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Die Rohstoff-Woche - KW 11/2010: Zockerwelle nimmt Kurs auf die Rohstoff-Märkte

12.03.2010  |  Tim Roedel (Rohstoff-Woche)
Der Goldpreis konnte in dieser Woche ein neues Allzeithoch verbuchen. Da werden Sie mir jetzt sicherlich widersprechen und auf den Beginn des letztjährigen Dezembers verweisen, wo Gold einmal über 1.226 USD erreichte. Da liegen Sie natürlich richtig. Ich aber auch. Auf Euro-Basis markierte Gold in dieser Woche sein absolutes Hoch. Dies liegt am immer noch aufwertenden USD, der den Goldpreis in Euro in die Höhe treibt. Ohne dass sich am Goldpreis signifikant etwas tut. Dieser scheint aktuell übrigens sehr gefestigt und dürfte auch weiterhin erst mal in einer Range zwischen 1.100 und 1.200 USD je Unze notieren.

Eine wahre Emissionsflut von Long- und Short-Produkten überrollt aktuell den Rohstoff-Sektor. Der Sinn derartiger Papiere bestand ursprünglich einmal darin, sich gegenüber Kursschwankungen gewappnet zu sein beziehungsweise sein eigenes Investment - unabhängig davon was wie gehandelt wurde - abzusichern. Es gibt nun zwei Möglichkeiten: Entweder es wird in der nahen bis mittleren Zukunft viel abzusichern geben oder die nächste Zockerwelle rollt auf den Rohstoff-Sektor zu. Für die Zocker an sich wäre dies sicherlich eine spitzen Sache, für den Rohstoffmarkt selbst bezweifle ich aber einen konkreten Nutzen daraus. Alles in Allem sollte man daher auf der Hut vor einseitigen Investitions-Gewichtungen sein. Und eines sollte auch immer beachtet werden: Short- und Long-Produkte bestehen immer aus Papier, sie können physische Rohstoffe nicht ersetzen!

Industriemetalle zeigten in den letzten Wochen und Monaten eine erstaunliche Performance. Nach jedem Hoch kommt aber immer wieder ein Tief. Und nach Letzterem sieht es aktuell eher aus. Denn die Lagerbestände aller wichtigen, an der Londoner Metallbörse LME (Erklärung siehe unten) gehandelten Industriemetalle meldeten zuletzt Rekordhöchststände. Die Kupferlagerbestände an der LME betragen aktuell annähernd 540.000 Tonnen und befinden sich damit in der Nähe des 6,5-Jahres-Hochs. Dasselbe gilt für Aluminium. Mit 4,5 Mio. Tonnen befinden sich die Aluminium-Lagerbestände an der LME weiterhin in der Nähe des bisherigen Rekordhochs.

Eine Verbesserung der Lage ist derweil nicht in Sicht. China, der größte Importeur von Industriemetallen kündigte Maßnahmen zur Drosselung der inländischen Konjunktur an. Dies dürfte auch mit einer Verringerung der industriellen Produktion einhergehen, was letztendlich sinkende Importe auch im Bereich der Industriemetalle nach sich ziehen wird. Sinkende Preise sind also zu erwarten.

Nach den Vereinigten Staaten macht jetzt auch die EU in Sachen Atompolitik ernst. Zwar existiert in Europa kein Bürgschaftsprogramm wie in den USA, dennoch tut sich so einiges hinter den Kulissen. So soll Mitte April 2010 bei einem gemeinsamen Treffen mit den USA ein Vorschlag zur Vereinheitlichung der Sicherheitsstandards für den Bau und Betrieb von Nuklearreaktoren auf den Tisch gelegt werden. Die Absicht dahinter scheint offensichtlich: man will versuchen die Vorbehalte gegenüber Atomstrom zu minimieren, indem man sich verstärkt für die Einführung neuer Sicherheits-Richtlinien einsetzt. Der zweite Punkt, den sich allen voran Frankreichs Präsident Sarkozy auf die Fahnen geschrieben hat, zielt auf die Finanzierung neuer Nuklear-Reaktoren ab. So appellierte Sarkozy an das Internationale Finanzwesen, nukleare Anlagen nicht länger aus Finanzierungsprogrammen zu verbannen. Darüber hinaus rief er die Länder, in denen Atomprogramme auslaufen sollen, zur Überdenkung ihrer Pläne auf. Dieser Appell war unter anderem auch an Deutschland gerichtet, wo nach heutigem Stand 2022 der letzte Kernreaktor (Neckarwestheim 2) vom Netz genommen werden soll.

Israel, Syrien, Namibia, der Senegal und Polen bekräftigten unterdessen, dass auch sie auf den Atom-Zug aufspringen wollen. Israel will damit möglichst mit einem seiner arabischen Nachbarn zusammenarbeiten. Das Ganze soll unter der Federführung einer führenden Atom-Nation wie beispielsweise Frankreich geschehen.

Namibia will und muss derweil seine Abhängigkeit von der nur saisonal zur Verfügung stehenden Wasserkraft verringern und plant daher den Bau eines Nuklear-Reaktors bis zum Jahr 2025. Die Etablierung eines derartigen Reaktors soll Namibia nach Aussage des zuständigen Ministers endgültig zu einem anerkannten Industrie-Staat machen.

Der Senegal arbeitet mit dem einstigen Mutterland Frankreich an der Etablierung eines Nuklear-Reaktors bis zum Jahr 2020.

Denselben Zeitrahmen hat sich auch Polen gesteckt. So soll mit der Hilfe des Marktführers GE-Hitachi der Bau verschiedener Reaktor-Formen geprüft und in die Tat umgesetzt werden.

Die japanische Tokyo Electric Power Co. bestellte unterdessen 10.400 kg Urandioxid für ihre Kashiwazaki - Kariwa Atomkraft-Anlage. Diese war 2007 von einem starken Erdbeben erschüttert worden, weshalb alle 7 Reaktoren heruntergefahren werden mussten. TEPCO wartet aktuell auf die Erlaubnis für den Re-Start der Reaktoren 1 und 5, die mittlerweile generalüberholt wurden.


Hätten Sie’s gewusst?:

Die Londoner Metallbörse beinhaltet den Markt für Kassageschäfte und Termingeschäfte in unedlen und sonstigen Metallen. Sie gehört neben den Metallbörsen in Singapur (SIMEX) und New York (COMEX an der New York Mercantile Exchange), zu den weltgrößten Metallhandelsplätzen. Die Börse ermittelt täglich weltweite Referenz- bzw. Kassakurse für Metalle, bietet Hedgegeschäfte an und ermöglicht auch die mit dem Handel verbundenen, physischen Lagerungen.

Seit 1877 wird an der LME Kupfer gehandelt. 1920 kamen offiziell Blei und Zink dazu, 1978 Aluminium, 1979 Nickel und 1992 Aluminium-Legierungen. Seit 2005 kann man dort ebenfalls Kunststoff und seit 2008 Stahl handeln.


Das Zitat der Woche:

“Das Geld gleicht dem Seewasser. Je mehr davon getrunken wird, desto durstiger wird man.“ - Arthur Schopenhauer (* 22. Februar 1788 in Danzig; † 21. September 1860 in Frankfurt am Main) war ein deutscher Philosoph, Autor und Hochschullehrer.

In diesem Sinne eine erfolgreiche Rohstoff-Woche!

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© Tim Roedel
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