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Die Rohstoff-Woche - KW 28/2010: Nicht nur Banken werden ganze Volkswirtschaften zu Fall bringen

11.07.2010  |  Tim Roedel (Rohstoff-Woche)
Wie wir etwas früher in diesem Jahr schon angekündigt hatten, geht es bei den so genannten Seltenen Erden jetzt so langsam ans Eingemachte. Der Grund dafür liegt in der Ankündigung Chinas, seine Seltenen Erden - Exporte für das zweite Halbjahr 2010 von 28.417 Tonnen auf nur noch 7.976 Tonnen zu reduzieren. Das bedeutet eine Kappung der Exporte um 72%! Was ist daran weltbewegend? - Werden Sie fragen. Diese Nachricht ist in der Tat weltbewegend, weil sie uns alle betreffen wird.

Denn China fördert aktuell über 90% aller Seltenen Erden weltweit. Und Seltene Erden sind essentiell und bislang nicht ersetzbar für den Bau von Smartphones, Hybridautos und vielen weiteren High-Tech-Gerätschaften. Apple (iPod) und Toyota (Prius) dürften in Kürze ziemlich ins Schwitzen kommen, denn es droht ihnen ein Produktionsstillstand bei den genannten Produkten und damit verbunden erhebliche Umsatzeinbußen.

Diese beiden Unternehmen sind jedoch nur die Spitze des Eisberges, da Seltene Erden mittlerweile in so vielen Geräten Einzug finden, dass inklusive Zulieferfirmen etc. ganze Volkswirtschaften von ihnen abhängig sind. Bislang haben die westlichen Staaten - wie auch schon die Jahre zuvor - nicht auf die Ankündigung Chinas reagiert, vor allem ein Konflikt mit den USA scheint zum aktuellen Zeitpunkt jedoch unausweichlich.

Wie sieht es nun eigentlich außerhalb Chinas mit der Förderung von Seltenen Erden aus? Vorkommen sind durchaus vorhanden. Minen gibt es jedoch nur wenige. Die Mountain Pass Mine in Kalifornien könnte zwar größere Mengen an Seltenen Erden produzieren, hat aber wie fast alle Minen das Problem, dass Seltene Erden meist in Verbindung mit radioaktiven Materialien vorkommen. Bei Mountain Pass führte dies in der Vergangenheit zu mehreren Grundwasserkontaminationen, sodass die US-Regierung bis dato alle Anträge auf eine Expansion der Produktion abgelehnt hat. Ob diese Haltung jedoch angesichts der Knappheit an Seltenen Erden noch lange Bestand haben wird, darf bezweifelt werden. Die Wirtschaftskraft eines ganzen Landes dürfte in Kürze wohl doch schwerer wiegen als alle Umweltbedenken.

Aussicht auf Linderung dieses Knappheitsverhältnisses bieten aktuell nur mehrere Projekte in Australien, die sich allerdings noch in der Entwicklungsphase befinden. Die beiden Rohstoff-Unternehmen Lynas Corp. und Arafura Resources scheitern aktuell noch immer an der Finanzierung ihrer Projekte. Dies dürfte sich jedoch im Falle erster Produktionsausfälle im High-Tech-Sektor schnell ändern. Weitere Vorkommen an Seltenen Metallen liegen im Südwesten Grönlands unter der Erde, jedoch auch hier in Verbindung mit Uran. Ob und wann dort eine Produktion gestartet werden kann hängt davon ab, inwiefern Grönland seine neu gewonnene Souveränität umzusetzen bereit ist.

Kurz zusammenfassend kann man sagen, dass China gerade im, in den letzten Jahren immer wichtiger gewordenen Bereich der Seltenen Erden, seine größten Trumpfkarten in der Hand hält. Die anfällige Beschaffungsindustrie des High-Tech-Sektors, vor allem in den westlichen Staaten, dürfte sich daran die Zähne ausbeißen. Allerdings muss ebenso beachtet werden, dass China selbst eine aufstrebende High-Tech-Branche besitzt, die mit Seltenen Erden versorgt werden muss. Ein gewisses Eigeninteresse hinsichtlich der Versorgung der eigenen Volkswirtschaft darf den Chinesen nicht abgesprochen werden.

Abhilfe kann nur die Etablierung größerer Minen außerhalb Chinas bieten, die jedoch reichlich spät kommt. Jahrelang ließ die westliche High-Tech-Branche dem Treiben freien Lauf, ganz nach dem Motto: "Unsere Politik wird es schon richten". Nun könnte zumindest zeitweilig die Quittung dafür kommen: ein einstweiliger Einbruch der Produktion bis zu dem Zeitpunkt, an dem die nächste Seltene Erden Mine ihre Produktion aufnimmt. Dies wird aller Voraussicht nach jedoch nicht mehr vor 2012 oder gar erst 2013 passieren, weshalb eine Knappheit an Seltenen Erden so sicher wie das Amen in der Kirche zu sein scheint.

Interessierte Anleger sollten bei einem Investment in potentielle Seltene Erden - Produzenten jedoch auch eine gewisse Vorsicht walten lassen. Denn es besteht natürlich immer die Möglichkeit, dass China seinen Seltene Erden - Hahn plötzlich und überraschend wieder aufdreht und neuen Produzenten damit die Luft nimmt. Möglich wäre ein derartiges Szenario durchaus. Ob ein solches auch wahrscheinlich ist steht auf einem anderen Blatt. Denn China selbst besitzt aktuell bekannte und wirtschaftlich abbaubare Vorkommen, die bei der aktuellen Abbaurate kaum länger als maximal 30 Jahre reichen würden.

China würde sich bei einer Erhöhung der Exportrate also ins eigene Fleisch schneiden und die langfristige Entwicklung seiner High-Tech-Branche gefährden. Nur zu einem höheren Marktpreis würden auch in China weitere Vorkommen wirtschaftlich abbaubar sein. So dürfte auch China eher an steigenden Preisen für Seltene Erden, denn an Dumpingpreisen zur Lahmlegung ausländischer Produzenten interessiert sein. Wie auch immer es mit den Seltenen Erden weitergehen wird, eines steht fest: Anleger können eigentlich fast nur von der aktuellen und zukünftigen Situation profitieren. Denn egal, ob ich in ein chinesisches oder in ein außer-chinesisches Seltene Erden - Unternehmen investiere, während der nächsten paar Jahre werden diese Seltenen Erden markttechnisch knapp bleiben und der Preis für sie dementsprechend hoch sein.


Das Zitat der Woche:

"Wenn ich clever gewesen wäre, hätte ich vor einem Jahr mein ganzes Geld in die Firma gesteckt, die diese ´House For Sale´-Schilder herstellt." - David Michael Letterman (* 12. April 1947 in Indianapolis, Indiana) ist der Moderator der US-amerikanischen Fernsehsendung Late Show with David Letterman. Außerdem ist er Komiker, Produzent und Miteigentümer des Motorsportteams Rahal Letterman Racing. Lettermans ironischer, oft absurder Humor ist stark beeinflusst vom Komiker Ernie Kovacs und vom Late-Night-Moderator Johnny Carson.

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© Tim Roedel
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