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Die Rohstoff-Woche - KW 18/2010: Das Desaster hat einen Namen - Rohstoff AGs - Made in Germany

01.05.2010  |  Tim Roedel (Rohstoff-Woche)
Warum in die Ferne schweifen, denn das Gute liegt so nah. Eine Binsenweisheit, die auch beim Kampf um die Anlegergunst immer wieder aufs Neue Wirkung zeigt.
Gerade im Rohstoffsektor buhlen inzwischen ja hunderte von in der Regel ausländischen Gesellschaften um den Deutschen Privatanleger. Wer sich da noch Gehör verschaffen will, muss sich schon etwas einfallen lassen. Da auch der Börsenmensch dazu neigt, vermeintlich Bekanntem den Vorzug vor vermeintlich Unbekanntem zu geben - sprich deutschen Aktiengesellschaften deutlich mehr Aufmerksamkeit und Vertrauen zu schenken als Ausländischen, lag es nahe, auch im Rohstoffbereich deutsche Aktiengesellschaften zu gründen.

Einer der Pioniere dieser Strategie war die Activa Resources AG aus Bad Homburg. Genützt hat es ihr letztlich wenig. Aber dazu später mehr. Im Normalfall sitzen eh nur die Initiatoren in Deutschland, die zu explorierenden oder auszubeutenden Rohstoffliegenschaften dagegen in aller Herren Länder. Und die Gründer sind allermeist keine Geologen oder Bergbauingenieure, sondern Finanzjongleure, die an dem Boom mitverdienen möchten.

Besonders oberschlau kommt aktuell die Deutsche Rohstoff AG aus Heidelberg daher, bei der "Made in Germany" nicht nur drauf steht sondern auch drin ist. Seltene Erden aus dem Erzgebirge gepaart mit Öl aus dem Oberrheintalgraben, dazu noch die ehrwürdige BASF AG als Mitaktionär, das ist schon eine hochattraktive Mischung, mit der sich vor allem bei deutschen Privatanlegern wohl kräftig Geld absahnen lässt, so jedenfalls die Hoffnung der beiden Vorstände und Gründungsaktionäre. Allerdings muss man schon mindestens 50.000 Euro mitbringen, um an der aktuellen Kapitalerhöhung des Unternehmens teilnehmen zu können, für die es den Zeichnungsschein gleich praktischer Weise auf der Web Site der Deutschen Rohstoff AG zum Download gibt.

Dahinter verbirgt sich die simple Überlegung: Wer viel Geld investieren kann, muss wohl Profi sein. Da macht es dann auch nichts, wenn sonst kaum weitere Informationen zur Verfügung gestellt werden - die brauchen Profis ja schließlich nicht. Insbesondere auf einen Wertpapierverkaufsprospekt verzichtet die Deutsche Rohstoff AG großzügig. Wozu denn auch! Institutionelle Anleger wie Fondsmanager oder Vermögensverwalter, die ohne einen solchen Prospekt überhaupt nicht investieren dürfen, scheinen bei der Deutschen Rohstoff AG nicht mehr im Fokus zu stehen. Schließlich ist man dieser Anlegergruppe schon seit 2 Jahren Tür und Tor eingerannt, ohne allerdings nennenswert zu punkten. So wurde dann kurzerhand auf das eigentlich geplante IPO mit Prospekt und Öffentlichem Angebot verzichtet und die Schmalspurvariante Privatplatzierung mit anschließendem einfachem Listing gewählt. Immerhin garantieren die Altgesellschafter, die Hälfte ihrer Aktien für ein Jahr gesperrt zu halten.

Wohlgemerkt - die Hälfte, denn schließlich haben die beiden Vorstände und Mitgründer ja schon seit über zwei Jahren ihr Privatvermögen in die Firma gebuttert, da wird man doch wohl schon erste bescheidenen Früchte der Arbeit ernten dürfen! Schließlich verspricht die Deutsche Rohstoff AG ja noch in diesem Jahr erste Einnahmen aus der Goldförderung, wenn auch in Australien. Denn dort hofft man eine alte kleine Goldmine wieder in Produktion zu bringen, wie sie es in Australien scharenweise gibt. Das mag durchaus gelingen, doch da solche Projekte in Australien meist nur marginal profitabel sind, kann die Mine auch schnell wieder geschlossen werden, wenn der Goldpreis sinken oder aber die Energiekosten steigen sollten.

