Die Rohstoff-Woche - KW 09/2010: Nachricht über Goldkauf Chinas entlastet Goldpreis
Eine etwas verwirrende Nachrichtenkette wurde Mitte dieser Woche in Gang gesetzt. Mehrere chinesische und russische Zeitungen berichteten davon, dass China die restlichen 191,3 Tonnen Gold aus dem 400 Tonnen Gesamtpaket des Internationalen Währungsfonds aufkaufen wolle. Während sich die russiche Pravda und mehrere chinesische Blätter nicht einig darüber waren, ob China das Gold nun kaufen will oder gar schon gekauft hat, kam von Seiten der chinesischen Staatsführung zunächst ein klares Dementi. Dem Goldpreis hat das Wirrwarr um die 191 Tonnen Gold jedenfalls nicht geschadet. Ganz im Gegenteil, der Preis für das gelbe Metall konnte zuletzt auf über 1.110 USD je Unze steigen. Die Angst davor, dass diese Menge auf dem freien Markt landen könnte, so wie es vom IWF zunächst auch angekündigt wurde, hatte den Goldpreis in den letzten Tagen stark belastet. Sollte es sich bestätigen, dass China den gesamten Batzen aufsaugen sollte, dann könnte das dem Goldpreis wieder zusätzlich Flügel verleihen. Zahlen könnte China den Betrag angesichts gebunkerter USD-Reserven von geschätzen zwei Billionen aus der Portokasse.
Öl und Gas vor der Nagelprobe
Die gestiegenen Ölpreise führten in den letzen Wochen dazu, dass die führenden Fördernationen wieder mehr Öl produzierten. Sowohl die OPEC-Staaten, als auch Mexiko meldeten 14-Monats-Höchststände bei der Ölproduktion. Trotz angestiegener Nachfrage in den USA ergibt sich damit jedoch ein Angebotsüberschuss, der den aktuellen Ölpreis zunächst nicht weiter steigen lassen dürfte.
Besser sieht es hingegen beim Erdgas aus. Die Erdgaslagerbestände der Vereinigten Staaten gingen in den letzten Wochen unerwartet stark zurück, sodass die Lagerbestände aktuell nur noch 0,7% über dem langjährigen Durchschnitt und damit unter dem Vorjahresniveau liegen. Ein Anstieg der gebeutelten Erdgaspreise ist damit zu erwarten.
Harte Zeiten für die Bohr-Industrie
Der Winter auf der nördlichen Halbkugel markiert für die weltweite Bohr-Industrie immer eine magere Zeit um Geschäfte zu machen. In dieser Woche wurden exemplarisch dafür die Zahlen für die in der Öl- und Gas-Industrie aktuell im Einsatz befindlichen Bohrgeräte veröffentlicht. Demnach befinden sich im Moment in Kanada 576 von 815 verfügbaren Bohrgeräten in der Öl- und Gas-Branche im Einsatz. Das sind 71% Auslastung. Im Vergleich zu den Jahren 2003 bis 2008 markiert diese Zahl einen absoluten Tiefpunkt. In diesen Jahren lag die Anzahl der aktiven Bohrgeräte zu diesem Zeitpunkt des Jahres immer in der Range von 650 bis 750. Den Grund für die magere Auslastung sehen Experten in den niedrigen Gas-Preisen, die aktuell nur die großen Gas-Player mit ihren riesigen Gas-Vorkommen explorieren lassen.
Mit einer Wetterbesserung wird in den nächsten drei Wochen gerechnet, sodass man dann wieder vermehrt Bohrgeräte auf den Straßen von einem Bohrpunkt zum nächsten fahren sehen dürfte. Vor allem die Ölsand-Branche rechnet sich bei weiter anziehenden Ölpreisen gute Chancen für Kapazitätsausweitungen aus und dürfte somit auch ihre Explorations-Programme ausweiten.
Kernkraftindustrie auf Expansionskurs
Nach Southern Corp. hofft jetzt auch NRG Energy auf eine Bürgschaft zum Bau neuer Kernreaktoren. Das Unternehmen braucht dringend Mittel für sein geplantes Erweiterungsprogramm der Anlagen in Süd-Texas. Sofern die US-Regierung die benötigte Staatsgarantie nicht übernehmen sollte, sehe sich NRG Energy gezwungen das Erweiterungs-Projekt einzustampfen, so ein Unternehmenssprecher. Für den Fall der Garantie einer Bürgschaft würde sich auch Tokyo Electric Power Corp. an dem Projekt beteiligen.
In Südafrika kamen in dieser Woche Meldungen auf, nachdem das dortige Energie-Ministerium vermeldete, dass man zwischen 2020 und 2030 neue Reaktoren mit einer Gesamtleistung von 7.000 MW bauen wolle um die zukünftige Stromversorgung am Kap zu sichern und alte, ineffiziente Kohlekraftwerke abschalten zu können. Inwieweit das staatliche Energieversorgungsunternehmen Eskom diese Aufgabe wird meistern können bleibt indes fraglich. Der letzte Anlauf war auf Grund von Finanzierungsproblemen gescheitert.
Konkurrenz für die Atomkraft ist in der nächsten Zeit übrigens noch nicht zu erwarten. Der vielgepriesene Fusionsreaktor, der sicherer und sauberer Energie erzeugen soll wird keinesfalls vor 2030 aus dem Versuchsstatus herauskommen. Dies teilten Wissenschaftler der britischen Regierung mit. Frühestens in 2030 könne man damit beginnen einen kleinen Fusionsreaktor ans Netz zu nehmen und sein Verhalten zu testen. Bislang noch gar nicht geklärt ist die Frage, ob ein Fusionsreaktor überhaupt kommerziell nutzbare Energie liefern kann.
Hätten Sie’s gewusst?:
Als Kernfusionsreaktor oder Fusionsreaktor werden technische Einrichtungen bezeichnet, die dazu dienen, die Kernfusion kontrolliert ablaufen zu lassen und zur Energiegewinnung zu nutzen. Dazu sind sehr hohe Temperaturen und Drücke notwendig, die aufwändiger Techniken bedürfen. Die bisher gebauten Fusionsreaktoren dienen zu Versuchszwecken und sind nicht zur Energieerzeugung geeignet.
Kernfusionskraftwerke haben gegenüber den bisherigen, mit Kernspaltung arbeitenden Kernkraftwerken die Vorteile eines größeren Brennstoffvorrats, höherer Anlagensicherheit und weniger langlebiger radioaktiver Abfälle. Mit der Hoffnung, den künftigen Energiebedarf mittels der Kernfusion decken zu können, arbeiten einige größere Industrieländer bereits seit den 1960er Jahren mehr oder weniger erfolgreich an der Entwicklung der erforderlichen Technologien.
Das Zitat der Woche:
“Armut ist keine Schande - Reichtum auch nicht.“ - Curt Goetz (* 17. November 1888 in Mainz; † 12. September 1960 in Grabs Kanton St. Gallen, Schweiz; eigentlich Kurt Walter Götz) war ein deutsch-schweizerischer Schriftsteller und Schauspieler.
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© Tim Roedel
Die Rohstoff-Woche
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