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Die Rohstoff-Woche - KW 12/2010: Nickel und Uran vor der Trendwende

21.03.2010  |  Tim Roedel (Rohstoff-Woche)
Wann geht den Industriemetallen endlich die Luft aus? Die Lagerbestände von Aluminium und Kupfer erreichen mittlerweile fast wöchentlich neue historische Höchststände. Allein der Lagerbestand an Kupfer zog dort innerhalb der letzten Woche um 9% auf insgesamt 169.000 Tonnen. Die Aluminiumbestände stiegen dort auf über 394.000 Tonnen. Auch an der Londoner Metallbörse LME haben die Aluminiumbestände zuletzt wieder deutlich zugelegt. Diese liegen mit 4,62 Mio. Tonnen knapp unter dem bisherigen Höchststand, Kupfer mit 523.000 Tonnen etwa 5% unter dem Hoch vom Januar.

Einzig Nickel könnte kurzentschlossenen Anlegern etwas Freude bereiten. Führende Experten gehen davon aus, dass der Nickelmarkt in diesem Jahr zum ersten Mal nach 4 Jahren wieder ein Angebotsdefizit aufweisen wird. Der Grund dafür liegt in der Nachfrage vom wieder langsam aufblühenden Edelstahl-Sektor, dem Hauptabnehmer von Nickel. Ab dem nächsten Jahr dürfte sich der Markt aufgrund einer deutlich steigenden Nickelminenproduktion allerdings wieder hin zu einem Angebotsüberschuss entwickeln.

Der Uran-Preis konnte in der vergangenen Woche zum ersten Mal seit Monaten seinen Abwärtstrend brechen und gewann auf einen Schlag um 1,50 USD auf 42,25 USD je Pfund U3O8 hinzu.

Hauptgrund dafür war die Ankündigung Indiens, seine nukleare Energiekapazität um 40.000 Megawatt ausbauen zu wollen. Interessant ist in diesem Zusammenhang die Tatsache, dass Indiens aktuelle Kapazität an Atomstrom bei gerade mal einem Zehntel dieses Ziels, also bei 4.000 Megawatt, liegt.

Indien will damit seine nuklearen Energiekapazitäten also um das Zehnfache und die weltweiten Kapazitäten um ganze 10% steigern. Dabei besitzt Indien selbst kaum signifikante Uran-Vorkommen. Ich gehe davon aus, dass gerade dieses Szenario den nächsten Uran-Preis-Zyklus einläuten könnte. Sofort nach Veröffentlichung dieser Meldung zog dann auch der Uranpreis um 1,50 US$ je Pfund an, nachdem er monatelang nur den Weg nach unten kannte.

Es stellt sich nun einmal mehr die Frage, woher das zusätzlich benötigte Uran kommen soll. 3 der 17 indischen Kernreaktoren laufen momentan unter Volllast. 11 Reaktoren sind davon weit entfernt, und 3 weitere mussten komplett heruntergefahren werden. Indien hat einfach ein immenses Versorgungsproblem mit Uran-Oxid. Andere große beziehungsweise stark expandierende Atomstrom-Nationen wie Japan, China, Russland und Südkorea konnten sich in weiser Voraussicht in den vergangenen Jahren weltweit Uran-Ressourcen sichern, während Indien diesen Trend regelrecht verschlafen hat. Erst während der jüngsten Wochen konnte man kleinere Abnahme-Deals mit den USA, Kanada, Namibia, Kasachstan, Russland, Großbritannien und Südkorea abschließen.

Am vergangenen Mittwoch kamen wieder einmal die OPEC-Staaten zusammen. Dabei standen unter anderem die Themen Förderquote und Förderdisziplin auf der Tagesordnung. Laut einer Vorgabe der OPEC dürften deren Mitgliedsstaaten eigentlich nur 25 mbpd (Million Barrels pro Tag) fördern, tatsächlich sind es aber etwas mehr als 27 mbpd. Das bedeutet, dass aktuell nur noch etwas mehr als die Hälfte der Ende 2008 / Anfang 2009 beschlossenen Förderkürzung eingehalten wird. Mit der Förderdisziplin innerhalb der OPEC ist es also auch aktuell nicht weit hergeholt.

Unterdessen steckt die OPEC auf Grund der anhaltenden Wirtschaftskrise in einer Art Zwickmühle. Man würde zum Einen gern mehr Geld für sein gefördertes Öl bekommen. Dies würde eine Kürzung der Rohöl-Fördermenge voraussetzen, den Preis für Rohöl in die Höhe treiben und einen eventuellen Wirtschaftsaufschwung im Keim ersticken oder zumindest stark lähmen. Zum Anderen könnte man auch die Förderquote erhöhen. Dies würde aber zu einem fallenden Ölpreis führen und unterm Strich nicht viel einbringen.

Zumal man sich innerhalb der OPEC neuerdings auch auf eine Range von 80 bis 95 USD für den Rohölpreis festgelegt hat. Deshalb beschloss man zunächst weder eine Veränderung der täglichen Fördermenge noch Sanktionen gegen die Länder, die die Förderdisziplin unterlaufen und mehr Öl produzieren als es ihnen erlaubt ist. Inwieweit dieses Verhalten in der breiten Öffentlichkeit gewertet wird muss sich zeigen. Ein Kartell, dessen Mitglieder Absprachen unterlaufen, könnte allerdings schnell als disziplinlos wahrgenommen werden und seinen Einfluss verlieren.


Hätten Sie’s gewusst?

Die Organisation erdölexportierender Länder, kurz OPEC ist eine 1960 in Bagdad gegründete internationale Organisation. Seit 1965 hat das Kartell seinen Sitz in Wien. Die ursprünglichen Mitglieder waren Irak, Iran, Kuwait, Saudi-Arabien und Venezuela. Später schlossen sich weitere sieben Staaten an: Katar, Libyen, die Vereinigten Arabischen Emirate, Algerien, Nigeria und Angola. Ecuador war von 1973 bis 1992 Mitglied und Gabun von 1975 bis 1992. Am 17. November 2007 kehrte Ecuador nach 15-jähriger Pause in die Organisation zurück. Indonesien ist im Januar 2009 ausgetreten.

Die OPEC–Mitgliedstaaten fördern etwa 40 Prozent der weltweiten Erdölproduktion und verfügen über drei Viertel der weltweiten Erdölreserven. Allerdings vermuten einige Experten, dass die Angaben zu den Reserven etwa von Saudi-Arabien nicht zutreffend sind.


Das Zitat der Woche:

“Das Wasser ist die Kohle der Zukunft. Die Energie von morgen ist Wasser, das durch elektrischen Strom zerlegt worden ist. Die so zerlegten Elemente des Wassers, Wasserstoff und Sauerstoff, werden auf unabsehbare Zeit hinaus die Energieversorgung der Erde sichern.“ - Jules Gabriel Verne (* 8. Februar 1828 in Nantes; † 24. März 1905 in Amiens) war ein französischer Schriftsteller.

Jules Verne beschrieb mit diesem, 1870 gebrauchten Spruch schon sehr früh die grobe Wirkungsweise einer Erfindung, die wir heutzutage als "Brennstoffzelle" bezeichnen würden.

In diesem Sinne eine erfolgreiche Rohstoff-Woche!

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© Tim Roedel
Die Rohstoff-Woche





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