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Die Rohstoff-Woche - KW 20/2010: Wenn Bergbau-Riesen die Muskeln spielen lassen

15.05.2010  |  Tim Roedel (Rohstoff-Woche)
1.000 Euro je Unze Gold wurden in dieser Woche zum ersten Mal überhaupt in der Geschichte der Gemeinschaftswährung bezahlt. Möglich macht’s eben der schwache Euro, der jetzt auch den Anlegern aus dem Euro-Raum traumhafte Gewinne für ihre Gold-Ersparnisse beschert. In der Vergangenheit war es für Anleger aus dem Euro-Raum dank eines schwachen US-Dollars bzw. eines starken Euro weniger lukrativ in Gold investiert zu sein.

Die Unsicherheit in der Griechenland – ja genau genommen der gesamten Euro-“Frage drängte in den letzten Wochen und Tagen wieder mehr Anleger in die Shops der Goldmünzen- und -Barrenhändler. Die meldeten jedoch alsbald fast leere Lager, so dass man kurzerhand auf Silber umstieg. Wohl auch ein Grund dafür, dass Silber in dieser Woche gleich mal zum Sprung in Richtung 20 USD - Marke ansetzte, zunächst jedoch bei etwa 19,60 USD nach unten zurückprallte. Es dürfte jedoch nur eine Frage der Zeit sein, bis Silber die Widerstände bei 19,60 Euro, 19,85 Euro und 20,00 Euro überwindet. Das alles auch getrieben von Angst vor immer neuen Horrorszenarien über den Euro, die Euro-Länder, bevorstehende Währungsreformen, Austritte aus dem Euro-Raum usw. Während Gier Hirn frisst, lässt Angst die Edelmetallkurse steigen. Das war in der Vergangenheit so und wird sich so schnell wohl auch nicht ändern.

Negativ überrumpelt wurden in den vergangenen Tagen alle australischen Minengesellschaften, die Gewinne einfahren und deren Aktionäre. Der Grund dafür war die Ankündigung der australischen Regierung zukünftig eine Sondersteuer für Gewinne aus Bergbau-Aktivitäten zu erheben. Demnach plant man in Down Under die Minengesellschaften mit einer 40%igen Sondersteuer auf ihre Gewinne zu belegen. Geringere Gewinne lassen auch Dividenden dahin schmelzen und lassen darüber hinaus weniger Spielraum für zu tätigende Investitionen in Infrastruktur und Exploration.

Dementsprechend mussten viele australische Minen-Unternehmen in den letzten Tagen teils heftige Kursverluste hinnehmen. Selbst oder gerade eben Schwergewichte wie Rio Tinto oder auch BHP Billiton erwischte es mit zweistelligen Kursabschlägen. Der nun vorliegende Gesetzentwurf soll 2012 in Kraft treten und dem australischen Staat jährlich 8 Milliarden AUD zusätzlich einbringen. Rechnet man andere Unternehmenssteuern hinzu, wäre die australische Bergbaubranche künftig die weltweit am höchsten besteuerte.

Doch noch ist dieses Gesetz nicht real existent, schon hat es erste Folgen. So gab BHP Billiton umgehend bekannt, dass man das eigene Yeelirrie Uran-Projekt, das ab 2014 eigentlich über 30 Jahre lang 7,7 Millionen Pfund Uran pro Jahr produzieren sollte, nochmals dahingehend überprüfen werde, ob sich ein Abbau angesichts der geplanten Sondersteuer überhaupt noch lohne.

Einen Schritt weiter ging indes Xstrata. Der Minenkonzern kündigte an, alle seine australischen Kohle-, Kupfer-, Zink- und Nickel-Projekte auf den Prüfstand zu stellen und einige Operationen gegebenenfalls ganz einzustellen. Angesichts der dann wohl eher zu erwartenden Steuerverluste und höherer Arbeitslosenzahlen gab Australiens Ressourcen-Minister Martin Ferguson in einer ersten Stellungnahme bekannt, dass man ja nochmal über die Details der neuen Sondersteuer verhandeln könne.

Die kürzlich im Vereinigten Königreich und in Nordrhein-Westfalen abgehaltenen Wahlen könnten einen bevorstehenden Uranpreis-Anstieg etwas ausbremsen. In UK wurde ja bekanntlich eine Koalitionsregierung zwischen der Labour-Party und den Liberal-Demokraten gebildet. Während Labour traditionell Pro-Atomstrom eingestellt ist, könnten die Liberal-Demokraten störend bei der Entscheidung für oder gegen 10 neu geplante Nuklear-anlagen auf der britischen Insel einwirken. Ob die Liberal-Demokraten allerding angesichts der akuten wirtschaftlichen Probleme des Landes gerade bei diesem Thema querstellen, darf bezweifelt werden.

Weitaus verzwickter stellt sich dagegen die Situation in Deutschland dar. Durch das gelinde gesagt undurchsichtige Wahlergebnis im bevölkerungsreichsten Bundesland Nordrhein-Westfalen, bei dem unter Nicht-Beachtung der Linken ein Patt zwischen Konservativ-Liberalen und Sozialdemokratisch-Grünen entstanden ist, wird die Regierungskoalition aber auf jeden Fall die Mehrheit im deutschen Bundesrat verlieren. Dieser entscheidet aber bei der Frage nach einer möglichen Laufzeitverlängerung deutscher Kernkraftwerke über das Jahr 2021 hinaus, mit. Es wäre also durchaus möglich, dass bis 2021 doch alle noch laufenden deutschen Atommeiler abgeschaltet werden müssen.

Toshiba, der weltgrößte Atomanlagen-Bauer zeigt sich von all diesen Szenarien unbeeindruckt und vermeldete, sein Nuklear-Budget für die nächsten drei Jahre um 74% auf 14 Milliarden USD aufstocken zu wollen. Und dies aus gutem Grund, immerhin erwartet Toshiba bis 2015 bis zu 40 neue Aufträge für den Bau von Nuklear-Anlagen - vornehmlich aus dem asiatischen Raum.

Viele US-amerikanische Bundesstaaten ringen bereits jetzt mit Energie-Problemen. So auch Minnesota. 32. Bundesstaat der Vereinigten Staaten von Amerika beschloss deshalb nun nach 16 Jahren das Verbot für den Bau neuer Atom-Anlagen aufzuheben. Diese Entscheidung soll dazu führen, die Region im Minneapolis wieder attraktiver für Atom-Unternehmen zu machen und eine Entlastung des Energie-Sektors in Minnesota herbeizuführen.


Das Zitat der Woche:

“Die Kunst der Besteuerung besteht ganz einfach darin, die Gans so zu rupfen, dass man möglichst viel Federn bei möglichst wenig Geschrei erhält.“ - Jean-Baptiste Colbert, Marquis de Seignelay (* 29. August 1619 in Reims; † 6. September 1683 in Paris) war ein französischer Staatsmann und der Begründer des Merkantilismus (Colbertismus). Er kann zur vorklassischen Ökonomie gezählt werden. Unter dem Sonnenkönig Ludwig XIV. war er erfolgreicher Finanzminister. Er sanierte den Staatshaushalt, um Ludwigs Leben, Hof und Kriege zu finanzieren und schuf die Basis für die französische Wirtschafts- und Kolonialpolitik.

In diesem Sinne eine erfolgreiche Rohstoff-Woche!

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© Tim Roedel
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