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Die Rohstoff-Woche - KW 32/2010: Öl-Terrorismus auf dem Vormarsch

08.08.2010  |  Tim Roedel (Rohstoff-Woche)
Schon mehrfach habe ich Sie auf die Problematik der Straße von Hormus aufmerksam gemacht. Die Straße von Hormus ist die wichtigste Seeroute für Rohöl weltweit. Vor allem ein Konflikt um den Iran könnte diese wichtige Route lahmlegen und somit enorme Auswirkungen auf die Versorgung mit Rohöl und den Rohölpreis haben. Am vergangenen Mittwoch zeigte sich eine zusätzliche Gefahr für Tankschiffe in dieser Region. Eine Untergruppe von Al-Quaida verübte nach eigenen Angaben einen Terroranschlag auf einen japanischen Supertanker. Bei dem Zwischenfall wurden mehrere Menschen verletzt, die Außenhülle des Supertankers erlitt jedoch nur geringe Schäden. Öl-Terrorismus - ein neues Operationsgebiet von Terrorvereinigungen.

Italien kehrt zur Atomkraft zurück. Das verkündete Präsident Berlusconi vor kurzem in Rom. Italien hatte sich im Jahre 1987 per Volksabstimmung für die Abschaffung der Kernenergie ausgesprochen und alle Atommeiler abgeschaltet. Nun sollen vor allem auf Grund des stark ansteigenden Energieverbrauchs baldmöglichst acht neue Kernkraftanlagen gebaut werden. Die italienische Regierung hat nach den Worten Berlusconis bereits eine Anfrage an den französischen Kernkraftspezialisten Areva gerichtet und dem Unternehmen die Abnahme von vier Reaktoren zugesichert. Alle acht geplanten Reaktoren sollen bis 2020 ans Netz gehen.

In der letzten Ausgabe der Rohstoff-Woche hatte ich schon einmal angesprochen, dass die Schwarzmeeranrainerstaaten auf Grund von schlechten ernten ihre Weizen-Exporte limitieren könnten. Dasselbe wird nun auch Russland durchführen. Sogar von einem generellen Exportstopp ist die Rede. Grund dafür sind die anhaltenden Waldbrände im ganzen Land, die bereits große Flächen Wald und Ackerland in Asche gelegt haben. Russland ist i8mmerhin der drittgrößte Weizenexporteur der Welt. Der europäische Weizenpreis stieg dementsprechend gestern um 10% auf ein 2,5-Jahreshoch von über 230 EUR je Tonne. Auch Kasachstan, ebenso einer der größten Weizenproduzenten weltweit dürfte in Kürze einen Exportstopp verkünden. Linderung könnte aktuell wohl nur aus den USA kommen, die eine sehr gute Weizenernte einbringen konnten.

Eine kleine Elefantenhochzeit erlebt gerade der Goldsektor. So verkündeten in dieser Woche Kinross Gold und Red Back Mining, dass man sich zu einem Unternehmen zusammenschließen werde. Nach Vollzug dieser Fusion werden die ehemaligen Red Back Aktionäre 37% an Kinross halten. Die Fusion selbst wird mittels Aktientausch geregelt. Das neue Unternehmen wird dann auch zu den fünf größten Goldproduzenten weltweit aufschließen können und peilt eine Jahresproduktion von vier Millionen Unzen Gold an. Die Gesamte Transaktion besitzt ein Volumen von rund sieben Milliarden USD, wobei alle Red Back Mining Aktionäre einen ordentlichen Aufschlag erhalten. Für Kinross lohnt sich das Geschäft dennoch, da das Unternehmen zum einen händeringend nach neuen Projekten sucht und Red Back Mining diese zum anderen vorzuweisen kann. Vor allem die günstigen Produktionsstätten in Westafrika dürften Kinross‘ Portfolio stark positiv beeinflussen.

Der Goldpreis verharrt momentan nahe der 1.200 USD-Marke. Ein Grund für diesen einstweiligen Stopp dürfte ein spürbarer Rückgang von neuen Mittelzuflüssen im Bereich Gold-Investment sein. So berichtete in dieser Woche unter anderem auch die britische Münzprägeanstalt, dass man aktuell auf Grund des hohen Gold-Preises bis zu 120% weniger Goldmünzen präge. Es werde aktuell einfach nicht mehr so viel nachgefragt als noch vor einem Jahr. Die Waage zwischen der Angst vor weiterhin wirtschaftlich schwierigen Zeiten und einem gesunden Optimismus scheint sich zunehmend eher in Richtung letzterem zu verschieben. Gold als sicherer Hafen wird auf dem aktuellen Goldpreisniveau wieder etwas kritischer betrachtet. In der Summe zeigt die Entwicklung beim Goldpreis erst mal wieder nach unten. Welches Niveau wieder mehr Käufer in die Münzläden treiben wird, wird sich wohl erst wieder zu Beginn der traditionell starken Goldsaison ab September/Oktober zeigen.

Einen wahren Einbruch erlebte die Prägung von Silbermünzen. Wurden im ersten Quartal 2010 noch knapp 105.000 Unzen Silber zu Münzen verarbeitet, waren es im zweiten Quartal 2010 nur noch etwa 23.000. Stark zeigen sich Gold und Silber aktuell weiter in China. So wurden im ersten Halbjahr 2010 rund 159 Tonnen Gold gefördert. 8,7% mehr als im ersten Quartal des vergangenen Jahres. Trotz dieses Rekordwertes ist China weiterhin auf Importe angewiesen um die enorme Nachfrage im Reich der Mitte befriedigen zu können. Die Liberalisierung des Goldmarktes in China schreitet voran und zeigt, dass es nicht an den Chinesen liegen dürfte, wenn der Goldpreis nicht weiter steigen sollte.

Apropos China: Abseits der Rohstoffmärkte überschlugen sich deutsche Fernsehmedien heute regelrecht bei der Berichterstattung über den Börsengang von Kinghero. Noch nie gehört? - Ich gebe zu, ich hatte diesen Namen bislang auch noch nie wahrgenommen. Wie auch, das chinesische Modeunternehmen ist quasi bedeutungslos. Welches Unternehmen mit einem Jahresumsatz von gerade einmal 49 Millionen Euro erhält schon eine derartige Publicity? Warum denn? Nunja, das kann ich Ihnen ehrlich gesagt auch nicht sagen. Weil es aus China kommt? Oder ist das Sommerloch etwa so groß, dass man schon bedeutungslose Modelabels aus Fernost derart promoten muss? Zumal es sich dabei nicht um die chinesische Gucci oder Prada handelt, sondern um ein Unternehmen, das eher auf dem Niveau von Hennes und Mauritz anzusiedeln ist. Arme deutsche Medienlandschaft!


Das Zitat der Woche:

"Psychopathen bauen Luftschlösser, Neurotiker bewohnen sie, und die Psychiater kassieren die Miete." - Danny Kaye (* 18. Januar 1913 in Brooklyn, New York; † 3. März 1987 in Los Angeles; eigentlich Daniel David Kaminsky) war ein US-amerikanischer Schauspieler, Komiker und Sänger.

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© Tim Roedel
Die Rohstoff-Woche





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