Und wo bitte, bleibt da "Made in Germany"? Während die Deutsche Rohstoff AG den Eindruck erweckt, dass die Ölförderung in Deutschland praktisch kurz vor der Aufnahme steht, wissen wir aus den Aktionärsinformationen, dass die einzige bisher durchgeführte Bohrung der Tochter Rhein Petroleum zwar die ölführende Schicht erreicht hat, im wesentlichen aber Wasser spuckt. Vermutlich werden also noch so manche kostspielige Bohrungen nötig sein, um den Nachweis zu erbringen, dass die deutschen Öl- und Gas-Liegenschaften der Deutschen Rohstoff AG für eine wirtschaftliche Förderung geeignet sind. Experten jedenfalls gehen davon aus, dass dies erst ab einem Ölpreis jenseits der 80 US-Dollar je Barrel-Marke möglich sein dürfte. Kein Wunder also, dass die Deutsche Rohstoff AG auf einen Wertpapierverkaufsprospekt bisher verzichtet hat, denn die dort geforderten Wirtschaftlichkeitsberechnungen lassen sich derzeit für die allermeisten Projekte des Unternehmens wohl gar nicht erbringen.

Das gilt auch für die spekulative Förderung seltener Erden im Erzgebirge; zwar ranken aktuell allerlei Börsengerüchte um derartige Rohstoffe, tatsächlich sind die Märkte dafür mangels offizieller Preise, wie sie an Rohstoff- bzw. Warenterminbörsen gehandelt werden, aber höchst intransparent und werden über direkte Verträge von chinesischen Handelshäusern kontrolliert, die wohl kaum ernsthafte Konkurrenz zulassen würden.

Wir meinen, bei der Deutschen Rohstoff AG müssen Anleger schon extrem viel Vertrauen in das Explorationsglück des Vorstands mitbringen, um den angedachten Börsenwert von 58 Mio. Euro zur Notierungsaufnahme für ein Schnäppchen zu halten, selbst unter Herausrechnung der 18 Mio. Euro an Cash, die im Rahmen der aktuellen Kapitalerhöhung zuvor eingesammelt werden sollen. Es ist eben wie immer: "Made in Germany" hat nun mal seinen Preis!

Wie es einem ergehen kann, wenn das Explorationsglück leider ausbleibt, davon weiß die Activa Resources AG ein Lied zu singen. Auf dem Höhepunkt des Rohstoffbooms per Optionsanleihe teuer aufgenommene Gelder wurden in waghalsige Projekte zur Erschließung unkonventioneller Schiefergasvorkommen in den USA gesteckt und mussten nun endgültig abgeschrieben werden. Auf immerhin 5,8 Mio. US-Dollar Verlust summiert sich so der Verlust der US-Tochter von Activa Resources für 2009, und auch der Euro-Konzernabschluss 2009 dürfte ähnlich verlustreich abgeschlossen haben. Damit wäre Activas Eigenkapital wohl aufgebraucht, hätte die Gesellschaft nicht schnell noch Ende 2009 einen Teil ihrer Schulden in Eigenkapital wandeln können.

Diese Maßnahme war aber natürlich reine Bilanzkosmetik und hat keinen einzigen Cent in die Kassen gespült. Ohne Frage hatte sich der Vorstand wohl mehr versprochen, schließlich war die eigentlich bestens vernetzte Investmentbankboutique Silvia Quandt & Cie. AG mit der Kapitalmaßnahme betraut worden, doch konnte leider auch sie keine zusätzlichen Anlegergelder mehr locker machen. Damit schwebt über der Activa Resources weiterhin das Damoklesschwert der Insolvenz, denn spätestens in einem Jahr muss immer noch der nicht unerhebliche Rest der Optionsanleihe von über 5 Mio. Euro zurückgezahlt werden. Ohne Verkauf von Tafelsilber - sprich wesentlichen Teilen des mit Abstand ertragreichsten Ölfeldes OSR-Haliday dürfte das wohl kaum möglich sein. Natürlich hat die Börse hier längst reagiert und mit einem Börsenwert von aktuell 5,2 Mio. Euro ist Activa Resources nur noch ein Schatten ihrer selbst, denn zu Boomzeiten brachte es das Unternehmen einst auf über 82 Mio. Euro.

Fazit: Beim Thema Rohstoffinvestments kann sich "Made in Germany" also leicht als Etikettenschwindel herausstellen. Auch bei "Gutem aus deutschen Landen" bleibt dem Anleger nämlich nicht die Mühe erspart, sich ein genaues Bild vom Unternehmen und insbesondere seinem Management zu machen.

In diesem Sinne eine erfolgreiche Rohstoff-Woche!

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© Tim Roedel
Die Rohstoff-Woche





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