispielsweise die Kupferproduktion innerhalb von 10 Jahren lediglich zu verdoppeln. Laut Lifton liegt es also durchaus im Bereich des Möglichen, dass man 2020 genügend Lithium für die benötigten Batterien produzieren könne, aber keine Möglichkeit habe, diese mittels Kupferleitungen in den Fahrzeugen zu vernetzen.

Ähnlich könnte die Situation auch bei Uran sein. Diese Auffassung vertritt zumindest David MacKay, seines Zeichens Professor an der Fakultät für Physik der University of Cambridge. In seinem 2009 erschienen Buch “Sustainable Energy - without the hot air“ vertritt er die These, dass die uns bekannten Uran-Vorkommen nur noch für ganze 65 Jahre ausreichen werden. Und das nach aktuellem Stand, also ohne die immense Anzahl an neu gebauten, geplanten oder vermutlich entstehenden Kernreaktoren, die bis zum Jahr 2030 aus dem Boden gestampft werden sollen, mit einzubeziehen. Während wir uns also Gedanken darüber machen, ob man neue Reaktoren bauen soll oder nicht beziehungsweise, wie wir als Anleger am besten von einem zu erwartenden Nachfrageschub bei Uran profitieren können, sollte man sich lieber Gedanken darüber machen, woher der Brennstoff zum Betrieb der Kraftwerke hergenommen werden soll.

Meine bescheidene Meinung ist, dass gerade beide Sachen zusammen, also einerseits die These vom Uran-Finish in 65 Jahren und andererseits die zu erwartende Nachfrageexplosion wegen mehr und mehr neuer Reaktoren, die Uran benötigen, uns zusätzlich dazu animieren sollten uns Gedanken darüber zu machen, wie wir als Anleger am Besten von dieser Situation profitieren können.


Das Zitat der Woche:

“Ein alter Börsianer kann alles verlieren, nur nicht seine Erfahrung.“ - André (Bertholomew) Kostolany (* 9. Februar 1906 in Budapest; † 14. September 1999 in Paris) war ein als Börsen- und Finanzexperte und als Spekulant auftretender Journalist, Schriftsteller und Entertainer ungarischer Herkunft.

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© Tim Roedel
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